OB: „Andere Städte schreien, wir entwickeln uns weiter“
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Herne. Erfolge, HipHop, Ausblicke, Rindsrouladen und mehr: Die Stadt begrüßte im Herner Rathaus mit 500 Gästen das neue Jahr. Alles über den Empfang.
Mit 500 geladenen Gäste hat die Stadt am Montagabend das Jahr 2024 begrüßt. Warum OB Dudda mit breiter Brust ins neue Jahr geht, Heavy Metal und Mini-Rindsrouladen eine Rolle spielten und es ein Riesenlob für Herne von außerhalb gab: Schlaglichter auf den Neujahrsempfang im Rathaus.
Die Veranstaltung
Seit 2016 lädt die Stadt zum Neujahrsempfang ins Herner Rathaus ein. 500 Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft nahmen diesmal die persönliche Einladung von Oberbürgermeister Frank Dudda an. Nach der Begrüßung durch den OB und dem offiziellen Teil im leer geräumten und illuminierten Ratssaal folgte der (inoffiziell) wichtigste Teil: Gespräche auf den Fluren und der Gang zum Büfett.
Der Affront
Same procedure as every year: Während der Rede- und Kulturbeiträge im Ratssaals gab es im hinteren Bereich sowie vor dem Ratssaal einen permanenten Lärmpegel durch einige Gäste, die ihre persönlichen Gespräche partout nicht unterbrechen wollten. Unverschämt? Unverschämt!
Die breite Brust
Mit breiter Brust und großem Stolz auf das 2023 Erreichte und viel Optimismus fürs neue Jahr präsentierte sich Frank Dudda in seinem Bühnentalk mit Moderator und Stichwortgeber Martin von Berswordt. Von der Ansiedlung der Polizeihochschule („die wichtigste Nachricht des Jahres, das hat uns am meisten euphorisiert“) über das neue Forschungszentrum Nachbergbau, die ausgerufene Mobilitätswende, Kita- und Schulbauten, Projekte wie das We-House oder den Europagarten bis hin zur Entwicklung des Blumenthal-Geländes inklusive der Seilbahn reichte die breite Themenpalette.
In einem (selbst gedrehten) Filmeinspieler präsentierte die Stadt mit Hanno Kempermann einen Kronzeugen für die „tolle Entwicklung“ (Dudda). Der Projektleiter des jährlich durchgeführten Städterankings vom Institut der Deutschen Wirtschaft/IW Consult berichtete, dass keine Stadt in den vergangenen fünf Jahren in der Einzelrubrik „Dynamik-Ranking“ einen solchen Aufschwung hinbekommen habe wie Herne. Nach Platz 69 im Jahr 2018 über Rang 42 in 2021 habe Herne 2023 den „Sensationsplatz 20“ unter den 71 deutschen Großstädten belegt, so Kempermann. Dass Herne in den anderen beiden Rubriken ‚Niveau-Ranking‘ und „Nachhaltigkeit-Ranking“ nach wie vor auf dem 69. und somit drittletzten Platz liegt, fand keine Erwähnung.
Eine Stadt wie Herne brauche vielleicht etwas mehr Glück als andere Kommunen, lasse sich aber auch durch kleine Rückschläge nicht beirren, betonte Dudda im Ratssaal. Die Stadt kenne ihre Schwächen und gehe diese aktiv an, beklage aber trotzdem nicht „den ganzen Tag den Untergang des Abendlandes“. Duddas Fazit: „Während andere schreien, entwickeln wir uns einfach weiter.“ Wie diese Worte des Vorsitzenden des Ruhr-Parlaments wohl in anderen Städten ankommen?
Auch (sehr leise) Selbstkritik ließ der OB nicht vermissen: „Wir haben so viele Projekte in Herne, da kann es an der einen oder anderen Stelle schon einmal haken.“ Die Stadt wolle Entscheidungen nicht im stillen Kämmerlein treffen: „Wir versuchen, als ehrlicher Makler aufzutreten.“
Die Kultur
Befragt nach besonders beeindruckenden Begegnungen im Jahres 2023, hob der OB zwei Treffen mit Kulturschaffenden hervor. So schwärmte er von seinem Gespräch mit der preisgekrönten Wanne-Eickeler Lyrikerin Lina Atfah. Sie bringe „so viele Ideen, Lebensgefühl und Ausstrahlung“ in Herne ein. Und auch den Besuch des Musikers Peter „Peavy“ Wagner („sein Vater war mein Biolehrer“) im Rathaus erwähnte Dudda. Wagner, Frontmann der weltweit bekannten Herner Metal-Band „Rage“, werde anlässlich des 40-jährigen Bühnenjubiläums seiner Formation am 7. September beim Herner Stennert-Festival zu Gast sein. „Seit das bekannt ist, ist unsere Ordnungsbehörde nervös“, so der OB augenzwinkernd. Über Kultur wurde aber nicht nur geredet: Für die tänzerische Untermalung des Neujahrsempfangs sorgte das Urban Arts Ensemble Ruhr.
Die Gästeliste
Die männliche Ü50-Fraktion bestimmte (mal wieder) deutlich das Bild beim Stadtempfang. Und: Als regionale Promis waren unter anderem Regierungspräsident Heinrich Böckelühr, LWL-Chef Georg Lunemann und RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel zu Gast. Für einen Hauch von internationalem Flair sorgten die Generalkonsuln Taylan Özgür Aydin (Türkei) und Du Chunguo (China). Neben allen Mandatsträgern und -trägerinnen aus Rat und Bezirksvertretungen waren auch 50 „normale“ Bürgerinnen und Bürger eingeladen worden. Sie waren nach einem Aufruf der Stadt aus 230 Bewerberinnen und Bewerbern ausgelost worden.
Das Büfett
Ist Herne keine süße Stadt? Die Tische mit den Desserts - Mini-Cheesecake mit Früchten, Rote Grütze, Panna Cotta mit Beerenhaube, Apfel-Birnenkompott etc. - waren zu vorgerückter Stunde noch recht gut gefüllt. Mehr Appetit entwickelten die Gäste offenbar bei Vor- und Hauptspeisen wie Kürbis-Tortelloni, Rigatoni Verdure, Mini-Rindsroulade auf Lauchpüree oder Puten-Gyros auf Reis.
Eine Leerstelle?
So unterschiedlich wie die Geschmäcker am Büfett fielen auch einige Bewertungen über die OB-Ausführungen im Ratssaal aus. So bemängelten einige Gäste, dass Frank Dudda mit keinem Wort auf den offenen Rechtsextremismus der immer erfolgreicheren AfD und dem mittlerweile von vielen Seiten geteilten Aufruf zum Kampf für die Demokratie einging. Häufiger zu hören war allerdings: So etwas passe nicht in den Rahmen eines Stadtempfangs.
Die schönsten Fotos: Herne begrüßte 500 Gäste im Rathaus
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Schluss
Um 23.30 Uhr, also gut viereinhalb Stunden nach dem Beginn des städtischen Neujahrsempfangs, verließ der letzte Gast das Rathaus.
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