Herne. Eine große Herner Grünfläche soll mit Eigenheimen bebaut werden. Eine neue Bürgerinitiative protestiert dagegen. Warum sie die Pläne ablehnt.
Der Umriss des zu bebauenden Grundstücks erinnert an ein Stück Torte, doch zu gemütlichen Kaffee- und Kuchenrunden ist Anwohnerinnen und Anwohnern der etwa drei Hektar (noch grünen) Fläche nicht zumute. Sie haben am Samstag eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, um gegen den Bau von Reihen- und Doppelhäusern mit 42 Wohneinheiten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu kämpfen. Die Menschen fürchten um ihre Lebensqualität und ihre Gesundheit.
Ende 2023 hat die Stadt das Vorhaben des Investors Deutsche Reihenhaus per Bebauungsplan offiziell in die politischen Gremien eingebracht. Nach einem finalen Beschluss in diesem Verfahren könnte das in Herne auch an anderen Standorten präsente Unternehmen mit dem Bau beginnen. Politischen Gegenwind gab es bislang nur aus der Opposition, von Grünen und Linken. Der grobe Zeitplan sieht eine Fertigstellung für Ende 2027 vor. Doch bis zur Entscheidung durch die Politik im Rat der Stadt will die neue BI alles tun, um das Vorhaben noch zu verhindern.
Rund 30 Menschen sind an diesem Vormittag in den Garten der Bielefelder Straße 68 gekommen, um die Initiative aus der Taufe zu heben. Der von der Stadt Anfang Mai im Stadtforum an der Bahnhofstraße veranstaltete „Bürgerdialog“ zur Bielefelder Straße sei so etwas wie der Startschuss gewesen, sagt Tillman Kieser, Anwohner und Mitglied des vierköpfigen Sprecherkreises der neuen BI. Auch die Linken-Stadtverordnete Klaudia Scholz hat - wie bei fast allen Herner BI-Gründungen in den vergangenen Jahren - mit dem Einwurf von Info-Flyern in hunderte Briefkästen einen Anstoß gegeben.
Die hinter Häusern und Gärten liegende und zum großen Teilen zugewucherte Grünfläche erfüllt aus Sicht von Anwohnerinnen und Anwohner eine wichtige Funktion fürs Klima und diene zudem als Schutzraum für zahlreiche Tiere. Die geplante dichte Bebauung würde dies zerstören, so die Kritik. Und auch Warnungen vor zusätzlichem Verkehr auf der schon jetzt stark belasteten Bielefelder Straße und einer Parkplatznot werden laut.
Allein steht die BI nicht in ihrem Kampf. Vertreter anderer Bürgerinitiativen sind zu dem Treffen gekommen. Die XXL-BI - ein Zusammenschluss von fünf sich aus Protest gegen Bebauungen gegründeten Initiativen - ist ebenfalls vor Ort. Sie seien dankbar, dass sie von den Erfahrungen profitieren könnten, so Kieser. „Gemeinsam sind wir stark.“ Und auch das merkt er aufgrund der räumlichen Nähe zu General Blumenthal an: Das Areal an der Bielefelder Straße könne nicht isoliert von der Entwicklung auf der Zechenbrache betrachtet werden.
Umweltschutzverbände stehen der neuen BI ebenfalls zur Seite, an diesem Morgen in Person von Rolf Reinholz (BUND) und Kay Thörmer (Nabu). Reinholz präsentiert einen Brief an die Stadt: Die Herner BUND-Ortsgruppe kritisiert darin, dass dieses Verfahren (mal wieder) ohne eine Umweltprüfung durchgeführt werden soll. Ein Punkt, der auch Klaus Müller-Pfannenstiel von der XXL-BI sauer aufstößt.
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Auch darauf weist der BUND in seinem Schreiben an die Stadt hin: „Obwohl Herne die dichtbesiedelte Stadt mit den schlechtesten Gesundheitswerten in der Bevölkerung (z.B. Krebsrate bei Männern) in NRW ist, soll die Stadt weiterhin zubetoniert werden.“ Und: Welchen Wert die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern habe, könne man daran erkennen, dass auf dem Gelände bereits jetzt Rodungsarbeiten durchgeführt worden seien.
>>> Zusätzliche Bebauung durch die LEG
- Thema beim Gründungstreffen der Bürgerinitiative war auch die LEG.
- Das Wohnungsunternehmen wolle nach Angaben von Bürgerinnen und Bürgern drei ihrer alten Mietshäuser an der Bielefelder Straße abreißen, um neue Mehrfamilienhäuser zu bauen.
- Wohnungen in diesen Häusern würden deshalb schon nicht mehr vermietet.