Hattingen. Ärger in Hattingens Fußgängerzone: Aktivisten stellen menschenverachtende Zitate von AfD-Politikern aus. Gleich gegenüber wirbt die AfD für sich.
Es sei „ein glücklicher Zufall“, dass die Gruppe „Hattingen für Vielfalt und Demokratie“ ausgerechnet am selben Tag, an dem die AfD-Landtagsfraktion mit einem Infostand über ihre Arbeit informieren wollte, eine „Mauer der Schande“ am Untermarkt aufbaute. Das Aktionskunstwerk aus Kartons stellte menschenverachtende Zitate von AfD-Prominenten heraus. Einige Meter weiter wurden Infozettel und Gummibärchen von den rechten Politikern verteilt.
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Dass diese Situation mehr als heikel war, liegt auf der Hand. Weil sich immer wieder Aktivisten mit provozierenden Plakaten dem AfD-Stand näherten, rief AfD-Landtagsabgeordneter Christian Loose die Polizei. Mehrfach musste er aber auch seine eigenen Leute ermahnen, ruhig zu bleiben. Bereits vor acht Wochen habe die Partei ihren Infostand angemeldet. Die Störaktionen würden ihn nicht beeindrucken. „Das gehört zur Demokratie dazu“, so Loose.
„Wir riefen Gastarbeiter, wir bekamen Gesindel“
Dagegen ging es auf dem Untermarkt freundlich zu. Viel Lob gab es für Brigitte Lümmer und Jenny Albers, die die Protestaktion organisiert hatten. Wie eine Mauer sind Schuhkartons gestapelt, auf denen Zettel mit Zitaten kleben. „Einige Leute haben sogar eigene Kartons mit Zitaten bei uns abgegeben“, freut sich Lümmer. „Wir möchten so bewusst mit den Bürgern in den Dialog gehen“, erklärt sie. Gerade in dieser hochpolitischen Zeit sei es wichtig, sich zu platzieren.
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Auf der Mauer steht etwa: „Wir riefen Gastarbeiter, wir bekamen Gesindel“ von Nicolaus Fest, AfD-Politiker und Mitglied im Europaparlament. Oder die Worte von AfD-Chefin Alice Weidel: „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“ Oder „Bescheidenheit ist bei der Entsorgung von Menschen unangebracht“, von Jörg Meuthen.
AfD-Kreisverband konnte Mitgliedszahl verdoppeln
Gerade die frauenfeindlichen Zitate stoßen vielen Passanten und Passantinnen auf. „Das kann doch nicht sein“, hört man immer wieder, während die Zitate mit dem Smartphone fotografiert werden. Das Hattinger „Denkmal der Schande“ lenkt den Blick auf die gefährlichen Konsequenzen von rechtsextremem Gedankengut und setzt dieses in einen historischen Kontext. Diese Mahnung ist für uns hochaktuell und ein Ansporn, weiterhin aktiv gegen Hass und Intoleranz einzutreten“, erklärt Lisa Zumbusch die Idee hinter der Protestaktion.
Wenige Meter weiter zeigt sich die AfD unbeeindruckt. Der 2013 gegründete Kreisverband der AfD konnte seine Mitgliedszahl im letzten Jahr verdoppeln, 300 seien es jetzt, so Kreissprecher Matthias Renkel. Für ihn ist klar, dass mit der Kommunalwahl 2025 in allen Städten des EN-Kreises auch Mitglieder der AfD in die Stadträte einziehen werden. Der Kandidat für Hattingen formiert sich bereits.
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