Herne. Böse Überraschung mit weitreichenden Folgen: Das Volkshaus Röhlinghausen ist am Freitagmittag gesperrt worden. Der Grund: Einsturzgefahr.

Böse Überraschung vor dem Wochenende: Das Volkshaus Röhlinghausen ist am Freitag kurzfristig gesperrt worden.

Eigentlich hätte an diesem Sonntag im Volkshaus Röhlinghausen die Veranstaltung „Röhlinghausen bewegt sich“ stattfinden sollen, doch im Volkshaus bewegt sich bis auf Weiteres gar nichts mehr. Das Gebäude ist dicht, ein Schild an der Tür teilt mit: aus statischen Gründen. Doch hinter dieser nüchternen Formulierung steckt eine größere Dramatik. Offenbar herrscht Einsturzgefahr des Dachs.

Große Mängel in der Dachkonstruktion

Ina Losch-Schröder, hauptamtliche Mitarbeiterin des Trägervereins, der das Volkshaus im Namen der Stadt betreibt, erläutert auf Nachfrage der Herner WAZ-Redaktion die Gründe für die Sperrung. Am Donnerstagvormittag sei das Hochdach des Saals im Volkshaus von einem Ingenieurbüro eingehend untersucht worden. Dies sei unter Federführung des städtischen Gebäudemanagements zur Umsetzung des neuen Brandschutzkonzepts geschehen. Bei dieser Prüfung seien große Mängel in der Dachkonstruktion des Saals entdeckt worden. Der erste Eindruck sei gewesen, dass Handlungsbedarf bis spätestens zum Winter besteht. Doch in ihrem Gutachten seien die Experten zu dem Ergebnis gekommen, dass eine sofortige Sperrung des Volkshauses wegen großer statischer Mängel dringend und notwendig sei.

Am Sonntag sollte im Volkshaus „Röhlinghausen bewegt sich“ stattfinden.
Am Sonntag sollte im Volkshaus „Röhlinghausen bewegt sich“ stattfinden. © Tobias Bolsmann

Ina Losch-Schroeder wollte eine Wahrscheinlichkeits- und Gefahrenabschätzung für dieses Wochenende durchsetzen,
weil am Freitagnachmittag eine große Familienfeier stattfinden sollte, und am Sonntag eben „Röhlinghausen bewegt sich!“ Doch die Verantwortlichen der Stadtverwaltung hätten aufgrund des Gutachtens und der Belegfotos keinen Spielraum gehabt. Es sei bei der Entscheidung geblieben: sofortige Sperrung.

Jürgen Cokelc, Vorsitzender des Trägervereins zur Förderung der Stadtteilarbeit Röhlinghausen: „Wir sind geschockt. Aber Eigentümerin des Volkshauses ist die Stadt. Somit hat sie hat das Sagen und aus gutem Grund das Haus gesperrt.“

Wie es weitergeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig ungewiss, allerdings dürfte die Sperrung einige Zeit Bestand haben. Die Folgen sind nach den Worten von Losch-Schröder dramatisch: Das Volkshaus sei eine wichtige öffentliche Begegnungsstätte für Herne. Das beweise der Veranstaltungskalender, der in den kommenden Wochen mit hochkarätigen Veranstaltungen komplett gefüllt sei. Personal- und Betriebsversammlungen des Bundes, des Landes, der Kommune sowie vielfältiger gesellschaftlicher Vereinigungen seien geplant. Alleine für September stünden Podiumsdiskussionen sowie Veranstaltungen im Sport- und Kulturbereich an. Hinzu kämen einige Familienfeiern, gerade auch Hochzeitsfeiern.

Zusätzlich zum komplett ausgebuchten Veranstaltungskalender liefen regelmäßig und fortlaufend
Übungsangebote im Sport, der Gesundheit, Bewegung und des Tanzes für alle Altersklassen. Zu den regelmäßigen
Angeboten gehörten das Filmforum, Versammlungen unterschiedlicher Akteure aus dem Umfeld des Volkshauses, Parteitage oder Schachturniere.

Die Stadt Herne war am Wochenende für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Volkshaus feierte 2023 hundertjähriges Bestehen

Das Volkshaus Röhlinghausen hat im vergangenen Jahr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Im Februar 1921 beschloss die Gemeindevertretung den Ankauf des Stratmanns Hof, um dort ein Volkshaus zu errichten, das am 2. April 1923 eröffnet wurde. 1943 wurde es bei einem Bombenangriff zerstört, 1960 erfolgte der Wiederaufbau. Nach einem „Dornröschenschlaf“ in den 70er-Jahren erfolgte durch die Landesförderung öffentlicher Begegnungsstätten die Reanimierung.

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