Hattingen. Seit 25 Jahren ist Frank Dziwior Chef des Café Adele in Hattingens Altstadt. Bald will er kürzer treten - doch fürs Café wird es weitergehen.
Ihr Café Adele in Hattingen beschäftigt Frank Dziwior und seine Lebensgefährtin Gabi Berisha sogar im Urlaub. Und das seit 25 Jahren. Das Traditionscafé hat Stammgäste aus der gesamten Region. Die Gründe.
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25 Jahre ist es her, dass Frank Dziwior das Café Adele im Fachwerkhaus im Steinhagen übernommen hat. Wer hier draußen vor der Tür sitzt, blickt auf den schiefen St.-Georgs-Kirchturm oder an der Seite auf hübsche Fachwerkhäuser. Wer drinnen sitzt, genießt die gediegene Atmosphäre à la anno dazumal mit Häkeldeckchen, alten Kaffeekannen überall, imposanten Schränken.
Das Erfolgsrezept des Café Adele in Hattingen: Was es alles gibt
Dazu läuft Musik zumeist der 1960er- und 1970er-Jahre, „zu der wir früher getanzt haben“. Dazu würden die Gäste gleich welchen Alters immer noch unterm Tisch mit dem Fuß wippen.
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Das Café Adele selbst gibt es bereits seit 39 Jahren. Ein Zufall sei es gewesen, dass in der Trennungsphase von seiner Ex-Frau die ehemaligen Inhaber aufhören wollte, er davon erfuhr, sagt Frank Dziwior, der lange als Restaurantleiter bei Diergardts Kühler Grund gearbeitet hatte.
Das Angebot haben Frank Dziwior und Gabi Berisha nach und nach erweitert: Tops und Flops
Seit über 23 Jahren an seiner Seite im Café Adele ist seine Lebensgefährtin Gabi Berisha. Den Charme des Café Adele haben beide erhalten - aber behutsam das Angebot nach und nach erweitert und verändert. „Anfangs gab es nur halbe Brötchen und Toast Hawai“, erinnert sich Dziwior, der Wert legt auf Qualität und Service.
Café Adele: Schwierige Zeiten und Glück
Schwierig, so Frank Dziwior, „war die Zeit der Rezession 2006/2007. Da hatten wir den Ruhetag am Montag wieder abgeschafft.“ Inzwischen ist montags wieder Ruhetag - und außerdem auch am Dienstag. Ab Oktober, wenn die Außengastronomiezeit vorbei ist, wird das wieder anders. Dann ist nur montags geschlossen. Das hat personelle Gründe. Denn im Sommer brauche es mehr Personal für die 16 Tische draußen. 13 Tische gibt es innen.
Seine Mitarbeitenden, bei denen er sich wie bei seinen Stammkunden bedanken möchte, hat er auch in der schwierigen Corona-Zeit nicht entlassen. „Darum konnten wir am ersten Tag, als das wieder möglich war, gleich durchstarten.“
Glück, sagt der Caféinhaber, habe er auch gehabt: Denn er kennt die Planer des Ruhrtalradweges. Mit ihnen hat er zusammegearbeitet - und kam plötzlich ins Fernsehen. Das habe einen Hype ausgelöst, das Café über Hattingen hinaus bekannt gemacht.
Aktiv in Händler-Aktionen wie Vielfach ist er indes nicht mehr. „Ich hatte zwischendurch gesundheitliche Probleme, da habe ich mich auf das Café konzentriert.“
Geöffnet ist derzeit mittwochs bis samstags von 9.30 bis 18 Uhr, an sonn- und feiertags 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Tischreservierung: Telefon 02324 9217700.
Darum gibt‘s im Café Adele nur Bio-Eier, Bio-Gouda, Wurst von einer Metzgerei aus Köln. Und in den Cappuccino kommt nur Bärenmarke-Milch. Es werde allerdings immer schwieriger, „die gestiegenen Kosten nicht voll an die Kunden weiterzugeben“, so Dziwior, der sich wünschen würde, dass für Gastronomen eine sieben Prozent Mehrwertsteuer dauerhaft gelten würde.
Inhaber-Paar lebt das Café Adele
Er und seine Lebensgefährtin leben das Café, sind sie im Urlaub, so schauen sie, welches Angebot sie entdecken, das zum Adele passen würde. Einst gab es hier auch Flammkuchen. „Aber dann hatte das jeder und wir haben uns überlegt, was wir stattdessen machen können. Unsere Eltern kamen dann auf Kartoffelwaffeln. Das ist eigentlich ein Arme-Leute-Essen aus der Kriegszeit.“ Dziwior und Gabi Berisha tüftelten am Rezept - und gebaren so ein absoluten Hit auf der Adele-Speisekarte.
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Ein Gute-Laune-Wasser gibt es, angelehnt an die Sirup-Wasser-Mischungen aus Kindheitstagen - und natürlich Frühstück und die beliebten Torten. Glutenfreies und Vegetarisches, auch Veganes serviert das Team. Manches floppte, wie das vegane Müsli, anderes ist ein Renner: wie Angebote mit Avocado, veganer Brotaufstrich und veganes Brot.
„Geld ist die eine Sache, aber mit Spaß und Liebe bei der Arbeit zu sein, ist wichtiger“
Aber das eigentliche Erfolgsrezept ist dies: „Das Geld ist die eine Sache, mann muss zurechkommen. Die andere Sache ist aber wichtiger. Man muss mit Spaß und Liebe bei der Arbeit sein. Wenn ich an fünf Tagen von sechs sage, es ist schön, hier zu sein, und einen Tag sage, heute wäre ich gerne liegen geblieben, dann ist das gut“, findet Dziwior. So viel Spaß wie am ersten Tag hat er. Und so erginge es auch seinem Team.
Mit Liebe bei der Arbeit sein, das bedeutet für Dziwior auch: „Ob der Teller von rechts oder links kommt, ist doch egal. Wichtig ist, dass er mit einem Lächeln und mit Liebe serviert wird.“ Dass das gelingt, beweist eine Stammkundschaft-Quote von 80 Prozent. Die Gäste kommen aus Herdecke, Velbert, Duisburg, Düsseldorf und anderen Städten. Der soziale Kontakt, nicht nur Gerichte ansprechend anzurichten und zu servieren, sondern auch ins Gespräch zu kommen: Das beflügelt das Paar bis heute.
Zwei Belegzeiten in der Weihnachtsmarktzeit in Hattingen
In der Wiehnachtsmarkt-Zeit gibt es zum Frühstück zwei Belegzeiten. „Denn dann werden wir überrannt. Eigentlich wären 20 Tische ideal drinnen, aber wir haben eben nur 13.“ Doch andere Räume fürs Café Adele zu suchen: Das kam ihm nie in den Sinne.
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Dziwior bedauert, dass Büroarbeiten statt wie früher eine halbe Stunde inzwischen eineinhalb Stunden in Anspruch nehme. Gestartet ist er vor 25 Jahren mit einer siebenköpfigen Mannschaft - inzwischen gehören 15 Mitarbeitende zum Team. Einige sind seit Jahren, gar über einem Jahrzehnt dabei. Dziwior begleitet die jungen Menschen, die während des Abiturs oder des Studiums im Café jobben. „Denn sie sollen schon ins richtige Leben kommen.“
Café-Inhaber weiß schon, in wessen Hände er das Traditionscafé legen will
Eine von den jungen Menschen war und ist Theresa Fischer, Inhaberin von Adeles Backstübchen auf dem Kirchplatz. Sie ist die designierte Nachfolgerin von Dziwior im Café Adele. Er hat auch schon geplant, wann er übergeben will: „Mit 63 Jahren möchte ich nur noch vormittags im Café helfen und mehr Zeit für meine Familie mit fünf Enkelkindern haben. Das ist dann im Jahr 2026“, verrät er.