Herne. Wie entsteht ein Supermarkt? Kurz vor dem Start von Edeka Koch im Kaiserquartier Baukau blicken wir hinter die Kulissen und den Müll-Eisschrank.
Der Brotlieferant macht nach dem Einräumen stolz ein Foto vom Regal. Dunkles, Helles, lange Haltbares, alles liegt wohl sortiert nebeneinander. Schräg gegenüber ist auch der Käse schon da. Die Eier fehlen noch. Alles wirkt noch unberührt, aber nur bis am Donnerstag ab 8 Uhr die ersten Kunden in den Laden stürmen. Im neuen Edeka Koch im Kaiserquartier in Baukau wird noch gewienert und geräumt. Der Endspurt auf 1700 Quadratmetern ist eine logistische Meisterleistung.
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Bis zu 25.000 unterschiedliche Artikel
Bis zu 25.000 unterschiedliche Artikel sollen am Ende mal im Laden zu finden sein. Da jeder Artikel oft weit mehr als einmal vorhanden ist, kommen am Ende mehrere hunderttausend Stücke an Ware zusammen. Und jedes Stück wird per Hand eingeräumt. Es sind wohl Millionen Handgriffe. Manches fehlt, vieles wird noch nachbestellt.
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Inhaber Michael Koch eröffnet hier seinen ersten eigenen neuen Supermarkt. Der 52-Jährige kam 2019 nach Herne und hat bereits die Edeka-Märkte an der Hammerschmidtstraße und Gneisenaustraße. Das Chefsein schützt vor Arbeit nicht. Er und seine Frau Sandra Höpfner-Koch (49) räumen fleißig mit ein. Eine ganze Horde aus Helfern gibt sich mit Handwerkern, Technikern und Putzleuten die sprichwörtliche Klinke in die Hand. An einigen Stellen wird noch nachgebessert. Immer, wenn Staub entsteht, muss jetzt neu poliert werden. Sandra Höpfner-Koch ist eigentlich gelernte Gärtnerin, er Kaufmann. Das Paar hatte vor dem Wechsel nach Herne jahrelang in einem Edeka in Beckum gearbeitet, wagte dann den Schritt in die Selbstständigkeit.
Fleisch und Frischwurst kommen erst am Donnerstag
In den Kühltheken ist am Dienstag schon das meiste eingeräumt: Käse, Wurst, Milch, Joghurts - alles, was eine bestimmte Haltbarkeit hat. Frischfleisch und Frischwurst werden erst am Donnerstag kurz vor der Eröffnung geliefert. Daneben ist eine heiße Theke. „Wir glauben, dass viele zum Mittagessen kommen“, sagt Michael Koch. Auf eine Frischfischtheke sei wegen des großen Aufwandes verzichtet worden. Stattdessen gibt es abgepackten Fisch.
Die Runde durch den Supermarkt ist gezielte Verführung. Es geht los mit Obst und Gemüse, viel Bio, alles im perfekten Licht. Vorne ist eine Sushi-Bar. Es gibt frische Salate und zubereitete Joghurts. Für die schnellen Kunden gibt‘s eine Abkürzung zur Kasse. Der Rest darf das komplette Programm der Versuchung erleben. An diesem Marktkonzept habe sich nichts geändert, erklärt Michael Koch. Gleichwohl: Die Kunden dürfen sich auch nicht im Markt verlaufen.
21 Säulen geschickt im Gebäude versteckt
Die 21 tragenden Säulen für das Gebäude, in dem obendrüber bereits eine Förderschule eröffnet hat, sind im Markt geschickt versteckt. Das Wohlfühldesign, das Gefühl von Großzügigkeit soll den Kunden zum Kauf anregen. Es gibt Klassiker wie das Tchibo-Regal, aber auch Besonderheiten wie die Ananas-Schneidemaschine, die neben der Obstpresse ein Hingucker im Eingangsbereich sein soll. Die Ananas-Maschine schneidet, würfelt die Frucht und ist für den Marktbetreiber nicht ganz billig. Das Ding koste in der Anschaffung 25.000 Euro. Puh.
Von anderen Dingen werden die Kunden weniger mitbekommen. Für die Fleischabfälle wurde hinter dem Lager extra ein Abfall-Kühlhaus gebaut. Hier werden die Reste und Abfälle gefrostet, bis der Entsorger sie abholt.
Viele Alkoholflaschen stehen hinter Glas
Viele Alkoholika stehen hinter Glas. „Das geht leider nicht anders“, sagt Michael Koch. Es gebe leider zu viele Diebstähle bei diesen Waren. Wer eine Flasche kaufen möchte, muss sich den Schrank von einem Angestellten öffnen lassen. Die Flasche werde dann auch direkt zur Kasse gebracht. Die Diebstähle führen dazu, dass nicht nur Hochpreisiges hinter Glas verschlossen ist.
Michael Koch ist selbst Mieter von Edeka. Die Gesamtgruppe (im Ursprung „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler“) hat die Filiale angemietet. Koch muss ein bestimmtes Produktsortiment abnehmen. „Wir haben aber viele Freiheiten, das Sortiment zu erweitern“, sagt Koch. Das ermögliche den Fokus auf Artikel, die in der Region produziert werden. Im Regal stehen Liköre und Brände von Eicker & Callen.
Demnächst 30 Handscanner zum Selbstscannen ohne Auspacken
Vorne zieht Büsch als Bäcker ein. Das Lottogeschäft verkauft Zeitschriften und macht vor allem die Post mit. Mit Blick auf den Drogeriemarkt „dm“, der wie Aldi und Edeka ebenfalls am Donnerstag, 26. September, um 8 Uhr eröffnet, wurde der Drogeriebereich klein gehalten. Man profitiere vorneinander und wolle nicht gegenseitig im Kerngeschäft wildern, betont Michael Koch. Zielgruppe hier: Der Herner Norden bis weit nach Recklinghausen hinein.
Die Kassen funktionieren kurz vor der Eröffnung noch nicht. Der Chef gibt sich zuversichtlich, dass das bis Donnerstag noch was wird, genauso wie die Parkplätze, die noch arge Lücken im Pflaster haben. Kunden können künftig zwischen zwei Selbstscan-Kassen und vier Bedienkassen auswählen. Und demnächst soll mit 30 mobilen Selbstscannern die Ware auf Wunsch auch direkt beim Einräumen in den Wagen gescannt werden. An der Kasse muss man dann nur noch bezahlen.