Gladbeck / Recklinghausen / Marl. Gladbecker warten weiter lange auf Termine im Straßenverkehrsamt. Wie viel bringt das digitale System und würden Schulungen helfen?

Seit vielen Monaten gibt es immer wieder Beschwerden über die Situation am Straßenverkehrsamt für den Kreis Recklinghausen. Privatleute und Firmen klagen vor allem über Probleme, Termine zu bekommen. Ein kurzer Test der Redaktion am Montagmittag ergab: Der nächste freie Termin für eine Kfz-Zulassung ist erst für den 7. Oktober buchbar. Insgesamt weist das System schon jetzt nur noch an vier Tagen im Oktober freie Termine aus. Die internetbasierte Fahrzeugzulassung „iKFZ“ ist inzwischen ausgeweitet worden, hat aber noch keinen echten Effekt.

„Zulassungen sind nun auch für Autohäuser und Kfz-Zulassungsdienste sowohl analog als auch digital möglich. Wir haben im Straßenverkehrsamt in Marl inzwischen bei ,iKFZ‘ die Stufe 4 erreicht, das heißt, jetzt können auch Großkunden Zulassungen digital vornehmen, sie sind hier durch eine eigene Schnittstelle direkt angebunden“, berichtet Kreis-Sprecherin Lena Heimers.

Verschiedene Stufe des iKFZ-Systems sind unterschiedlich schwierig

In der Vergangenheit gab es allerdings herbe Kritik von Autofahrern und auch von der Kreisverwaltung an dem bundesweiten „iKFZ“-System: So hieß es vom Kreis noch im vergangenen Jahr, alles sei „kompliziert und schwierig“, von „sehr vielen Fehlermöglichkeiten“ und folgenden „automatisierten Abbrüchen“ war die Rede.

„Die verschiedenen Stufen von ,iKFZ‘ sind unterschiedlich schwierig“, sagt dazu Lena Heimers. Für Großkunden sei die digitale Anmeldung über das „iKFZ“ „ihrer Ansicht nach einfacher, nicht die größte Hürde. Da gibt es Erklärvideos, viel Support, die einzelnen Schritte werden vorgegeben.“ Die Pressesprecherin betont: „Die technische Basis für Großkunden ist gelegt, der digitale Weg ist hier gut möglich.“

Online-Schulungen für Gewerbekunden?

Allerdings ist die Online-Zulassung bei den Kfz-Zulassungsdiensten und Autohäusern bislang alles andere als beliebt. „Nur ein sehr sehr kleiner Teil der Großkunden nutzt das ,iKFZ‘“, bedauert Lena Heimers. Der Anteil der Online-Zulassungen ist verschwindend gering.

Um die Zahl der digitalen Zulassungen zu steigern, hat die AfD-Fraktion im Kreistag jetzt den Antrag gestellt, wöchentliche Schulungen für Autohäuser und Kfz-Zulassungsdienste anzubieten. Der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Tobias Köller sieht darin mehrere positive Effekte: Einen Vorteil für die Firmen, die nicht mehr vor Ort in Marl erscheinen müssten, mehr freie Termine für Privatpersonen, eine personelle Entlastung der Zulassungsstelle.

Auch bei digitaler Zulassung fällt die Arbeit im Straßenverkehrsamt an

Allerdings hat der Kreis bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass durch die Online-Anträge „keine personellen Einsparungen möglich“ seien – mit Hinweis auf die notwendigen Nachbearbeitungen in der Kfz-Zulassungsstelle. „Die Einsparung bei ,iKFZ‘ liegt nur darin, dass man keinen Termin bei der Zulassungsstelle wahrnehmen muss, die Zulassung von zu Hause am Computer regeln kann. Die Arbeit im Straßenverkehrsamt bleibt“, bestätigt Lena Heimers.

Tobias Köller schreibt in der Begründung des AfD-Antrags für regelmäßige Schulungen: „Es wäre eine Situation, die allen Beteiligten zugutekommt und die Neuansiedlung der Kfz-Zulassungsstelle in Marl noch einmal infrage stellen könnte.“ Der Antrag der AfD, das Straßenverkehrsamt in das sanierte Kreishaus zu integrieren, wurde allerdings schon im Frühjahr 2023 abgelehnt.

Lena Heimers bekräftigt noch einmal die Haltung des Kreises: „Im Straßenverkehrsamt sind fast 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Der Wechsel ins Kreishaus funktioniert schon aus Platzgründen nicht.“

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