Herne. Elterntaxis sorgen an vielen Schulen für Chaos und Gefahr - auch an der Europaschule in Eickel. Die Reaktion der Stadt stößt auf Unverständnis.
Wenige Tage noch bis zu den Sommerferien. Dann ist sechseinhalb Wochen Pause für die Elterntaxis an der Europaschule in Eickel. Das Problem ist seit Jahren bekannt, allerdings nicht behoben. Die Lösungsansätze, die die Stadt Herne in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel auf Anfrage der SPD-Fraktion mitgeteilt hat, stoßen bei Bezirksbürgermeister Arnold Plickert auf Unverständnis.
Nicht nur der Wendehammer, auch der Rettungsweg wird zugeparkt
Die Grundschule leidet seit Jahren unter den chaotischen Verhältnissen: Vor Unterrichtsbeginn bringen zahllose Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Dabei steuern sich regelmäßig von der Königstraße aus den Wendehammer an. Dabei kommt es immer wieder zu den gleichen Szene. Autos werden im Wendehammer geparkt, selbst der Rettungsweg der Schule wird zugeparkt, manche wollen so nah am Schulhof halten, wie es nur geht. Auch der Brauwasserweg, der nur über den Wendehammer zu erreichen ist, ist vom Bringverkehr betroffen und wird immer wieder von Autos dicht gemacht. Dass manche Eltern, die ihre Kinder bringen, auf der Rückfahrt Tempo 30 auf der Königstraße missachten, ist auch keine Seltenheit.
Um für Entlastung zu sorgen, wurde die Friedgrasstraße im Bereich des Heckenwegs zur Elternhaltestelle ernannt. Zahlreiche Eltern machen Gebrauch von dem Angebot. Doch das Chaos im Wendehammer existiert nach wie vor. Deshalb fragte die SPD, was die Verwaltung dagegen unternehmen will. Antwort: „Der Wendehammer an der Königstraße ist eindeutig mit einem absoluten Halteverbot beschildert. Die Regelung ist verständlich und ausreichend.“
Bezirksbürgermeister: Hier wird das Unrecht und das Recht des Stärkeren einfach akzepiert
Eine Antwort, die bei Arnold Plickert verständnisloses Kopfschütteln auslöst. „Hier wird das Unrecht und das Recht des Stärkeren einfach akzeptiert“, sagt er. Und dadurch komme es zur Gefährdung von Kindern. Für ihn steht fest, dass dieser Zustand nicht so bleiben kann. „Es wäre ein gutes Signal, wenn es öfter unangekündigte Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Bezirksbeamten der Polizei gibt.“ Diese hatte es in der Vergangenheit sporadisch gegeben, doch sobald sie eingestellt wurden, kehrten die Elterntaxis in den Wendehammer zurück.
Die Bürger dürften nicht das Gefühl haben, dass die Stadt Sicherheit und Sauberkeit nicht interessiert, so Plickert. In diesem Zusammenhang kann sich der Bezirksbürgermeister einen Seitenhieb auf den zuständigen Fachbereich Verkehr nicht verkneifen. Der habe „mal wieder“ nicht an der Sitzung der Bezirksvertretung teilgenommen, sondern die Antworten lediglich schriftlich geliefert.
Auch Annika Fraßa, Vorsitzende des Fördervereins der Schule und selbst Anwohnerin des Brauwasserweges, stellt die Aussage der Verwaltung nicht zufrieden. „Es ist morgens nicht möglich, die Kinder der Siedlung Brauwasserweg alleine zur Schule gehen zu lassen, da sich die Verkehrssituation im Wendehammer immer wieder als sehr gefährlich erweist. Autos werden mit laufenden Motoren abgestellt, damit die Kinder bis zum Schultor begleitet werden können und werden dann achtlos wieder ausgeparkt. Häufig kommt der Verkehr, sehr zum Leidwesen der Anwohner, komplett zum Erliegen.“
Die Stadt argumentiere, dass daran nichts zu ändern sei, da einerseits das Personal fehle und andererseits die Verkehrssituation an vielen Schulen ähnlich sei. „Wir Anwohner wünschen uns für unsere Kinder einen sicheren Weg zu Schule und Kita, durch ein Umdenken der Eltern und ein Reagieren und Durchgreifen der Stadt“, betont Fraßa.
Stadt könnte womöglich die Straße für den Hol- und Bringverkehr sperren
Dabei hätte die Stadt womöglich eine Handhabe. Das Land hat den Städten freigestellt, den Hol- und Bringverkehr vor Schulen selbst zu regeln, etwa durch neue Schilder oder mobile Sperren - oder durch ganze Straßensperrungen. Die Stadt hatte im Februar auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mitgeteilt: „Die Einrichtung temporärer Straßensperrungen, sogenannte Schulstraßen, wird seitens Stadtverwaltung Herne unter Einbeziehung weiterer Stellen wie der Polizei, der Verkehrswacht und dem Mobilitätsbeauftragten der Herner Schulen bereits geprüft.“