Hattingen. . Projekt „Brückenbau“ unterstützt besonders Frauen mit Kindern. Praktische Hilfe und vor allem Begegnung wird ermöglicht
- Jüdische Gemeinde baut Brücken zu Flüchtlingen
- Im Bürgerzentrum Holschentor treffen sich geflüchtete Frauen mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde
- Projekt ist bis zum Jahresende finanziert
Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bochum/Herne/Hattingen helfen Flüchtlingen in Hattingen und Bochum mit der Initiative „Brückenbau“.
Immer mittwochs und donnerstags von 9.30 bis 12 Uhr treffen sich im Zentrum für bürgerschaftliches Engagement junge, geflüchtete Frauen mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde und mit deren Sozialarbeiterin Olga Gorch. Auch in Bochum geht die Gemeinde auf Flüchtlingsfrauen zu, spricht sie in den Unterkünften an. „In Hattingen gibt es den Vorteil, dass es schon eine Gruppe junger Frauen gab, die sich im Haus der Jugend traf. Doch dieses Projekt der Stadt sollte auslaufen, weil auch der Raum gebraucht wird für eine Kindergartengruppe. Darum ist es toll, dass wir jetzt weitermachen können“, so Olga Gorch (43).
Die jüdischen Frauen, die jetzt im Holschentor neu zu der Gruppe stoßen, kamen vor langer Zeit oft selbst als Geflüchtete, können die Probleme der Teilnehmerinnen nachvollziehen. Sie geben nicht nur Auskunft, sondern wollen ein Zusammenkommen bieten bei einem gemeinsamen Frühstück, zum Deutschlernen. Die Kinder sind derweil betreut, spielen zusammen. Die bestehende Gruppe hat weitere, aktiv angesprochene Frauen aus den Flüchtlingsunterkünften aufgenommen.
Olga Isaak, die das Projekt in der Jüdischen Gemeinde koordiniert, hofft, dass durch das Projekt auch ein wenig die Vorurteile gegenüber Juden, die bei vielen Flüchtlingen aus dem Nahen Osten eine Rolle spielen, angesprochen und im Idealfall sogar ausgeräumt werden können.
„Die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, hat die Finanzierung des Vorhabens ermöglicht“, freut sich Olga Gorch. Das Land NRW finanziert zwei Stellen.
Toll findet die Sozialarbeiterin auch, dass es inzwischen eine aus Algerien geflüchtete Frau gibt, die einst selbst von Treffen profitierte, die „fünf Sprachen spricht und uns jetzt bei diesem Projekt unterstützt“.
Das Angebot, das sich in Hattingen in der kurzen Zeit seit den Sommerferien etabliert habe, sei vielversprechend, sagt Religionspädagogin Jennifer Jung, die eine der Frauen ist, die in Unterkünften Frauen ansprechen. „Wir hoffen, dass es in ähnlicher Weise auch in Bochum funktioniert.“
Finanziert ist das Projekt zunächst bis Ende des Jahres mit 7000 Euro. Sollte für 2017 auch eine Finanzierung gesichert sein, werden die Flüchtlingsfrauen eingeladen, das jüdische Gemeindezentrum und die Synagoge kennen zu lernen.