Heiligenhaus. Kurz vor der Europawahl gibt‘s gute Nachrichten aus der EU für Heiligenhaus. Warum dadurch auch das Heljensbad profitieren könnte.

Noch ein Grund mehr, die Europaflagge am Rathaus zu hissen, könnten die Heiligenhauser bald haben: Durch das Isek Nonnenbruch / Oberilp könnte nicht nur ein Bürgerzentrum enstehen, sondern auch das deutlich in die Jahre gekommene, dringend sanierungsbedürftige und überaus beliebte Heljensbad mit Fördermitteln aus der EU mit bis zu 30 Millionen Euro neu gebaut werden. Warum Europa also doch nicht so weit weg ist, wie der ein oder andere denken könnte und wie es mit dem Heljensbad weitergeht.

Wie das Heljensbad im Sommer 2028 aussehen wird, steht noch nicht endgültig fest.
Wie das Heljensbad im Sommer 2028 aussehen wird, steht noch nicht endgültig fest. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Wahlbenachrichtigungen sind schon längst bei den Heiligenhausern in den Briefkästen gelandet. In gut zwei Wochen, am Sonntag, 9. Juni, kann jeder ab 16 Jahren, seine Stimme bei der Europawahl abgeben. 34 Parteien treten dabei an, das Briefwahlbüro im kleinen Sitzungssaal des Rathauses hat auch schon gut zu tun. Wie wichtig es ist, auch hier sein Kreuzchen zu setzen, zeigt ein Blick ins Heiligenhauser Rathaus. Fast täglich flattern Verordnungen rein, jeder Fachbereich hat mit EU-Vorschriften zu tun. Einiges, wie zum Beispiel Bauausschreibungen, ist dadurch komplizierter geworden. Doch die Stadtentwicklung profitiert auch von Europa: Viele Millionen flossen aus Brüssel nach Heiligenhaus.

Viele Millionen Euro aus der EU für den Kreis Mettmann und Heiligenhaus

In den vergangenen Jahren seien bestimmt 38 Millionen Euro alleine aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) in den Kreis Mettmann geflossen, bilanzierte kürzlich Landrat Thomas Hendele im Gespräch mit der WAZ; die kostspielige Neuausrichtung und Weiterentwicklung des Forums Niederberg zum Forum Velbert ist übrigens ebenfalls mit EFRE-Unterstützung zustande gekommen.

Auch in Heiligenhaus wird eine ähnlich hohe Summe dazu beitragen, dass die beliebteste Institution der Heiligenhauser erhalten werden kann: Mit bis zu 30 Millionen Euro könnte aus dem EFRE sowie aus weiteren Fördermitteln von Bund und Land der Neubau des Heljensbads finanziert werden. „Alleine hätten wir so ein Projekt gar nicht erst stemmen können“, so der Technische Beigeordnete der Stadt, Andreas Sauerwein, der sich über die Förderempfehlung freut; „das ist noch kein Förderbescheid, aber wir sind positiv gestimmt“. Die weiteren fünf Millionen, die für den Neubau anvisiert sind, stammen aus Eigenmitteln des Betreibers, den Stadtwerken.

Die Liegewiesen sollen im Heljensbad erhalten bleiben, eine Sauna ist in Zukunft nicht mehr vorgesehen.
Die Liegewiesen sollen im Heljensbad erhalten bleiben, eine Sauna ist in Zukunft nicht mehr vorgesehen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Dass eine Kleinstadt wie Heiligenhaus eine so hohe Summe erhalte, sei auch etwas Besonderes, freut sich Sauerwein: „Wir haben viel Zeit in die Erarbeitung des Förderantrags gestellt“, blickt er auf die gelaufenen sogenannten Isek-Verfahren zurück. Was die Empfehlung nun bedeute? „Der Start des Vergabeverfahrens“, erklärt der Beigeordnete. Wenn es gut laufe, könne mit dem Neubau beziehungsweise der Sanierung nach der Freibadsaison 2025 gestartet werden, beendet sein soll die Maßnahme im Sommer 2028. Gesucht wird also ein Unternehmen, „das plant, baut und betreibt“. Der Badebetrieb soll in der Zeit im Hallenbad so gut wie aufrechterhalten bleiben, „eine zumindest kurze Vollsperrung wird aber nicht zu vermeiden sein“, so Sauerwein.

Was der Bürgermeister mit der EU-Politik zu tun hat

Wahlbeteiligung in Heiligenhaus

Traditionell am höchsten ist die Wahlbeteiligung jedoch bei den Bundestagswahlen. 76,4 Prozent der Heiligenhauser Wahlberechtigten gaben 2021 ihre Stimme ab.

Immerhin 61,1 Prozent der Heljenser haben auch bei der letzten Europawahl im Jahr 2019 ihr Kreuzchen gemacht. Im Vergleich dazu gab es nur eine geringe Wahlbeteiligung von 49,7 Prozent bei der letzten Kommunalwahl (was auch an einer fehlenden Bürgermeisterwahl im Jahr 2020 liegen könnte).

Diese konkrete Fördermaßnahme zeigt, dass die EU-Politik in Brüssel und Straßburg also gar nicht so weit weg ist. Und das eben im besonderen auch nicht für die Verwaltung, berichtet Stadtsprecher Peter Parnow: „Eigentlich hat jeder Fachbereich in irgendeiner Form mit Entscheidungen der EU zu tun. Die Verordnungen gelten eben für alle Kommunen.“ So gebe es regelmäßige Updates, „jeder Rathausmitarbeitende hat, bewusst oder unbewusst, regelmäßig mit Entscheidungen zu tun, die durch das Europaparlament oder den Europarat getroffen wurden“. Wie weit betrifft denn die Europapolitik die Arbeit eines Bürgermeisters? „Es ist ein Irrglaube, zu meinen, dass die Europapolitik so weit weg ist“, weiß Michael Beck – und merkt an: „Manchmal sind aber Entscheidungen sehr weit weg von der kommunalen Praxis, nicht alles bringt uns weiter.“