Herne. Der Bau des Kaiserquartiers ist zurzeit das größte Bauprojekt in Herne. Nun hat es mit dem Richtfest eine wichtige Wegmarke erreicht.

Der Bau des Kaiserquartiers in Herne-Baukau hat eine wichtige Wegmarke erreicht. Am Montag wehte der Richtkranz über dem Rohbau an der Forellstraße. Was in den vergangenen Jahren sehr schleppend voranging, läuft nun umso schneller.

Um auf die Anfänge des Projekts zu stoßen, muss man einige Jahre zurückblicken. Im Jahre 2017 präsentierte die List-Gruppe die ersten Visualisierungen für die Bebauung des Areals, auf dem in früheren Jahren der Fußballplatz von Westfalia Herne lag. Danach passierte lange nichts - und das könnte heute noch sein, denn auf der Projektliste der List-Gruppe rückte Herne immer weiter nach hinten. Die Lösung: Das Unternehmen bot das komplette Projekt der Herner E-Gruppe an. Und die griff beherzt zu, wie Senior-Chef Gernot Engler beim Richtfest erzählte. Zwischen Angebot und Kauf hätten lediglich drei Monate gelegen. Auch die geplante Wohnbebauung wird die E-Gruppe realisieren.

Fertigstellung könnte im Mai kommenden Jahres sein

Die Arbeiten kämen sehr, sehr gut voran, so Engler, man sei etwa zwei Wochen dem Zeitplan voraus. Liefe alles weiter so reibungslos wie bislang, könnte im Mai kommenden Jahres die Fertigstellung gefeiert werden. Doch schon zuvor werde der zweite Bauabschnitt starten. Im Spätherbst, auf jeden Fall aber in diesem Jahr soll der Spatenstich für sechs Wohnhäuser erfolgen.

Mit einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro ist das Kaiserquartier zurzeit das größte Bauprojekt in Herne. Der erste Bauabschnitt konzentriert sich auf Handel und Dienstleistungen. Als Händler stehen bereits seit einiger Zeit ein Edeka-Supermarkt, ein Standort des Discounters Aldi sowie eine neue dm-Filiale fest. Auch die Gastronomiefläche sei vergeben, so Engler. Junior-Chef Steven Engler hatte bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit der Herner WAZ-Reaktion von einem regen Interesse an den Büroflächen berichtet. Ein Unternehmen, das einziehen wird, ist die Herner Diprotec GmbH. Das bestätigte Geschäftsführer Benjamin Janssen auf Nachfrage der WAZ. Diprotec ist ein Tochterunternehmen der Isap AG, die in Sichtweite des Kaiserquartiers ihren Sitz hat. Dort würde man angesichts des Wachstums aus allen Nähten platzen, so Janssen.

So soll später die Wohnbebauung im Kaiserquartier aussehen.
So soll später die Wohnbebauung im Kaiserquartier aussehen. © Unbekannt | Architekt Rexforth

Nachhaltigkeit spielt beim Bau eine große Rolle

Das Kaiserquartier hat einen besonderen Stellenwert, weil die E-Gruppe nach der Übernahme entsprechend ihrer Firmen-Philosophie einige Nachhaltigkeitsaspekte hinzugefügt hat. Dazu zählt eine innovative Heizungsanlage, inklusive der Nutzung von Wärmepumpen sowie die Installation von Photovoltaikanlagen. Darüber hinaus wird ein Dachgarten entstehen - mit richtigen Bäumen, wie Steven Engler bei früherer Gelegenheit betont hat.

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Für Oberbürgermeister Frank Dudda ist das Kaiserquartier in mehrfacher Hinsicht von hoher Bedeutung für die Entwicklung des Stadtteils. Einerseits erhalte Baukau wieder eine Nahversorgung, die man seit Jahren schmerzlich vermisse. Andererseits entstehe dort ein Quartier der kurzen Wege. Dazu muss man wissen: Die Kita Lackmanns Hof ist bereits erweitert worden, und zurzeit entsteht nur wenige Meter weiter der Neubau der Grundschule Forellstraße. Mit Blick auf den bevorstehenden Wohnungsbau hofft Dudda, dass alles zusammen ein soziales Miteinander ermöglicht.

Stadtteil soll Richtung Wasser geöffnet werden

Und das Kaiserquartier sei ein Mosaikstein, um den Stadtteil Richtung Wasser - sprich: zum Rhein-Herne-Kanal - zu öffnen. Dazu werde in Zukunft auch die letzte freie Fläche auf dem ehemaligen Blaupunktplatz vermarktet, ebenso wie das Areal neben den Sinterwerken. Dies dürfte allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da zunächst ein Bebauungsplan, aber auch eine Verkehrsleitplanung aufgestellt werden müssen.

>>> DIE E-GRUPPE

Das Familienunternehmen E-Gruppe hat sich in der jüngeren Vergangenheit mit mehreren Projekten in Herne einen Namen gemacht: So kaufte und renovierte das Unternehmen das City-Center und baute daneben den Europagarten. In absehbarer Zukunft wird an jener Stelle, an der früher das Restaurant Elsässer Stube war, das H3 entstehen, ein Wohn- und Geschäftshaus. Zudem hat die E-Gruppe das Haus von Stadtgrün auf dem Stennert gekauft und baut es um, unter anderem für eine Kita.