Gladbeck / Bottrop / Gelsenkirchen. Erstaunlich, was Menschen so alles in den Bussen vergessen. Das alles landet im Fundbüro der Vestischen. Darunter auch einige Kuriositäten.
Taschen und Rucksäcke – meterweise liegen sie in den deckenhohen Regalen. Zusammengequetscht warten sie darauf, doch noch abgeholt zu werden. „Und das sind nur Sachen, die in der Zeit von November bis jetzt hier gelandet sind“, sagt Axel Winkel, Mitarbeiter im Fundbüro der Vestischen.

Hier in dem wenige Quadratmeter großen Raum auf dem Betriebshof in Herten landet der Großteil der Dinge, die in den Bussen in Bottrop, Buer, Gladbeck und den übrigen Städten des Kreises Recklinghausen vergessen werden. Und schaut man sich hier um, so scheinen es vor allem Taschen zu sein, die liegengelassen werden, oftmals Sporttaschen, um genauer zu sein.
Das Durchsuchen der Fundsachen ist manchmal ekelig
Und ganz ehrlich, als Axel Winkel die Tür aufschließt und eintreten lässt, da nimmt man auch den entsprechenden Geruch wahr. „Hier lagern zig Turnschuhe, die meisten gut gebraucht“, sagt er und lässt damit auch schon Rückschlüsse auf die Inhalte der vielen Taschen zu. Insbesondere Schülerinnen und Schüler, so der Verdacht, vergessen gern schon mal ihre Sportsachen im Bus.

Alles, was im Fundbüro landet, muss durchsucht werden. Gibt es Hinweise auf die rechtmäßige Besitzerin oder den rechtmäßigen Besitzer? „Das ist manchmal ekelig“, daraus macht Axel Winkel keinen Hehl. Doch da müsse man sich eben überwinden. Es gehe unter anderem darum, Lebensmittel, die sich ja auch in den Taschen befinden könnten, auszusortieren. „Wir tragen Handschuhe dabei und ganz ehrlich: Es ist immer noch angenehmer, die Sachen da rauszuholen als zu warten, bis sie von selber rauskommen.“
Zahlreiche Portemonnaies und Handy lagern im Fundbüro der Vestischen
Rund drei Monate werden die Taschen und Rucksäcke hier aufbewahrt. Werden sie bis dahin nicht abgeholt, oder zumindest nachgefragt, spendet die Vestische die Taschen und deren Inhalt an eine soziale Einrichtung in Marl. Dort würden die Dinge dann an Bedürftige verteilt oder für kleines Geld verkauft, berichtet Jonas Gröner, der zuständige stellvertretende Abteilungsleiter bei der Vestischen.

Anders sieht es dagegen bei wertvolleren Fundsachen aus. Denn auch Portemonnaies und Handys finden regelmäßig den Weg nach Herten. Die würden mindestens sechs Monate aufbewahrt und sind sicher im Safe verwahrt. Wie man sein Telefon im Bus vergessen kann, ist Axel Winkel ein Rätsel, erst recht, warum manche der Geräte auch nie abgeholt werden. Sein Tipp: Seit er bei der Vestischen im Fundbüro arbeite, habe er immer einen Aufkleber mit seinem Namen auf dem Handy. Vorteil: In solchen Fällen kann das Fundbüro nämlich von sich aus auf den Besitzer zukommen. Werden die Handys nicht abgeholt, werden sie ordnungsgemäß entsorgt.
Rund 15 Fundsachen pro Tag in den Bussen in Gladbeck, Bottrop und dem Kreis
Gut 15 Neuzugänge landeten pro Tag im Fundbüro des Nahverkehrsunternehmens, sagt Jonas Gröner. Auch wenn das sprichwörtliche Gebiss noch nicht dabei war, so gilt doch: „Hier landet alles Mögliche.“ Aktuell etwa lagert in einem Regal eine Querflöte. Man sollt meinen, ein solches Instrument wird vermisst. Auch Wärmeflaschen oder eine Käsereibe finden sich beim Stöbern unter den Fundsachen, und es drängt sich die Frage auf, was die Menschen alles mit im Bus transportieren und dort auch vergessen

Dazu kommen einige saisonale Sachen. An der Christbaumspitze etwa merkt man, dass in den Regalen noch die Fundsachen aus der Weihnachtszeit lagern. Ein weihnachtliches Pflegeset bestehend aus Duschgel, Handcreme und Body Lotion sollte ursprünglich sicher auch nicht im Fundbüro landen, sondern war vielmehr als Geschenk gedacht gewesen.
Sogar Rollatoren und ein Kinderwagen wurden im Bus vergessen
„Wir haben hier sogar schon Rollatoren gehabt“, erinnert sich Axel Winkel. Wie so etwas vergessen werden kann, und wie jemand, der auf einen Rollator angewiesen zu sein scheint, nach einer Busfahrt plötzlich keinen mehr benötigt, können sich die Verantwortlichen bei der Vestischen auch nicht erklären. Von Wunderheilungen im Bus ist nichts bekannt. Noch ungewöhnlicher sicher der Kinderwagen, der auch schon in dem Räumchen in Herten gelandet war – selbstverständlich ohne Kind.

Dass bei der aktuellen Witterung auch Jacken und Mützen – allein sechs am Montag – im Fundbüro landen, leuchtet Axel Winkel auch nicht ein. Gleiches dürfte, je nach Witterung, für Regenschirme gelten. Gleich vier Kisten voll stehen in einer Ecke. Und selbst unter den Regenschirmen finden sich Kuriositäten – oder wer hat schon einen Regenschirm gesehen, bei dem der Griff einem Gewehrkolben nachempfunden ist? Vielleicht das Modell für Jäger oder Auftragskiller. Zum Glück bleibt es bei solchen Nachbildungen. Echte Waffen habe man noch nicht gefunden, wohl aber verschreibungspflichtige Medikamente oder den Drogenersatzstoff Methadon. Im Zweifel müsse man dann auch die Polizei einschalten.
„Ich erinnere mich an einen Mann, der seine Hörgeräte im Bus verloren hatte. Der war so dankbar und den Tränen nahe, als er sie hier abholen konnte“
Nur rund ein Drittel der Fundsachen würde auch tatsächlich abgeholt, schätzt Jonas Gröner. Doch wenn die Besitzer vorbeikommen und ihre Schätze wieder mitnehmen, ist oft die Freude und die Erleichterung groß. „Ich erinnere mich an einen Mann, der seine Hörgeräte im Bus verloren hatte. Der war so dankbar und den Tränen nahe, als er sie hier abholen konnte“, sagt Axel Winkel. Gleiches habe auch für die Dame gegolten, die in der vergangenen Woche ihren Drogerie-Einkauf im Bus liegen gelassen hatte. „Der war tatsächlich auch bei uns angekommen.“
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Wer etwas vermisst und glaubt, es im Bus verloren zu haben, sollte sich zunächst telefonisch erkundigen. Dabei sei es wichtig, den verlorenen Gegenstand so genau wie möglich beschreiben zu können. Die bloße Aussage, etwa dass es sich um eine schwarze Sporttasche handele, reiche in der Regel nicht aus, sagt Jonas Gröner mit Blick auf die Menge an schwarzen Taschen in den Regalen. Angaben zum Inhalt seien auch hilfreich. Alternativ gibt es auf der Internetseite der Vestischen auch ein Kontaktformular, darüber können, wenn vorhanden, auch Fotos hochgeladen werden.
Wenn dann klar ist, dass der Gegenstand tatsächlich in Herten gelandet ist, kann er zu den Öffnungszeiten des Fundbüros abgeholt werden. Wobei: Nicht einmal das scheinen alle zu machen. In einem Regal lagern immer noch Gegenstände, bei denen klar ist, wem sie gehören, und von denen die Besitzerinnen und Besitzer auch wissen, dass sie im Fundbüro sind. Doch auch Wochen später werden sie nicht abgeholt.
Öffnungszeiten und Kontaktmöglichkeiten
Das Fundbüro der Vestischen befindet sich am Betriebshof in Herten, Westerholter Straße 550. Es ist montags bis freitags von 13 bis 15 Uhr geöffnet. Während dieser Zeit sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch telefonisch für Nachfragen und Absprachen erreichbar, unter: 02366 - 186199.
Ein Großteil der Fundsachen landet im Fundbüro in Herten. Es kann jedoch sein, dass einige private Busunternehmen, die im Auftrag der Vestischen auf einigen Linien im Einsatz sind, eigene Fundbüros haben, gerade in den Außenbezirken des Kreises Recklinghausen. Hier vermittelt die Vestische bei Bedarf den Kontakt.
Weitere Informationen und ein Kontaktformular finden sich auch auf der Internetseite des Nahverkehrsunternehmens unter: www.vestische.de/fundsachen.
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