Gladbeck. Oliver Hey und Dennis Baron sind die Gitarristen der Heavy Metal Band „Robse“. In Gladbeck fing für beide alles an. Wie geht die Reise weiter?

Dennis Baron und Oliver Hey haben einen vollgepackten Sommer hinter sich. Die gebürtigen Gladbecker waren mit ihrer Heavy Metal Band „Robse“ deutschlandweit unterwegs. Etwa zwei Jahren ist die Gründung der Band her, und doch schaffte bereits ihr erstes Album „Harlekin und Krieger“ den Sprung in die deutschen Albumcharts. Auf Platz 30 rangierte das Album sogar vor Udo Lindenberg und nur knapp hinter Megastar Taylor Swift. Die Band spielte zudem unter anderem auf Festivals wie dem „Wacken Open Air“ und „Summer Breeze“. Wo soll dieser rasante Aufstieg noch hinführen?

Doch erst einmal von vorn. Ganz von vorn. Die Liebe zur Musik wurde beiden in die Wiege gelegt. Dennis wuchs als Sohn eines Metalheads auf, Olivers Vater war Musikladenbesitzers. „Die Musik hat in meiner Erziehung immer eine Rolle gespielt“, sagt Letzterer mit Rückblick auf seine Kindheit voller U2 und Cliff Richard. Als Anfang der 2000er-Jahre der Metal seine Blütezeit erlebte, waren die beiden Gitarrenspieler direkt von der Stilrichtung angetan.

Alles begann in einem Bunker in Gladbeck-Brauck

2005 gründeten Dennis und Oliver zusammen mit einigen anderen Jugendlichen ihre erste Metal Band. Geprobt wurde anfangs in einem zum Musikstudio umfunktionierten Bunker in Brauck, in dem auch der Vater von Dennis spielte. Später probte man in Scholven. In dieser Zeit lernten beide, Metal-Gitarre zu spielen sowie zu shouten, also metal-typisch laut zu singen. Die Musiker erinnern sich gerne zurück: alles drehte sich damals um Heavy Metal. „Der Bunker war Kult in Gladbeck und Umgebung“, erzählt Oliver. Hier habe sich ihre Jugend abgespielt. Und es entstanden Spitznamen. Oliver ist „Ölle“ – dank Dennis, der ihn so bei einem gemeinsamen Angelausflug in den Niederlanden rief. Dennis wiederum trägt den Namen „Fleischmann“, da er während der Zeit im Proberaum gerne Pizza mit viel Fleischbelag bestellte.

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Seitdem sind viele Jahre vergangen. Inzwischen arbeitet Oliver als Erzieher für das Jugendhilfezentrum Marl. Dennis ist Kaufmann bei Würth. Der Metal und auch die Spitznamen sind aber geblieben. Der Fleischmann gründete 2007 mit einigen anderen Freunden die Band „Final Depravity“ und holte seinen Kumpel Ölle drei Jahre später dazu. Zusammen veröffentlichte die Band (Oliver: „Unser Baby“) bereits zwei Alben und ging auf Tour.

Die Heavy-Metal-Band Band „Robse“ gründete sich erst 2022

Dennis war es auch, der maßgeblich an der Gründung der Band „Robse“ beteiligt war. Er kam 2022 über einen Bekannten mit dem Metal-Sänger Robert „Robse“ Dahn in Kontakt. Dahn hatte sich gerade von seiner Band „Equilibrium“, die in den 2000ern große Bekanntheit erlangte, getrennt. Nun war der Musiker auf der Suche nach einem neuen Bandprojekt. Dennis und Oliver schlossen sich der Sache an, gemeinsam mit drei weiteren Musikerinnen und Musikern. Leadsänger „Robse“ stellte den Namen, für die Bandmitglieder allerdings kein Problem. „Wir sind alle ein bisschen Robse“, sagt Dennis und lacht.

„Wir sind alle ein bisschen „Robse““

Dennis Baron

Die Band singt hauptsächlich auf Deutsch. In ihren Songs geht es etwa um Freundschaft und Loyalität. Robert Dahn verarbeitet in seinen Texten seine Trennung von Equilibrium. Und auch die Sängerin und Keyboarderin der Band steuerte eine Ballade für das im August 2024 erschienene Album „Harlekin und Krieger“ bei. An die Produktion können sich Dennis und Oliver noch gut erinnern. Bis zu fünf Stunden habe man unter der Woche im Studio verbracht, erzählt Dennis – zusätzlich zur Arbeitszeit, versteht sich. „Da war die Musik wirklich kein Hobby mehr“, sagt Oliver.

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Wacken Anfrage kam, bevor die Band einen Song veröffentlichte

Inmitten der Albumproduktion, und noch bevor die Band überhaupt ihre erste Single veröffentlicht hatte, trudelten die ersten Auftrittsanfragen herein. Auch das Wacken Open Air wollte „Robse“ für ihr Festival gewinnen. Grund dafür sei die hohe Bekanntheit des Frontsängers gewesen, erzählen die Gitarristen. Ob die Erwartungen an die Band groß waren?

Die Heavy Metal Band
„Robse“ trat beim Wacken Open Air vor mehreren tausend Fans auf. © WAZ | Anni Funk

Falls ja, wurden die Fans auf einem der größten Heavy Metal Festivals der Welt nicht enttäuscht. Gut angekommen sei „Robse“ bei ihrem Auftritt, sagt Dennis. „3000 Leute waren bestimmt da.“ Noch nie hatten die beiden vor so einer großen Menge gespielt. Und auch die Vorbereitung auf das Festival sei anders gewesen als sonst. Die Bandmitglieder mussten sich neues Equipment kaufen, etwa modernere Funkgeräte für ihre Instrumente. Das Geld, dass man durch die bisherigen Auftritte einnehmen konnte, wurde so direkt reinvestiert.

Für 2025 stehen zwei Festivalauftritte bereits fest

Und auch sonst war Wacken eine besondere Erfahrung. 2007 und 2009 besuchten Dennis und Oliver das Festival als Fans. Seitdem habe sich viel geändert, das Festivalgelände sei stark gewachsen, die Bands seien mit Bussen von A nach B gefahren. „Im Backstage haben wir uns wie Touristen gefühlt“, gibt Oliver zu. So viele Stars aus der Musikszene waren vor Ort. Doch im Aufbautrubel war nur wenig Zeit für Gespräche oder Fotos mit den Vorbildern. „Man ist in seinem eigenen Film.“

Auf insgesamt fünf Festivals spielte „Robse“ in diesem Jahr. Im Dezember geht es zu einem Indoor-Festival nach Hamburg. Für nächstes Jahr stehen bereits Auftritte auf dem „Sternenklang“-Festival in Thüringen Anfang Juli und dem „Leyendas del Rock“ in Spanien im Terminplan. Träumt man da nicht von einer großen Musikerkarriere? Nein, sind sich beide sicher, die Arbeit sei wichtiger und würde auch besser bezahlt werden. „Fürs große Geld müsste man sechs Monate im Jahr auf Tour sein“, sagt Oliver. So wie es jetzt läuft, bringe die Musik „ein sehr gutes Taschengeld“ ein, meint Dennis. Auch wenn aufgrund der aktuellen Ausgaben erst in einigen Jahren etwas Geld überbleiben wird.

Dennis Baron (l) und Oliver Hey (r.) von der Heavy Metal-Band
Dennis Baron (l.) und Oliver Hey (r.) sind in Gladbeck aufgewachsen. Von klein auf sind sie musikalisch aktiv. © WAZ | Markus Grafenschäfer

Heavy Metal Fans: „Harte Schale, weicher Kern“

Verlassen können sich die Musiker auf die große Unterstützung im privaten wie beruflichen Umfeld. Ihre Ehefrauen unterstützen die Jungs voll und sind zudem untereinander eng befreundet. Auch ihre Eltern sind stolz auf die Leistungen ihrer Söhne. Ihre Arbeitgeber ermöglichen den Musikern die nötige Flexibilität, sodass selbst eine Tour nicht ausgeschlossen ist.

Dennis und Oliver sind zufrieden, wie es läuft und freuen sich über das große Interesse an ihrer Kunst. Die alten Klischees zum Heavy Metal – lange Haare, Wintermantel – seien längst überholt. Die Texte der Metal-Bands seien reichhaltiger geworden. Ein positives Klischee stimmt allerdings: Die Fans der Szene sind entspannt, höflich und friedlich. Oder wie es Oliver nennt: „Harte Schale, weicher Kern.“

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