Herne. Steven, Timothy und Gernot Engler teilen nicht nur die Geschäftsführung der aufstrebenden Herner E-Gruppe, sondern auch die Fußballbegeisterung.
Wenn Schiedsrichter Felix Zwayer am Freitagabend den Bundesliga-Auftakt zwischen Werder Bremen und Bayern München anpfeift, wird auch Steven Engler von der Herner E-Gruppe vor dem Fernseher sitzen und wie Millionen Fans auf eine Niederlage des Dauer-Meisters hoffen. Es dürfte allerdings nicht viele Familien in Deutschland geben, die den Fußball über Jahrzehnte so gelebt haben wie die Englers. Die WAZ sprach mit dem 38-Jährigen, der die Geschäfte des expandierenden Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Gernot und Bruder Timothy führt.
Herr Engler, wird Bayern in diesem Jahr zum zwölften Mal deutscher Meister?
Steven Engler: Ich fürchte, dass es in diesem Jahr wieder eine klare Angelegenheit für Bayern wird.
Verfolgen Sie das Fußballgeschehen?
Ich interessiere mich total für Fußball, dieses Jahr allerdings mehr für die 2. Liga. Ich bin Schalke-Fan. Und SSV-Fan.
SSV Buer 07/28, um genau zu sein. Bereits als Dreijähriger wurde Steven Engler Mitglied des traditionsreichen Clubs im Norden der Herner Nachbarstadt Gelsenkirchen. Noch im Jugendalter rückte der technisch beschlagene Innenverteidiger in die erste Mannschaft auf, die mit ihm und seinem viereinhalb Jahre älteren Bruder Timothy zwischenzeitlich bis in die Verbandsliga aufstieg. Aktuell messen sich die Rothosen, so der Spitzname der SSV, in der Landesliga unter anderem mit Westfalia Herne, Sportfreunde Wanne und SV Wanne 1911.
Steven Engler beendete seine Fußball-Karriere bereits 2013 im Alter von nur 28 Jahren nach der Geburt seines Sohnes. Sein Bruder blickt sogar auf eine knapp 30-jährige SSV-Karriere zurück - zunächst als (Offensiv-)Spieler und später auch als Trainer. Und die Eltern Gernot und Barbara Engler waren über viele Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen im Verein aktiv; Gernot Engler über mehrere Jahre als Vorsitzender.
Gab es für Sie nicht auch mal Angebote von höherklassigen Clubs?
Ja, nach der C-Jugend hätte ich zu VfL Bochum wechseln können. Und mein Bruder Tim hatte nach der B-Jugend ein Angebot von Schalke 04. Unsere Eltern haben uns den Wechsel damals jedoch verboten. Wir sollten erst einmal unser Abitur machen. Ich war damals ziemlich sauer, kann das heute aber gut verstehen und hätte als Vater wohl genauso gehandelt. Später hatte ich noch mal ein Angebot von Westfalia Herne. Ein Wechsel kam für mich aber nicht in Frage.
Und seit wann schlägt ihr Herz für Schalke 04?
So lange ich denke kann. Mein Bruder und ich waren schon als Kinder regelmäßig im Parkstadion. Für die Arena hatten wir eine Dauerkarte, die wir jetzt aber abgegeben haben - allerdings nicht wegen des Abstiegs in die 2. Liga, sondern aus Zeitgründen. Ich werde aber immer mal wieder ins Stadion gehen. Die ersten drei Spiele dieser Saison habe ich im Fernsehen geschaut.
Wird das was mit dem Aufstieg?
Ich bin ziemlich guter Dinge, dass Schalke wieder in die Bundesliga aufsteigen wird. Spielerisch war das bisher nicht so toll, aber es war eben sehr effektiv. Das Spielerische kommt dann hoffentlich noch.
Ein Aufsteiger ist auch die E-Gruppe, die vor 43 Jahren von Gernot Engler in Gelsenkirchen gegründet worden ist. Zahlreiche Bauprojekte stemmte und stemmt das Familienunternehmen in ganz Deutschland, ein Schwerpunkt liegt jedoch nach wie vor in Herne: Die E-Gruppe errichtet zurzeit in Baukau das Kaiserquartier und hinter der Kreuzkirche ein Haus mit Kita, Wohnungen und Büros (H3). Außerdem wird das frühere Grünflächenamt Auf dem Stennert zurzeit zur Kindertagesstätte umgebaut. 2022 wurde der Neubau Europagarten eröffnet. Die bis dahin in Gelsenkirchen beheimatete E-Gruppe bezog mit rund 30 Mitarbeitenden die vierte Etage des Gebäudes auf dem Europaplatz. Außerdem ist das Unternehmen im Besitz des City-Centers.
Haben Sie weitere Pläne für Herne in der Pipeline?
Ja. Wir würden in Herne gerne weitere Kitas bauen. Der Bedarf ist ja sehr groß. Und wir können das sehr gut. Mit der Stadt sind wir hier im Gespräch, es ist aber noch nichts spruchreif.
Zurück zum Fußball und zur neuen Bundesliga-Saison. Was trauen Sie den beiden Ruhrgebietsvereinen zu?
Für Dortmund wird es auch in diesem Jahr nicht zur Meisterschaft reichen.
Freut Sie das als Fan des BVB-Erzrivalen Schalke?
Nein. Ich wünsche jedem Ruhrgebietsclub, dass er seine Ziele erreicht.
Der VfL Bochum hat sich das Ziel gesetzt, erneut die Klasse zu halten. Wird das gelingen?
Ich befürchte, der VfL wird in dieser Saison absteigen.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
- Starkregen in Herne: Unpassierbare Straßen, geflutete Keller
- Streit um Behindertentoilette: Platzen die Pläne für die Skihalle?
- Deutschlands Top-Schiri Deniz Aytekin gibt in Herne tiefe Einblicke
>>> Die Engler-Brüder: Geograf und Lehrer
- Steven Engler ist promovierter Geograf. Seine Doktorarbeit schrieb er über den Zusammenhang von Klima und Hungersnöten.
- In die E-Gruppe stieg er 2015 ein, blieb der Wissenschaft aber noch bis 2021 eng verbunden. Zuletzt leitete er am Geographischen Institut der Ruhr-Uni Bochum das Projekt Gesellschaft und Nachhaltigkeit im Wandel. Heute gibt er noch einmal im Jahr eine Lehrveranstaltung.
- Sein Bruder Timothy Engler ergriff nach einem kurzen Intermezzo in der E-Gruppe den Beruf des Lehrers. 2021 ließ er sich aus der Verbeamtung entlassen und kehrte zurück ins Unternehmen. So ganz wollte er sich jedoch nicht von der pädagogischen Arbeit verabschieden: Er unterrichtete für einige Wochenstunden an der Herner Hiberniaschule.
- Steven Engler und Timothy Engler leben mit ihren Familien in Buer. Steven hat zwei Kinder, Timothy seit dieser Woche drei: Wegen der Geburt seiner Tochter konnte er nicht am Interviewtermin mit der WAZ teilnehmen.