Herne. Die Bäume an der Rolandstraße dürfen nicht gefällt werden. Das hat jetzt ein Gutachten ergeben. Die Anwohner stemmen sich gegen die Entscheidung.
Die scheinbar endlose Geschichte rund um die Fällung der Bäume an der Rolandstraße in Röhlinghausen geht weiter. Das zumindest ist das Ziel der Anwohnerinnen und Anwohner, die sich weiterhin für die Fällung der Bäume einsetzen. Ein Gutachten der Stadt zeigt jetzt aber: Die Bäume dürfen nicht gefällt werden.
- Lesen Sie auch:Beschluss rechtswidrig: Bäume in Herne werden nicht gefällt
Zur Erinnerung: Schon seit Monaten sind die Anwohnerinnen und Anwohner der Rolandstraße verzweifelt. Die Wurzeln der Platanen auf dem Gehweg heben das Pflaster an, die teilweise 100 Jahre alten Bäume stehen zu nah an den Häusern, sie beschädigen unterirdische Rohre und wachsen in Wände. Dadurch entstünden immense Kosten, sagt Anwohner Harald Pulwitt, der schon lange fordert, dass die Bäume entfernt werden sollen.
Nachdem bereits ein erster Beschluss zur Baumfällung als rechtswidrig eingestuft worden ist, wurde nun von einem Gutachter der Stadt jeder einzelne Baum geprüft. Dabei wurde geschaut, ob die Voraussetzungen der Baumschutzsatzung zur Entfernung der Bäume gegeben sind. Das Ergebnis: Nein, diese Voraussetzungen sind nicht gegeben. Die Bäume dürfen nicht gefällt werden. „Das würde unserer Baumschutzsatzung widersprechen“, sagte Heinz-Jürgen Kuhl, Leiter des Fachbereichs Stadtgrün, in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel. Die Bäume seien nicht krank und zudem stand- und bruchsicher. Aus dem gesunden Vitalzustand der Bäume ergebe sich auch, dass keine Gefahr etwa durch abbrechende Äste bestehe, so das Gutachten. Im März 2021 berichtete eine Anwohnerin von immer wieder herabfallenden Ästen: „Ich habe Angst um meine Kinder, wenn sie auf dem Bürgersteig spielen“, sagte sie damals zur WAZ. „Ich kann nicht mehr, wir halten diese Situation alle nicht mehr aus.“
- Lesen Sie auch:Anwohner in Herne fordern: Bäume an Rolandstraße müssen weg
Anwohner der Rolandstraße: „Wir fühlen uns nicht ernstgenommen“
Den Bericht der Stadt bezeichnet Pulwitt als eine „Farce“. Die eigentlichen Schäden an den Häusern gingen in dem Bericht unter. „Wir fühlen uns nicht ernstgenommen“, so Pulwitt. „Wir sind sauer.“ Aus Sicht der Anwohnerinnen und Anwohner sei nicht die Politik schuld an dieser Misere, „sondern hier handelt es sich um ein Nichtwollen des Fachbereichs Stadtgrün“, so Pulwitt in der Sitzung der Bezirksvertretung.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
- Wer die neue Wagenknecht-Partei in Herne aufbauen will
- Cranger Weihnachtszauber 2023 startet am 23. November
- „15 vor 12“: Neues Restaurant in Herne-Mitte eröffnet
Neben herabfallendem Laub und Ästen und dem angehobenen Gehweg seien vor allem die Schäden an den Leitungen ein riesiges Problem, sagt er. Diese entstünden durch die Wurzeln der alten Bäume. Die Stadt jedoch sagt: Wurzeln können nicht einfach so Rohre zerstören. „Wurzeln wachsen nicht ohne weiteres in intakte Kanalrohre oder Fundamente, sondern suchen sich in der Regel Schwachstellen wie defekte Muffen oder Haarrisse in alten Leitungen und Mauern, insbesondere solche aus porösem Material wie Ton. Heute werden daher dauerhaft wurzelfeste Rohrleitungen verlegt“, heißt es in dem Bericht der Stadt.
Anwohner wollen weiterkämpfen: „Es wird weitergehen“
Würden die Bäume gefällt, wäre das rechtswidrig, so Kuhl. Das sei das Ergebnis, an dem es so nun nichts mehr zu rütteln gebe, fasst er zusammen. „Wir dürfen keine rechtswidrigen Beschlüsse fassen“, ergänzt Bezirksbürgermeister Arnold Plickert. Und: „Wir haben alles getan, aber jetzt sehe ich keine Möglichkeiten mehr.“ Man sei nun erstmal am Ende des Prozesses.
Die Anwohnerinnen und Anwohner, von denen viele zur Sitzung der Bezirksvertretung gekommen waren, wollen das nicht einfach so hinnehmen. „Wir kämpfen weiter für die Fällung“, so Pulwitt. Sei es mit einer rechtlichen Beratung oder einem „bürgernahen“ Gespräch mit dem Oberbürgermeister – „es wird weitergehen“.