Herne. In Herne ist in kurzer Zeit ein zweites neues Schulgebäude eingeweiht worden. Warum die Stadt damit Neuland betritt.

Es kommt wahrlich nicht oft vor, dass in Herne neue Schulgebäude eröffnet werden. Jetzt wurde sogar schon der zweite Neubau innerhalb weniger Wochen gefeiert - und das noch auf dem selben Grundstück. Nach der „Grundschule am Schloss“ ging nun im neuen Kaiserquartier im Ortsteil Baukau auch offiziell die „Förderschule Forellstraße“ an den Start. Schulleiter Gisbert Knierim zeigte sich erfreut: „Wir haben hier so viel mehr Platz, um Schule mit Leben zu füllen.“

Damit spielte der Schulleiter auf den bisherigen Standort in Holsterhausen an. „Zu klein, zu eng, zu marode“ sei die „Schule am Schwalbenweg“ gewesen, sagte er bei einem kleinen Festakt am Montag, 30. September, im neuen Gebäude. Eigentlich sind es sogar zwei: Im Kaiserquartier, neben Edeka, Drogeriemarkt dm und Aldi, hat die Stadt für die Förderschule ein fünf- und ein dreistöckiges Gebäude gemietet. Dieser Weg, sagte OB Frank Dudda, sei „Neuland“ und, ja, auch ein „Abenteuer“, fügte er an. Allein: Die Stadt könne ja nicht mal so eben Grundstücke für neue Schulen aus dem Hut zaubern, wenn sie benötigt würden. Deshalb sei dieser „neue Ansatz“, also ein Mietobjekt, gewählt worden. Nun gelte es, „diesen Lernort so zu polieren, dass er strahlt.“

Hernes OB: „Da ist noch einiges zu tun“

Der Schulhof entsteht auf dem Dach über den Geschäften. Nach den Herbstferien soll er fertig sein.
Der Schulhof entsteht auf dem Dach über den Geschäften. Nach den Herbstferien soll er fertig sein. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Poliert werden muss noch einiges. Denn noch immer ist nicht alles fertig. Als die Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien am neuen Standort anfingen, waren einige Räume noch nicht fertig, auch jetzt steht unter anderem der Schulhof noch nicht zur Verfügung. Er entsteht auf einem Teil des Dachs der Einzelhändler, direkt über den Geschäften. Nach den Herbstferien soll aber endlich alles fertig sein. Bis dahin müssen die Kinder runter auf den Parkplatz: Ein Teil der Stellplätze wurde mit Bauzäunen abgetrennt und dient nun als Pausenhof.

„Da ist noch einiges zu tun“, räumte auch Oberbürgermeister Dudda in seiner Begrüßung ein. Und: So manche Dinge müssten sich noch einspielen. Damit meinte er die Kritik von Eltern, die sich gegenüber der WAZ über den Start am neuen Standort beschwert hatten. Der Tenor: Viel zu viel sei noch nicht fertig, außerdem falle der Nachmittagsunterricht dauernd aus. Sie sprachen von „Chaos“.

Provisorischer Schulhof: Parkplätze wurden im Kaiserquartier mit Bauzäunen abgetrennt.
Provisorischer Schulhof: Parkplätze wurden im Kaiserquartier mit Bauzäunen abgetrennt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Am Montag, bei der offiziellen Eröffnung, warb Schulleiter Knierim um Verständnis. Wenn man baue, sagte er, gebe es immer Verzögerungen: „Das ist normal.“ Er betonte, dass das neue Gebäude so viele Vorteile für alle Nutzerinnen und Nutzer habe. Er zeigte sich zuversichtlich, dass alle schnell davon profitieren.

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Dazu will auch der Investor und Vermieter, die Herner E-Gruppe, beitragen. Er stamme aus einer Lehrerfamilie, sagte E-Gruppe-Chef Steven Engler, er wisse, wo bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern der Schuh drücke. Sein Unternehmen habe mit dem Gebäude deshalb „modernste Standards“ gesetzt, und es werde, versprach er, eng an der Seite der Schule stehen. Dass noch nicht alles fertig sei, sagte auch Engler, stellte zugleich aber klar: „Wir haben alle Zeiten eingehalten.“

Und so geht es jetzt weiter: Nach dem Start der Förderschule und der Öffnung der Geschäfte in der vergangenen Woche sollen in Kürze in dem Geschäftszentrum an der Ecke Kaiser- und Forellstraße auch die weiteren Mieter einziehen: die Kinderarztpraxis Paedicum Ruhrkidz Anfang Oktober, der IT-Systemdienstleister Diprotec Anfang November, und der Familienkiosk der Stadt Herne zum Jahreswechsel. Zu Letzterem: Der Kiosk soll eine zentrale Anlaufstelle für gesundheitliche und soziale Belange für Familien werden. Das Dach soll im Herbst bepflanzt werden, der Teil der Fläche, der nicht zum Schulhof wird, soll dann für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

>>> So sind die Gebäude aufgeteilt

  • Die Schulräume im dreigeschossigen Gebäude: Multifunktionsraum/Speiseraum, Küche, Lehrküche, Kunstraum Holzwerkstatt mit Holz-Maschinenraum, Raum für textiles Gestalten, Musikraum mit Nebenraum, vier Klassenräume, drei Differenzierungsräume, Bibliothek, Abstell- und Lagerräume, WC-Anlagen in jeder Etage.
  • Die Schulräume im fünfgeschossigen Gebäude: Lehrerzimmer, sechs Büroräume, Büros der Schulleitung, zwölf Klassenzimmer, zwei Differenzierungsräume, Teamstationen für Lehrkräfte und Büro.