Gladbeck. Anlieger der Humboldtstraße in Gladbeck laufen Sturm gegen die geplante zusätzliche Bushaltestelle. Sie machen einen Alternativvorschlag.

Als wären Raser, lärmende Jugendgruppen und Müll vor den Haustüren nicht belastend genug – jetzt befürchten Anlieger der Humboldtstraße ein zusätzliches Problem: Die Vestische möchte, wie berichtet, eine Haltestelle mehr, und dafür müssten vor den Häusern 16-20 elf Parkplätze verschwinden, acht bewirtschaftete Kurzzeitplätze (maximal zwei Stunden) und drei für Schwerbehinderte. Die Betroffenen sind entsetzt.

Parkplätze an der Humboldstraße
Anwohner wehren sich gegen den Wegfall der Stellplätze an der Humboldtstraße. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

In einem Schreiben an Bürgermeisterin Bettina Weist bitten sie, die Entscheidung in den politischen Gremien auszusetzen und Alternativen zu prüfen. Bei der Beratung im Planungsausschuss seien weder die Nachteile für Anwohner und andere Bürger noch die Mindereinnahmen von jährlich ca. 30.000 Euro durch den Wegfall der bewirtschafteten Stellplätze erwähnt worden.

Problem kam mit der Eröffnung des Pausenraums für Busfahrer

Auch die Parteien haben Post von den Bewohnern der Häuser 16-20 bekommen. Darin schildern sie detailliert ihre Sicht der Dinge: Das Anliegen der Vestischen sei zwar verständlich, die Probleme aber seien mit der Eröffnung des neuen Pausenraums für die Busfahrer direkt an der Haltestelle entstanden. Seitdem stünden die Busse dort deutlich länger als vorher.

Haltestellen Goetheplatz in Gladbeck
An der Haltestelle Goetheplatz wird es der Vestischen zu eng. Deshalb soll sie erweitert werden. Das geht zulasten der Stellplätze. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die wenigen Parkplätze vor ihren Häusern würden dringend benötigt für Pflegekräfte, Handwerker, Patienten der orthopädischen Praxis, Anlieferungen für Gaststätten und Betriebe, Umzüge, Bewohner mit Mobilitätseinschränkungen …. Insgesamt wären, sollten die Pläne umgesetzt werden, 150 Meter für den Individualverkehr nicht mehr anfahrbar.

Schnellrestaurant erwägt Umzug beim Wegfall der Parkplätze

Für Siegfried Baumann, den Chef des Restaurants „Hähnchen Baumann“, wäre der Wegfall der Stellplatze ein Grund, die Humboldtstraße wieder zu verlassen. Vor zehn Jahren ist er von der Hochstraße hierher gezogen, auch wegen der besseren Erreichbarkeit mit Kraftfahrzeugen. „Wir brauchen diese Parkplätze für Kunden, die ihr Essen abholen und auch für unseren Lieferservice.“

Etliche Patienten des Orthopädie-Zentrums Ruhr haben einen Schwerbehindertenausweis, können also die Sonderparkplätze direkt vor der Tür kostenlos nutzen. Erst vor einigen Monaten ist die Praxis aus dem Glückauf-Center zur Humboldtstraße gezogen. Dort waren die ständig defekten Aufzüge ein großes Problem, jetzt könnten es die wegfallenden Parkplätze werden.

Gladbecker Orthopäde halt alternative Stellplätze für untauglich

Dr. Kai Gödde sieht große Nachteile, sollten die Pläne realisiert werden: „Wir brauchen die Parkplätze für Krankentranssporte, für Angehörige und Taxen, die Patienten zu uns bringen. Die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Alternativen auf der Postallee und Schillerstraße taugen nicht, sind zu weit entfernt oder führen für Gehbehinderte zu steil bergauf.“

Irritiert habe ihn in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses die mangelnde Ortskenntnis: „Der Vorsitzende wusste nicht einmal, dass es an der Humboldtstraße einen Orthopäden gibt. Dabei existiert eine orthopädische Praxis hier schon mehr als 30 Jahre.“ Sein Praxisteam sammelt bei den Patienten gegen die Pläne Unterschriften. Fast 300 sind schon zusammengekommen.

Diesen Alternativvorschlag machen die Gladbecker Anwohner

Die Betroffenen belassen es nicht bei Kritik, sondern machen eigene Vorschläge: Die Busse könnten vor der Christuskirche stehen. Das schränke keine Anwohner ein, die Gemeinde habe einen eigenen Parkplatz neben der Kirche. Genutzt werden könne auch die Abfahrt zum Oberhof oder der Anfang der Postallee. „Natürlich wären diese Parkmöglichkeiten für die Vestische nicht so praktisch wie die Verlängerung vor den Häusern an der Humboldtstraße, hätten aber für Anwohner und Stadtgesellschaft keine negativen Folgen“, heißt es in dem Schreiben an die Parteien.

Sind das realistische Alternativen? „Das zu prüfen ist nicht unsere Aufgabe, sondern die der Fachleute im Rathaus und bei der Vestischen“, sagt ein Anwohner im Gespräch mit der WAZ. Er ist erst einmal froh, dass die Stadtverwaltung ihre Bedenken und Sorgen ernst nimmt und zu einer Bürgerversammlung einlädt. Termin: 9. Oktober, 18 Uhr, im Ratssaal des Alten Rathauses. Es wird wohl voll werden.

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