Hattingen/Bochum. Der spektakuläre Einsatz im Industriegebiet mit mehreren Festnahmen hat jetzt Folgen. Was eine Polizei-Angestellte damit zu tun hat.

Es war ein spektakulärer Einsatz: Vor knapp sechs Monaten haben Spezialkräfte in Hattingen ein illegales Drogenlabor ausgehoben. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse.

Seit Donnerstag stehen in Essen fünf Männer vor Gericht. Heikel könnte der Fall aber auch für eine Frau der Bochumer Polizei werden. Sie gilt als heimliche Informantin und taucht in der Anklage auf.

Drogenrazzia in Hattingen: Wie eine Polizei-Angestellte ins Geschäft verwickelt sein soll

Gepanzerte Fahrzeuge, Einsatzkräfte in chemikaliensicheren Schutzanzügen: Am 13. März wurde an der Kreisstraße in Hattingen eine Gewerbehalle durchsucht. Gleichzeitig griffen die Fahnder auch in Wohnungen in Bochum, Herne und Marl zu. Dabei wurden massenhaft Drogen und Waffen sichergestellt.

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Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 32 bis 54 Jahre alten Angeklagten in der Halle in Hattingen monatelang Amphetamin hergestellt und Ecstasy-Tabletten gepresst haben – mit zum Teil sehr hohen Wirkstoffgehalten. Außerdem soll mit Kokain, Marihuana, Haschisch und LSD gehandelt worden sein.

Bezahlt mit Kryptowährungen

Die Drogen sind nach Erkenntnissen der Ermittler in einer Wohnung im Bochumer Stadtteil Hofstede verpackt und anschließend per Post verschickt worden sein. Dazu wurden angeblich Packstationen – unter anderem in Hattingen – benutzt. Bezahlt wurde laut Anklage mit Kryptowährungen, um die Spuren so gut wie möglich zu vermischen. Das ist allerdings nicht gelungen.

Nach der SEK-Drogen-Razzia in Hattingen, Bochum, Herne, Marl stehen die Angeklagten - im Bild mit ihren Verteidigern - vor dem Essener Landgericht.
Nach der SEK-Drogen-Razzia in Hattingen, Bochum, Herne, Marl stehen die Angeklagten - im Bild mit ihren Verteidigern - vor dem Essener Landgericht. © FUNKE Foto Services | Jörn Hartwich / WAZ

Die Angeklagten sind offenbar schon lange vor dem Zugriff heimlich observiert worden. Auch Telefone wurden abgehört. Eine undichte Stelle soll es bei den Ermittlern trotzdem gegeben haben.

Undichte Stelle bei der Polizei

In der Anklage ist von einer Regierungsbeschäftigten die Rede, die damals beim Polizeipräsidium Bochum angestellt gewesen ist. Sie soll einen der Angeklagten mit vertrauensvollen Informationen aus dem polizeilichen Datensystem versorgt haben. Bezahlt wurde sie angeblich mit Amphetamin.

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Für die Produktion der Partydroge soll in großem Stil eingekauft worden sein – unter anderem bei einem Bochumer Freizeit-Unternehmen. Dort wurden im Dezember vergangenen Jahres laut Anklage zehn Liter Methanol gekauft, mit dem in der Gewerbehalle in Hattingen anschließend 600 Gramm Amphetamin hergestellt worden sein sollen.

Angeklagte wollen sich äußern

Zum Prozessauftakt am Essener Landgericht haben sich die deutschen und kasachischen Angeklagten, die aus Bochum, Marl und Herne kommen, noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das soll nach Angaben ihrer Verteidiger erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, zwei sind nach ihrer vorübergehenden Festnahme wieder auf freiem Fuß.

Was für die Angeklagten besonders heikel ist: In der Produktionsstätte in Hattingen sollen auch drei geladene und griffbereite Schusswaffen herumgelegen haben. In der konspirativen Wohnung wurden laut Anklage ein Schlagring und ein Teleskopschlagstock gefunden. Und auch in den Privatwohnungen sollen Drogen und Waffen sichergestellt worden sein.

Hohe Haftstrafen drohen

Die Mindeststrafe für bewaffnetes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln beläuft sich auf fünf Jahre Haft. Der Fall der ehemaligen Bochumer Polizei-Angestellten wird im aktuellen Prozess nicht mitverhandelt.

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Die 17. Strafkammer des Essener Landgerichts hat für den Prozess zunächst noch zehn Verhandlungstage vorgesehen. Die Urteile sollen voraussichtlich in der ersten Novemberhälfte gesprochen werden.