Hattingen. Statt günstiger, wird die Müllentsorgung in Hattingen teurer. Gleichzeitig werden Serviceleistungen reduziert, ein Sparschlupfloch geschlossen.

Der Müll beschäftigt Hattingen weiter. Bei der Abfall-Entsorgung in Hattingen soll es Veränderungen geben. Angekündigt war, die Gebühren zu reduzieren. Jetzt werden sie steigen, das Angebot wird aber dennoch verringert. Auch illegale Tonnen könnten bald in den Fokus geraten.

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Vorab: Die Beschlüsse der Politik aus der Ratssitzung in der vergangenen Woche sind aufgrund eines Formfehlers nicht gültig. In dieser Woche sollen sie rechtsgültig wiederholt werden. Es ist davon auszugehen, dass auch die Entscheidungen zur Müllabfuhr gleichlautend getroffen werden. Für die Hattinger bedeutet das eine Anhebung der Gebühren, dabei ist die Stadt laut Berechnungen des Bundes der Steuerzahler schon jetzt eine der teuersten im Land und mit Abstand die teuerste im Kreis.

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Der Musterhaushalt, von dem der Bund ausgeht, besteht aus vier Personen, die eine 120-Liter-Restmülltonne und eine 120-Liter-Biotonne vorhalten, die 14-täglich geleert werden. Bisher zahlt der Hattinger Musterhaushalt 512 Euro pro Jahr. Ab kommendem Jahr werden es 40 Euro mehr (552 Euro). Vor allem die Biomüll-Gebühr legt nach dem starken Anstieg im vergangenen Jahr erneut zu - statt 1,60 Euro je Liter werden künftig 1,79 Euro fällig. Bei Restmüll sind es statt 2,67 Euro pro Liter dann 2,81 Euro.

Zusätzliche Preistreiber

Preistreiber sind, erklärt der Kämmerer, Lohnkosten, Energiekosten, Inflation und speziell in Hattingen auch die Folgen der Verpflichtung zu mehr Arbeitssicherheit, die das Rückwärtsfahren großer Müllfahrzeuge verbietet. Das deshalb eingesetzte Kleinfahrzeug für enge Straßen bedeutet weniger Volumen, entsprechend mehr Fahrten und mehr Personal.

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Auch die Abgabe, die Hattingen für die Müllentsorgung an den Kreis zahlen muss, fließt in die Kostenrechnung ein. Und der hat soeben eine Erhöhung der Gebühren beschlossen: Pro 1000 Kilo Rest- und Sperrmüll müssen die Städte dem Kreis 210 Euro überweisen, für Biomüll 140 Euro und für Bauschutt 70 Euro. Im Vergleich zu 2024 bedeutet dies für Rest- und Sperrmüll ein Plus von 20 Euro, für Biomüll von 10 Euro und für Bauschutt von 5 Euro. Pro Tonne Altpapier zahlt der Kreis den Städten weiterhin 20 Euro. Dies sind Einnahmen, die über die Kalkulation der Gebühren an die Bürger zurückfließen.

Einschränkungen beim Service

Soweit zu den Kosten, doch auch der Service in Hattingen wird sich verändern. Diese Maßnahmen sind überschrieben mit „Reduzierung der Abfallgebühren“ - tatsächlich bringen sie Einsparungen, die aber nur verhindern können, dass der Müllpreis noch deutlicher steigt. Das ist geplant:

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Statt viermal pro Jahr soll die Bio-Tonne künftig nur noch dreimal gereinigt werden. Das gilt allerdings erst ab 2026, da es bis dahin bestehende Verträge gibt. Die Verwaltung wollte die Reinigung sogar auf zweimal verringern, die Politik ist dagegen.

Auch beim Sperrmüll und Elektroschrott müssen sich die Hattinger einschränken. Bisher konnte beliebig oft eine Sperrmüllabholung angemeldet werden. Ab 2025 ist das nur noch zweimal im Jahr möglich. Damit sollen aufwendige Fahrten für Kleinstmengen verhindert werden. Nach Vorstellung der Verwaltung hätte sogar eine Abholung pro Jahr genügt.

Säcke werden nicht abgeholt

Zu schwer, falsch befüllt oder Gegenstände, die herausschauen: Die Restmüllsäcke fallen immer öfter negativ ins Auge. Hattinger werden ab Januar mit einem orangefarbenen Sticker darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Müllsack nicht versehentlich stehen gelassen wurde, sondern mit Bedacht.

Das Hauptproblem für zurückgelassene Müllsäcke in Hattingen: Sie sind zu schwer befüllt. Die Müllsäcke müssen von den Mitarbeitenden in den Wagen geworfen werden. Das wird zum Problem, wenn diese zu schwer beladen sind. Die Restmüllsäcke sollen das Höchstgewicht von zehn Kilogramm nicht überschreiten.

Zusätzlich genutzte Müllsäcke zur eigenen Restmülltonne sollen zudem für die Entsorgung von Abfällen, zum Beispiel nach Feiern oder vor dem Umzug nur eine Ausnahme darstellen.

Die Abfallbehälter konnten bisher beliebig oft umgetauscht werden - also größere gegen kleinere Tonnen und zurück. Dadurch entstanden zuletzt mehr als 39.000 Euro Kosten. Jetzt soll der Tonnentausch Geld in die Kassen bringen. Künftig kostet der Tausch 30 Euro.

Der Umweltbrummi soll künftig seltener fahren, nämlich nur noch alle drei statt zwei Monate. Zudem werden einige Haltepunkte, die kaum frequentiert sind, wegfallen. Auch das wird aber aufgrund bestehender Verträge frühestens 2026 umgesetzt.

Zum Schluss geht es den Bürgern, die Abfallsäcke für Rest- und Biomüll kaufen, gehörig ans Portmonee. Die Preise dafür steigen massiv. Zahlte man bisher 2 Euro pro Sack, werden für den Biomüllsack jetzt 3 Euro und für den Restmüllsack stolze 5 Euro fällig. Die Begründung der Verwaltung: Die Säcke würden häufig als kostengünstigere Alternative zur Mülltonne genutzt. Das soll damit unterbunden werden.

Neben dieser offiziell günstigeren Variante der Müllentsorgung gibt es auch illegale Tonnen, für die keine Gebühr gezahlt wird, die aber bei der Entleerung dennoch am Straßenrand stehen. Die FDP spricht sich dafür aus, die angemeldeten Tonnen chippen zu lassen, um diese illegalen Tonnen ausmachen zu können. Inwieweit das umsetzbar ist, werde derzeit geprüft, erklärt Bürgermeister Dirk Glaser.