Hattingen. Hattingen zeigt Haltung gegen Rechts mit Stolpersteinputzaktion, Lichtern der Erinnerung, Vorträgen, Spaziergängen, Musik. Details. Die Bilder.

Helena, Pavisha, Frieda und Cedrik gehen in die Knie und wienern mit Schwämmen einen Stein vor dem Bügeleisenhaus in Hattingen - bis er glänzt. Die Zwölfjährigen, die am Gymnasium Holthausen lernen, machen mit bei einer großen Aktion, mit der sie Haltung zeigen. Berührend ist, was die Mitschüler bekunden. Und das Programm der Gedenk- und Aktionswoche für Toleranz und Demokratie gegen das Vergessen ist vielfältig und spannend, körperlich wie emotional bewegend.

Der Stein, den die Zwöfljährigen zum Glänzen bringen, ist der Stolperstein von Selma Abraham. Die Lernenden wienern, während Mitschülerinnen und Mitschüler auf der Bühne am Platz am Bügeleisenhaus an die Nazi-Gräuel erinnern - und Wünsche für die Zukunft äußern, erklären, dass sie Menschen verachtendes Verhalten und Vertreibung ablehnen und dagegen angehen wollen. Sie wollen keinen Unterschied machen, denn „entweder haben wir eine gemeinsame Zukunft - oder wir haben gar keine Zukunft“.

Hattingen hat Haltung: Engagement in Gedenk- und Aktionswoche

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Diesen Stolperstein vor dem Bügeleisenhaus haben Schülerinnen und Schüler aus Hattingen geputzt und so Haltung gezeigt. © WAZ | Liliane Zuuring

Sie erinnern auch mit Kurzbiographien an einige Juden aus Hattingen, deren Foto Stadtarchivar Thomas Weiß in die Höhe hält. Die gesamte vergangene Woche hatten Lernende Stolpersteine geputzt, die Gemeinschaftsgrundschule Niederwenigern war dabei, auch das Gymnasium Holthausen, das Berufskolleg Hattingen, das Gymnasium Waldstraße, die Gesamtschule Hattingen und die Realschule Grünstraße.

„Lichter der Erinnerung“ in Hattingen

Mit der Aktion „Lichter der Erinnerung“ riefen Stadt, Jugendparlament, Jüdische Gemeinde Hattingen sowie Bürgerinnen und Bürger die Schreckenstaten der Reichspogromnacht ins Gedächtnis, liefen vom Rathaus zum Synagogenplatz, um dort einen Kranz niederzulegen.

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In Gedenken an die Reichspogromnacht findet auch in diesem Jahr wieder die Gedenk- und Aktionswoche „Hattingen hat Haltung“ noch bis zum 17. November statt. Das läuft:

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Das ist einer der Texte, die Schülerinnen und Schüler aus Hattingen, anlässlich der Stolpersteinputzen-Abschlussveranstaltung vorlasen. © WAZ | Liliane Zuuring

Programm der Gedenk- und Aktionswoche für Toleranz in Hattingen

Für Kurzentschlossene: Bewegende Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit eröffnet die Filmdokumentation „Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933 – 1945 im Amateurfilm“ am Sonntag (10.11.) um 15 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses. Um 18 Uhr dann sind alle zum interreligiösen Friedensgebet eingeladen - um 18 Uhr in der Realschule Grünstraße.

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Vor der Kulisse des Bügeleisenhauses in Hattingen stellten Schülerinnen und Schüler Kurzbiografien von Juden in Hattingen vor. © WAZ | Liliane Zuuring

„Unvergänglichkeit“ heißt ein klassischer Liederabend mit dem Liedduo Balzer Wolf mit Werken verfemter Komponisten, den Artemedis in der Kirche St. Georg, Kirchplatz, am Donnerstag (14.11.) um 18 Uhr veranstaltet.

Alternative Stadtrundgängen und Spaziergänge

„Verfolgung und Widerstand in Hattingen 1933-1945“ ist Thema des alternativen Stadtrundgangs mit Wilfried Korngiebel und Thomas Birg, zu dem das Aktionsbündnis Buntes Hattingen einlädt: Freitag (15.11.), 15.30 Uhr, Treffpunkt vor dem Rathaus, Rathausplatz 1.

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Vor der Kulisse des Bügeleisenhauses in Hattingen stellten Schülerinnen und Schüler Kurzbiografien von Juden in Hattingen vor. Stadtarchivar Thomas Weiß hält die passenden Fotos dazu hoch. © WAZ | Liliane Zuuring

„Vernichtung lebensunwerten Lebens - Krankenmorde im Nationalsozialismus, auch in Hattingen?“ ist das Thema von Wilfried Korngiebel und Thomas Weiß am Montag (11.11.), 18.30 Uhr, im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8.

Rolle der Henrichshütte im Nationalsozialismus ist Thema

Um die „Rolle der Henrichshütte im Nationalsozialismus“ geht es am Samstag (16.11.), 15 Uhr im Industriemuseum Henrichshütte. Anmeldung erforderlich: Telefon 02324 9247 150.

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Hattingen hat Haltung: Das Programm der Gedenk- und Aktionswoche sowie ein Zettel mit Gedanken von Schülern liegt auf einer Technikbox an der Bühne bei der Abschlussveranstaltung der Stolpersteinreinigung in Hattingen. © WAZ | Liliane Zuuring

Abschluss der Aktionswoche ist am Sonntag, 17. November. Start ist ein ökumenischer Friedensgottesdienst zum Volkstrauertag, 10 Uhr in St. Peter und Paul an der Bahnhofstraße. Um 11.30 Uhr startet die zentrale Gedenkveranstaltung am Ehrenmal im Schulenberger Wald. Stadt und VDK Hattingen organisieren sie.

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Abschlussveranstaltung der Stolperstein-Putzaktion in Hattingen. © WAZ | Liliane Zuuring

„Die Vernnft befiehlt uns frei zu sein!“: Erinnern an starke Frauen Hattingens

„Hattingen zu Fuß“ bietet im Anschluss mit dem Stadtarchiv einen Spaziergang zu starken Hattinger Frauen. Titel: „Die Vernunft befiehlt uns frei zu sein!“ Start ist um 12 Uhr am Ehrenmal.

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Die Gedenk- und Aktionswoche organisieren: die städtische Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration, die Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Hattingen, gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Eintritt kosten die Veranstaltungen nicht.

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