Hattingen. Ein kleines Mädchen aus Hattingen wird vom Freund der Mutter missbraucht. Vor dem Landgericht Essen ist der 44-jährige Mann voller Reue.

Der Angeklagte zitterte am ganzen Körper, als er zu seinem Zettel griff: „Ich schäme mich“, las er den Richtern am Essener Landgericht vor. „Ich bete, dass das Mädchen keine bleibenden Schäden erleidet.“ Immer wieder musste er sich die Tränen aus den Augen wischen und Pausen einlegen.

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Vor rund zwei Jahren hat der 44-Jährige aus Hattingen die anfangs acht und später neun Jahre alte Tochter seiner damaligen Lebensgefährtin missbraucht. Seit Freitag (13.9.) steht er vor Gericht – und kann offenbar selbst nicht fassen, was passiert ist.

„Verachte mich für die ekelhaften Taten“

„Ich kann morgens nicht mehr in den Spiegel sehen“, sagte er den Richtern. „Weil ich mich selber für die ekelhaften Taten verachte.“

Er war damals offenbar nur an den Wochenenden zu Hause, passte auf das Mädchen auf, wenn die Mama nicht zu Hause war. „Wir waren sehr vertraut“, sagte er den Richtern. „Wir tobten herum, suchten den Weihnachtsbaum aus und übten für Mathe.“ Irgendwann habe er dann das Gefühl gehabt, dass die anfangs Achtjährige aufgeklärt werden wollte.

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Nach seiner Schilderung war es die Grundschülerin, die schließlich die Initiative übernommen hat. Sie habe ihm ziemlich intime Fragen gestellt und auch von ersten eigenen Erfahrungen mit einem anderen Mädchen erzählt. „Sie war sehr interessiert und ließ nicht locker.“ Diese Situation habe er ausgenutzt.

Die Verhandlung gegen den Hattinger (44) findet vor dem Landgericht Essen statt.
Die Verhandlung gegen den Hattinger (44) findet vor dem Landgericht Essen statt. © WAZ | Jörn Hartwich

In der Anklage ist von Übergriffen mit Sex-Spielzeug und mehr die Rede. „Ich habe jedoch nie etwas gegen ihren erklärten Willen getan“, so seine Worte. Wenn es der Tochter seiner Partnerin weh getan habe oder sie nein gesagt habe, habe er sofort aufgehört.

Täter hat sich mit Sex-Drogen aufgeputscht

Er selbst war nach eigenen Angaben lange in einer Beziehung, die jedoch plötzlich zerbrochen sei. Das habe ihn schwer mitgenommen. In der Zeit danach habe er immer häufiger zu einer Sex-Droge gegriffen und schnelle Befriedigung bei wechselnden Bekanntschaften gesucht.

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Der Drogenmissbrauch sei schließlich so massiv geworden, dass er Probleme mit der Atmung und mit den Augen bekommen habe. Auch seine Arbeit habe gelitten. Besser sei es erst wieder geworden, als er die Mutter des kleinen Mädchens kennengelernt habe.

„Übernehme die volle Verantwortung“

Die neue „Familie“ zog zusammen. Alles schien gut, bis die Missbrauchstaten im Frühjahr vergangenen Jahres plötzlich ans Licht kamen. „Da bin ich zusammengebrochen, hatte Suizidgedanken.“

Bestreiten will er die Taten nicht. „Ich übernehme die uneingeschränkte Verantwortung für das, was passiert ist“, sagte der Hattinger den Richtern. Und auch, wenn er sich nicht mehr an alles erinnern könne: „Mir ist klar, dass ich zu meiner Schuld stehen muss.“

Therapie und Spende an Kinderschutzbund

Inzwischen habe er viel an sich gearbeitet und auch eine Therapie begonnen. „Weil mich die Sorge umtrieb, dass ich pädophil sein könnte.“ Da habe ihn sein Therapeut aber beruhigt. „Er meint, dass ich damals wohl eher an Sex-Sucht gelitten habe.“ Als Zeichen seiner Reue habe er auch schon 1.000 Euro an den Kinderschutzbund gespendet.

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Nun hofft er, dass er vor Gericht mit einer Bewährungsstrafe davonkommt. „Ich möchte in meinem Beruf bleiben und weiter die Therapie machen.“ Das Urteil soll noch in diesem Monat gesprochen werden.