Hattingen/Bochum/Essen. Nach der Entdeckung einer Drogen-Produktionsanlage in Hattingen müssen drei Angeklagte ins Gefängnis. Eine Überraschung gab es trotzdem.

Die Urteile waren kaum gesprochen, da fielen sich Angeklagte, Freunde und Familienangehörige auch schon in die Arme. Freudentränen flossen. „Schnell weg hier“, sagte einer der gerade Verurteilten, als wenn er Angst hätte, die Richter könnten es sich noch einmal anders überlegen.

Acht Monate nach der Entdeckung einer illegalen Drogenküche an der Kreisstraße in Hattingen ist der Haupttäter aus Bochum am Freitag (8.11.) zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Zwei Mitangeklagte müssen ebenfalls ins Gefängnis. Nur zwei der Angeklagten kamen im Prozess am Essener Landgericht mit Bewährungsstrafen davon.

Aus der U-Haft entlassen

Womit aber wohl niemand gerechnet hatte: Auch der Haupttäter und sein angeblicher „Stellvertreter“ sind erstmal wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die Richter sahen keine Fluchtgefahr mehr. Das heißt: Erst wenn die Urteile rechtskräftig sind, müssen sie ihre Strafen auch absitzen.

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Das Foto zeigt die Angeklagten zwischen ihren Verteidigern kurz vor der Urteilsverkündung.
Das Foto zeigt die Angeklagten zwischen ihren Verteidigern kurz vor der Urteilsverkündung. © WAZ | Jörn Hartwich

Es war im März dieses Jahres, als es in der Gewerbehalle in Hattingen zu einer spektakulären Durchsuchungs-Aktion gekommen ist. Dabei waren sogar gepanzerte Fahrzeuge und Einsatzkräfte in chemikaliensicheren Schutzanzügen im Einsatz. Gleichzeitig wurden zahlreiche Wohnungen durchsucht – auch in Bochum.

Kiloweise Drogen und Waffen

Die Fahnder stießen auf kiloweise Drogen und jede Menge Waffen. Wie sich herausstellte, wurde in der Halle Amphetamin produziert. Außerdem gab es eine Presse zur Herstellung von Ecstasy-Tabletten.

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Der bereits einschlägig vorbestrafte Bochumer hatte seine Kfz-Werkstatt heimlich in eine Drogenküche umgewandelt. Von dort war das Rauschgift zu einer Bochumer Wohnung gebracht, portioniert und über Packstationen an Abnehmer verschickt worden.

Handys abgehört

Auch mit Marihuana, Haschisch und Kokain wurde gehandelt. Die Zahlungen wurden zum Teil über Kryptowährungen abgewickelt, um die illegalen Geschäfte zu verschleiern.

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Die Polizei hatte die Gruppierung offenbar schon länger auf dem Schirm. „Die abgehörten Telefonate lesen sich wie ein Buch“, sagte Richterin Dorothee Endriss bei der Urteilsbegründung. Einige Drogenübergaben waren auch direkt beobachtet worden.

Staatsanwalt wollte mehr

Die Staatsanwaltschaft hatte für den Haupttäter über sieben Jahre Haft gefordert. So weit wollten die Richter allerdings nicht gehen. Sie rechneten dem 42-jährigen Bochumer vor allem dessen rückhaltloses Geständnis an. „Wir haben ihnen abgenommen, dass sie keine Lust mehr haben, immer nur im Gefängnis zu sitzen“, so Richterin Endriss.

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Riskant bleibt der Fall weiterhin für eine Mitarbeiterin der Bochumer Polizei. Sie soll einen der Angeklagten mit vertrauensvollen Daten aus dem Polizei-Computer und mit Ermittlungsergebnissen versorgt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie dafür zwei Mal Amphetamin im Wert von hundert Euro erhalten hat.

Polizei-Mitarbeiterin muss bangen

Ihr Verfahren ist noch in der Bearbeitung. Ob auch sie irgendwann angeklagt wird, steht noch nicht fest. Die Hinweise auf die Regierungsbeschäftigte sollen durch das Abhören der Handys der Angeklagten bekannt geworden sein.

Gegen die beiden anderen Angeklagten, die ebenfalls ins Gefängnis müssen, wurden drei Jahre Haft, beziehungsweise zwei Jahre und neun Monate Haft verhängt. Die Bewährungsstrafen belaufen sich auf 15 und 21 Monate Haft.