Herne. Seit Jahren warten die Anwohner der Rolandstraße auf deren Sanierung. Dass sie nicht kommt, bringt sie auf die Palme - und das doppelt.

Die Haushaltslage in Herne ist prekär - und das schon seit Jahren. Genau deshalb können es die Anwohner der Rolandstraße in Röhlinghausen nicht verstehen, dass die Stadt Herne erhebliches Sparpotenzial sprichwörtlich auf der Straße liegen lässt - und nun kein Geld mehr hat, um den Fahrbahnbelag der kleinen Sackgasse auf Vordermann zu bringen.

Was ist passiert: Die Sackgasse endet in unmittelbarer Nähe des Hüller Bachs. Der ist in den vergangenen Jahren von der Emschergenossenschaft aufwendig umgebaut worden - wovon die Anlieger der Rolandstraße direkt betroffen waren. Der Grund: Über die kleine Straße fuhren Kräne, Bagger und Schwertransporter zur Baustelle. Den Anwohnern schwante früh, dass die Tonnenlasten der Fahrbahn nicht guttun würden und führten auf eigene Faust Messungen durch. Das Ergebnis: Die Straße sei abgesackt, so Klaus Liebel, Sprecher der Nachbarschaft. Diese Messungen schickte er an die Emschergenossenschaft, mit der Bitte um Stellungnahme. Die Antwort aus dem Oktober 2019: „Die Straße wurde von uns vor Baubeginn beweissichert. Nach Fertigstellung der Maßnahme wird die Straße schlussbeweissichert. Die durch die Baumaßnahmen entstandenen Schäden werden wir nach Fertigstellung der Baumaßnahme beseitigen.“

Emschergenossenschaft hatte angeboten, Schäden selbst zu beseitigen

Doch was dann folgte, bringt die Anlieger gleich doppelt auf die Palme. Im Jahr 2022 teilte ihnen nämlich die Emschergenossenschaft mit, dass die Stadt Herne sie von der Instandsetzung der Fahrbahn „freigestellt“ habe. In der Sitzung der Bezirksvertretung Eickel im September 2022 erklärte die Verwaltung, dass durch die Emschergenossenschaft keine Schadensbeseitigung erfolgen muss. Es sei durch eine Straßenzustandsbegutachtung ein schlechter Fahrbahnzustand schon vorher festgestellt worden. Die Erneuerung der Rolandstraße sei laut Prioritätenliste für das Haushaltsjahr 2023 vorgesehen.

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Bei Klaus Liebel und seinen Nachbarn stößt es auf völliges Unverständnis, dass die Stadt Herne diese Gelegenheit nicht genutzt habe, um Kosten im strapazierten Haushalt zu sparen. Geradezu zornig werden sie angesichts der Tatsache, dass nach wie vor keine Sanierung absehbar ist. Den Grund erfuhren sie bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel.

Nun ist kein Geld mehr für die Sanierung übrig

Dort teilte die Verwaltung mit, dass gar kein Geld mehr für eine Erneuerung der Fahrbahn übrig sei. Zurzeit werde nämlich der westliche Teil der Rolandstraße, zwischen der Friedrichstraße und der Görresstraße, erneuert. „Allerdings sind die eingeplanten Haushaltsmittel zur Erneuerung der Rolandstraße aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung bereits durch diesen Bauabschnitt aufgebraucht. Für die noch fehlende Erneuerung der anderen Straßenabschnitte, auch für den Abschnitt zwischen der Edmund-Weber-Straße und dem Wendehammer, müssen neue Haushaltsmittel eingeplant werden“, teilte die Verwaltung mit. Zwischenzeitlich werde der Fachbereich Tiefbau und Verkehr in Zusammenarbeit mit dem Zentralen Betriebshof der Stadt Herne die noch nicht erneuerten Straßenabschnitte der Rolandstraße in einem verkehrssicheren Zustand halten - für die Anwohner klingt diese Aussage wie ein schlechter Scherz.

Auch Eickels Bezirksbürgermeister Arnold Plickert zeigt kein Verständnis für das Verwaltungshandeln: „Wenn nur noch ganz wenig Geld vorhanden ist, um Dinge zu gestalten, muss man doch dankbar sein, wenn es jemanden gibt, der seine Schäden auf eigene Rechnung beseitigen will.“