Herne. Wie sehr muss sich Herne auf mehr Hitzetage durch den Klimawandel vorbereiten? Darüber gab es Streit im Umweltausschuss - inklusive Wutausbruch.

„Wir sollten uns etwas abkühlen“: Diese Aufforderung von Pascal Krüger, Vorsitzender des Umweltausschusses in Herne, passte gut zum Thema. Braucht Herne eine Karte, die die „Kühlen Orte“ in der Stadt zeigt? Das hatten die Grünen beantragt - und anschließend kochten die Emotionen hoch.

Die Stadt Mannheim, so die Grünen, hat bereits eine Karte, auf der „Kühle Orte“ verzeichnet sind. Dort könnten Menschen an Hitzetagen, die durch den Klimawandel immer häufiger auftreten, Zuflucht finden. Kühle Orte seien klimatisierte öffentliche Gebäude, Grünanlagen mit Bäumen oder Orte an größeren Wasserflächen. Im Geoportal Herne, so die Grünen weiter, seien bereits die klimatischen Belastungsräume sowie die Grünanlagen als Oasenfunktion dargestellt. Diese Darstellungen gelte es zu ergänzen: Die Karte „Kühle Orte“, so die Forderung, soll digital in das Geoportal eingestellt und zudem in Printform verteilt werden. Gebe es in den Belastungsräumen nicht genug „Kühle Orte“, dann müssten sie geschaffen werden.

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Von der Stadt, aber auch von der Mehrheit im Umweltausschuss, erhielten die Grünen eine Abfuhr. „Wir haben schon viele kühle Orte“, sagte Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung. Vor allem aber sei Herne schon viel weiter als Mannheim, habe heiße und kühle Orte in den städtischen Datenbanken längst aufgelistet. Eine Karte „Kühle Orte“ wäre deshalb „ein Schritt zurück“. Überhaupt: Wenn es heiß sei, dann wisse man doch, wohin man gehen müsse, um sich abzukühlen. Dann schaue man doch auf keine Karte: „Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand.“

Nur Linken-Vertreterin Klaudia Scholz sprang den Grünen bei. Sie hatte die Klimakarte der Stadt Herne dabei und hielt sie hoch. Im Rahmen der Erarbeitung der Karte hatte eine Expertin vor fünf Jahren vorhergesagt, dass der Klimawandel auch Herne mit voller Wucht treffen werde. Ab 2050, so ihre Vorhersage, herrschten in Herne im Sommer an Dutzenden Tagen über 40, ja 45 Grad. Deshalb, so Linken-Ratsfrau Scholz, brauche es weitere Maßnahmen gegen den Klimawandel - etwa mehr „kühle Orte“ nebst einer Karte, die sie zeigen.

Sauer auf Linken-Ratsfrau Klaudia Scholz: SPD-Ratsherr Andreas Hentschel-Leroy.
Sauer auf Linken-Ratsfrau Klaudia Scholz: SPD-Ratsherr Andreas Hentschel-Leroy. © SPD

Da platzte Andreas Hentschel-Leroy der Kragen. „Erzählen Sie doch keinen Mist“, schimpfte der SPD-Sprecher im Umweltausschuss gegen Scholz. Man sei hier nicht in Burkina Faso in Afrika, die Durchschnittstemperaturen in Herne lägen gerade mal bei 10 Grad - da sei ein Alarmismus, der Menschen Angst mache, fehl am Platze. Pascal Krüger, der Vorsitzende, verkniff sich eine inhaltliche Erwiderung auf den Wutausbruch von Hentschel-Leroy. Er sei ja nur der Moderator, sagte er. So lehnte der Ausschuss den Antrag der Grünen am Ende ab, nur die Grünen und die Linken selbst sagten Ja.