Heiligenhaus. Sind die Grundschul-Neubauten Klientelpolitik? Wie geht es mit dem Schwimmbad weiter? Michael Beck verrät im WAZ-Sommerinterview Spannendes.

Eine weitere Sporthalle, zwei Grundschul-Neubauten, die Entwicklung einiger Brachflächen: Im ersten Halbjahr 2024 ist politisch schon einiges passiert. WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt spricht im Sommerinterview mit Bürgermeister Michael Beck über die wichtigsten Entscheidungen sowie über die Zukunft des Heljensbads.

Herr Beck, Sie haben vor kurzem verkündet, dass Sie bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters zur Verfügung stehen werden. Welche Reaktionen gab es?

Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht, aber sie ist aus unterschiedlichen Gründen richtig. Ich habe aus ganz unterschiedlichen Bereichen Reaktionen erhalten, viele bedauern meine Entscheidung, die jedoch auch auf ein breites Verständnis trifft. Die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger sind mir sehr ans Herz gewachsen und das Ende meiner Amtszeit bedeutet kein Abschied aus Heiligenhaus, soviel steht fest. Bis zur Kommunalwahl im Herbst 2025 bleibt  zudem noch viel zu tun.

Spatenstich: Der Raiffeisen-Markt an der Velberter Straße in Heiligenhaus wird gegenüber auf dem Grünstück zur Pinner Straße hin neu gebaut und viel größer als der bisherige Markt.
Spatenstich: Der Raiffeisen-Markt an der Velberter Straße in Heiligenhaus wird gegenüber auf dem Grünstück zur Pinner Straße hin neu gebaut und viel größer als der bisherige Markt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Welche Entscheidungen in diesem Jahr würden Sie als wegweisend bezeichnen, was steht bis zum nächsten Jahr noch an?

Wir haben in den letzten Jahren wirklich viele von den Ideen, die teilweise schon länger in den Schubläden schlummerten, endlich nach vorne bringen können. Die Pandemie hat uns eine Zeit lang eingeschränkt, aber nicht aufgehalten. Ich blicke da auf verschiedene Projekte in der ganzen Stadt, seien es neue Wohngebiete wie in der Innenstadt, am Südring, sei es das große Bundeswehrareal, das viel Potenzial bietet. Raiffeisen baut neu, Hochtief feierte im Innovationspark bereits Richtfest. Der Rat hat gerade in diesem Jahr zudem viele Weichen für die Stadtentwicklung gestellt, wie auch bei den Grundschulen und der neuen Sporthalle.

Einige Fraktionen kritisieren die Beschlüsse zur Erweiterung Karl-Heinz-Klein-Halle sowie der Grundschulen, vor allem bezeichnen sie die Neubauten in Isenbügel und Tersteegen als Klientelpolitik und Wahlgeschenk.

Man kann es drehen und wenden wie man will, am Ende entscheiden die Eltern, auf welche Schule ihr Kind gehen soll. Wir als Politik können ausschließlich versuchen, Weichen zu stellen. Mit der Aufhebung der Schulbezirke haben wir als Stadt da letztlich kaum noch Einfluss drauf. Ernüchternd war für mich in der Zeit, in der ich noch Schuldezernent war, eine Sache: Wir haben an einer Grundschule eine OGS-Betreuung bis abends angeboten, um speziell diesen Standort für Anmeldungen attraktiver zu gestalten. Am Ende interessierten sich gerade einmal fünf Eltern dafür, ungefähr 280 Kinder werden jedes Jahr eingeschult. Soviel zum Thema Steuerungsmöglichkeiten. Wir haben in alle Schulen und in alle Kitas in den letzten Jahren investiert, nur diese beiden Schulen standen noch aus. Die Kita Isenbügel kann im Herbst ihr vorübergehendes Domizil in der alten Tüschener Schule beziehen, das wird ansprechend dort. Dann kann im nächsten Jahr mit dem Abriss und Neubau in Isenbügel begonnen werden.

Das Wetter spielt dem Freibad in diesem Sommer nicht so in die Karten. Doch an den wenigen heißen Tagen war es immer brechend voll.
Das Wetter spielt dem Freibad in diesem Sommer nicht so in die Karten. Doch an den wenigen heißen Tagen war es immer brechend voll. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Was steht in diesem Jahr noch auf der politischen Agenda?

Wir fahren weiter ein ordentliches Tempo, es wird noch viel passieren. Vor allem das Thema Heljensbad wird uns intensiv begleiten. Ich weiß, in der Stadt gibt es viele Gerüchte, da wird viel spekuliert. Keiner will das Bad schließen, die Sanierung beziehungsweise der Neubau ist ausgeschrieben. Wir müssen jedoch letztendlich die formale Bewilligung abwarten, damit die Finanzierung verlässlich steht. Wenn es dann losgeht, bemühen wir uns um eine möglichst geringe Schwimmbad-freie Zeit, ganz ohne wird es wohl kaum gehen, aber wir werden sehen.

Einige Eltern sorgen sich in Sozialen Netzwerken schon um den Schwimmunterricht und dass es im Herbst schon kein Heljensbad mehr geben soll.

Das ist nicht der Fall, nach Ende der Freibadsaison wird das Hallenbad erneut öffnen. Wie es dann weitergeht, da gibt es schon viele gute Ideen. Ganz sicher ist: Schwimmunterricht wird immer stattfinden, dann müssen wir als Kommune in den sauren Apfel beißen und Schulklassen in benachbarte Schwimmbäder transportieren. Der Transfer wird Geld kosten, ja, aber da geht kein Weg dran vorbei. Auch für Vereine werden wir sicher Lösungen finden, und auch das Personal im Heljensbad muss sich keine Sorgen machen. Es wird keine Entlassungen geben. Ich bin zuversichtlich, dass auch hier am Ende eine ausgewogene Lösung gefunden wird.

Der Pavillon auf dem Rathausplatz in Heiligenhaus wird derzeit saniert. Das Bistro Santa Casa soll im September eröffnen.
Der Pavillon auf dem Rathausplatz in Heiligenhaus wird derzeit saniert. Das Bistro Santa Casa soll im September eröffnen. © Funke Redaktionsgesellschaft NRW | Katrin Schmidt

Auf was freuen Sie sich in diesem Jahr noch am meisten?

Es stehen noch einige sehr schöne Projekte an, wie zum Beispiel die Eröffnung des Pavillons auf dem Rathausplatz. Der Wintergarten wird zwar erst im nächsten Jahr gebaut werden können, aber zumindest geht es dort schon mal los. Im Hinblick auf die im nicht öffentlichen Teil der Ratssitzungen getroffenen Entscheidungen kann ich aber eins versprechen: Langweilig wird es in Heiligenhaus sicher nicht.

Wir haben Sie gefragt, was aktuell Ihr Lieblingsort in Heiligenhaus ist. Sie haben den Bürgerwald genannt. Was macht ihn so besonders für Sie?

Er vereint vieles, was mir wichtig ist. Ein tolles ehrenamtliches Engagement von Jung und Alt, ein Zukunftsprojekt für Generationen mit Klimaschutzeffekt und letztlich ein schönes Naturerlebnis. Auch deshalb bin ich gerne Schirmherr dieses Projektes.