Herne. In Herne sollte 2023 eine Skihalle öffnen. Daraus wurde nichts. Kommt „Indoorski Herne“ nun in diesem Sommer? Oder platzt das ganze Projekt?
Wird in Herne bald Ski gefahren - oder doch nicht? Seit einem Jahr versucht ein Investor, im Revierpark Gysenberg eine Indoor-Skihalle zu öffnen. Noch immer warte er auf die Baugenehmigung, klagt der Niederländer Bart-Jan Thieme. Seine Pläne, „Indoorski Herne“ im September 2023 zu öffnen, musste er bereits begraben, nun sei auch völlig unklar, ob er im September 2024 starten könne. „Die Zeit wird knapp“, sagt er zur WAZ. Woran es hake: „an der Bürokratie in Deutschland“. Wann die ersten Skifans an der Eissporthalle auf hydraulische Pisten können, steht in den Sternen.
Zur Erinnerung: „Indoorski Herne“ soll eine „Skischule der Zukunft“ werden, hatte Investor Bart-Jan Thieme vor einem Jahr gegenüber der WAZ angekündigt. Im kleinen Gebäude neben der Eissporthalle, der früheren Squash- und späteren „Padel-Point“-Halle, sollen Ski- und Snowboardfans auf „alpinen Drehpisten“ fahren. Das sind nach Thiemes Angaben 5 x 9 Meter große Skipisten mit einem beweglichen Band aus Skigras, das sich von unten nach oben bewegt. So sollen die Besucherinnen und Besucher quasi endlos auf der Stelle fahren können. Geboten werden soll reiner Skiunterricht, freies Fahren soll dagegen nicht möglich sein. Beginnen will der Investor zunächst mit zwei Skipisten. In der rund 1000 Quadratmeter großen Halle könnten aber sechs Pisten gleichzeitig in Betrieb gehen. Ausbauen wolle er, einen erfolgreichen Start vorausgesetzt, sobald er die Halle gekauft habe. Zum Start will er die Halle vom Herner Eishockeyverein (HEV) zunächst nur mieten.
Herne: Von Anfang an unter keinem guten Stern
Von Anfang an stand Thiemes Projekt unter keinem guten Stern. Grund dafür, warum er im vergangenen Jahr keine Baugenehmigung erhielt, war eine Behindertentoilette, um die schnell ein bizarrer Streit entbrannte. Besagte Toilette müsse zwingend eingebaut werden, hieß es bei der Stadt Herne, denn sie sei gesetzlich vorgeschrieben. Der Investor wollte die Kosten - nach seinen Angaben rund 35.000 Euro - aber nicht stemmen, weil er zunächst nur „klein“ starten wolle und nur Mieter sei. Bei einem Ausbau würde er das Behinderten-WC dann selbstverständlich einbauen. Die einzige schnelle Lösung - eine Zwischenlösung in der vorhandenen Männertoilette - sei dagegen zu aufwändig und zu teuer. Die Verwaltung ließ sich nicht erweichen, deshalb musste Thieme den Start im September 2023 abblasen.
Und jetzt? Das geforderte Behinderten-WC schaffe er nun wie gefordert selbst, sagt der Niederländer zur WAZ. Zähneknirschend will er die Kosten dafür selbst tragen. Jetzt aber poche die Stadt auf eine umfangreiche Brandschutzprüfung. Von dieser sei vorher nicht die Rede gewesen. Thieme versteht nicht, warum diese nötig sei, schließlich sei für den Vorgänger „Padel-Point“ bereits eine entsprechende Prüfung durchgeführt worden. Die beiden Freizeitstätten seien sich ähnlich: „Das macht für einen Brandschutzplan keinen Unterschied“, meint er. Wann die Feuerwehr eine Prüfung durchführe, wisse er nicht. Nur so viel: „Das alles kostet viel Zeit und muss geplant werden.“ Bis er ein Ergebnis habe, könne es Wochen oder sogar Monate dauern. Mögliche Folge: Auch der zweite geplante Start im September 2024 stehe auf der Kippe. Spätestens im Juni müsse er umbauen, dafür brauche er im Mai die Baugenehmigung: „Das wird jetzt knapp.“
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Und was sagt die Stadt? Der Bauantrag für die Nutzungsänderung von „Padel-Courts zu Indoor-Skihalle“ werde „intensiv bearbeitet“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken zur WAZ. Wichtige Bestandteile der inhaltlichen Prüfung des Antrages seien besagte Nachweise der Barrierefreiheit und des Brandschutzes, bestätigt er. Die barrierefreie Toilette sei auch mittlerweile in den Planunterlagen nachgewiesen. Was noch fehle, sei in der Tat das Brandschutzkonzept. Grund: „Das im Mai 2023 vom Antragsteller vorgelegte Brandschutzkonzept musste nach Prüfung durch die Feuerwehr überarbeitet werden.“ Eine überarbeitete Fassung sei nun aber im März vorgelegt werden; zurzeit werde sie von der Feuerwehr geprüft - und zwar in „der üblichen Bearbeitungszeit“. Erst wenn die Feuerwehr Ja sage, könne auch die Genehmigung zur Nutzungsänderung erteilt werden. „Grundsätzlich“, stellt Stadtsprecher Hüsken klar, „begrüßt die Stadt Herne das Engagement für die Skirolle, da sie eine attraktive Ergänzung des Freizeitangebots darstellt.“ Das ändere aber nichts daran, dass für die Genehmigung vom Investor Voraussetzungen zu erfüllen seien, die nicht zuletzt der Sicherheit der Nutzenden dienten.
Und wenn ein Start der Skihalle auch in diesem Jahr platzt? Geht der Investor dann in eine andere Stadt? Das hat Thieme zunächst einmal nicht vor: „Wenn wir dieses Jahr nicht starten, dann im nächsten Jahr“, kündigt er an. Noch habe er mit seiner Skischule schließlich ein Alleinstellungsmerkmal.