Gladbeck. Neue Zeiten sollen in der Stadtbücherei Gladbeck anbrechen. Moderne Technik hält Einzug. Das soll sich demnächst für Bücherwürmer ändern.
Die Stadtbücherei Gladbeck hält seit Anfang Oktober ihre Türen für das Publikum geschlossen. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass im Innern nichts geschieht. Ganz im Gegenteil. Die Bibliothek soll fit gemacht werden für ein neues Kapitel in ihrer Geschichte. Kulturamtsleiterin Gabriele Stegemann sagt mit Nachdruck: „Wir müssen mit der Zeit gehen.“ Die WAZ hat sich vor Ort umgeschaut, wie das aussehen soll.
Der Eingangsbereich der Bibliothek ist derzeit leergeräumt. Die Regale der Kinderbücherei im Untergeschoss sind mit Folien abgedeckt: Schutz gegen den Staub während der Bauarbeiten.
Intelligente Regale werden in der Stadtbücherei Gladbeck aufgestellt
Ein bisschen fremd wirkt die luftleere Etage mit 700 Quadratmetern darüber. Man muss sich erst einmal orientieren, wo was bislang platziert war. Ahja, hier rechts vom Haupteingang steuerten Bücherwürmer, wenn sie den Medientempel betraten, die Servicetheke an. Dort konnten sie beispielsweise Auskünfte bekommen, ausgeliehene Schmöker und Spiele zurückgeben. Dieser Abschnitt in der Historie der Einrichtung kann nun getrost ad acta gelegt werden. Neue Technik hält Einzug.
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Noch gibt‘s hier am Arbeitsplatz für 14 Ganztags- und vier Teilzeitkräfte: nichts. Aber demnächst werden sich das Umfeld und die Tätigkeitsabläufe gravierend geändert haben.
Das Land fördert den Umbau
Der Umbau plus aktueller Technik schlägt mit insgesamt 289.500 Euro zu Buche. Das Land fördert die Maßnahme mit 231.600 Euro. Rathaussprecher David Hennig: „Damit bleibt für die Stadt unterm Strich also ein Eigenanteil von 20 Prozent.“ Die nimmt Gladbeck in die Hand, um up to date zu sein.
„Die zwei intelligenten Regale werden wie eine Wand wirken. Ein kleiner Bildschirm wird registrieren, ob ein Medium vorgemerkt ist“
Diese Umstellung, so Stegemann, sei anderenorts bereits Praxis. Sie spricht von einer „sehr, sehr guten Modernisierung“, die bis zum 30. November unter Dach und Fach sein soll. Rechtzeitig zum Weihnachtstrubel. Dann, nach zwei Monaten Schließung wegen der Bauzeit plus Vorlaufarbeiten, werden die Menschen gravierende Veränderungen bemerken – und damit umgehen lernen.
So müssen Leseratten, die ihre ausgeliehenen Bücher zurückgeben wollen, „sie selbst verbuchen“, sagt Stegemann. Lisa McNally, seit Sommer 2023 stellvertretende Büchereileiterin, erklärt, wie es funktioniert. Oder besser gesagt: funktionieren soll. Denn die „intelligenten Regale“, wie sie so hübsch benannt sind, werden erst noch geliefert. Man braucht also ein bisschen Fantasie, um sich das Vorgehen vorzustellen.
„Wir müssen mit der Zeit gehen“
McNally, Nachfolgerin der bisherigen Vize-Leiterin Christiane von Heesen, tritt in einen Bereich rechter Hand vom Eingang aus gesehen. Dort wird, so ist der Plan, das Selbstverbuchungssystem installiert. „Die zwei intelligenten Regale werden wie eine Wand wirken“, sagt McNally, „ein kleiner Bildschirm wird registrieren, ob ein Medium vorgemerkt ist.“ Die Kundschaft habe nichts weiter zu tun, als die Ausleihe an den farblich markierten Platz zurückzustellen.
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Die Nutzer müssen also die kleinen grauen Zellen nicht strapazieren, um mit dieser Technik zurechtzukommen. McNally: „Keiner wird alleingelassen.“ All‘ jenen, für die Technik ein Buch mit sieben Siegeln ist, will das Team helfend parat stehen. Die Nutzerausweise wurden bereits mit Chips ausgerüstet.
Die Stadtbücherei in Zahlen
391.380 Medien verlieht die Stadtbücherei Gladbeck im Jahre 2022. Anno 2023 war ein Anstieg auf 410.903 Ausleihen zu verzeichnen.
Vor zwei Jahren hatte die städtische Bibliothek noch 125.732 Medien im Bestand. Im Jahr darauf waren es lediglich 111.434. Durch den Umbau, erklärt Stadtsprecher David Hennig, „bot sich die Gelegenheit, den Medienbestand sinnvoll zu bereinigen“. Es bestehe nun die Chance, das Angebot in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln. Gladbecks Kulturamtschefin Gabriele Stegemann: „Der Stadtbücherei steht ein Budget von 110.000 Euro für die Beschaffung von Medien zur Verfügung.“
Das Gros der Kundschaft war im Jahre 2022 jünger als 18 Jahre: 52,4 Prozent. Der Anteil dieser Altersgruppe stieg 2023 deutlich – auf 58 Prozent-
Mit dem Einsatz der „intelligenten Regale“ bleibe „mehr Zeit für andere Projekte“, unterstreicht die stellvertretende Büchereileiterin. Sie denkt da zum Beispiel an eine Stärkung der Lesekompetenz. Stichwort: Bilderbuchkino, das die Gladbecker Bibliothek seit Jahren anbietet. Für einen Ausbau der Medienkompetenz wäre ebenfalls mehr Raum. McNally: „Wir haben für Schulklassen Angebote mit einem Roboter.“ Er solle helfen, den Umgang mit Computern zu schulen.
„An dem Grundriss wird nichts geändert“, so Stegemann. Allerdings wird der Vorraum umgestaltet. Ähnlich wie ein Automat in Geldinstituten wird ein Automat eingebaut. McNally erzählt: „Dort können dann außerhalb der Öffnungszeiten Medien zurückgegeben werden.“ Vermutlich keine Brettspiele, da die Büchereibeschäftigten Würfel, Figürchen et cetera akribisch nachzählen. Über ein Fließband sollen die Medien von der Rückgabeklappe in mehrere Körbe sortiert werden.
Die Theke mit zwei Arbeitsplätzen wandert vom früheren Stadtort auf die Seite gegenüber. Neue weiße Möbel und farbige Sessel, unter anderem in Lila und Orange, gehören ebenfalls zu den Neuerungen.
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Einen neuen Teppichboden bekommt die Gladbecker Stadtbücherei auch – in Schwarzbraun, aus einem „widerstandsfähigem Material“, kündigt Stegemann an. Teppich, sagt McNally, sei auch gemütlicher als Fliesen und schlucke Geräusche.
Zur Wiedereröffnung gibt‘s ein Unterhaltungsprogramm
Die modernisierte Stadtbücherei kann das Publikum am 30. November in Augenschein nehmen. Zur Neueröffnung tritt „Putzfrau Ilona“ mit ihrem Literaturkabarett auf. Das Kindertheaterstück „Pettersson und Findus“ dürfte Mädchen und Jungen sicher Spaß machen. Und in der Reihe „Intermezzzo“ tritt ab 18.30 Uhr der Klavierkabarettist Andreas Langsch auf. Eintrittskarten: 18 Euro im Vorverkauf, 20 Euro an der Abendkasse.