Essen. Waaacken! Sieben Fakten und Irrtümer, die man über das kultigste deutsche Metal-Festival wissen sollte – bevor man sich in die Moshpit stürzt.

Nach 34 Jahren gibt es zum Wacken-Festival so viel zu wissen, dass man die halbe Wikipedia damit füllen könnte. Autor und Wacken-Experte Marc Halupczok räumt nun in seinem Buch „Wacken – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ sehr launig mit allem auf, was man oft falsch übers Festival annahm – und amüsiert mit viel unnützem Wissen aus der Headbanger-Szene. Wir haben sieben Dinge herausgegriffen.

Wie hole ich das Wacken-Erlebnis zu mir auf die Couch?

Der Kult von Wacken ist unbestritten – und deshalb wird das Metal-Event natürlich live gestreamt. Die Telekom hat sich mit Magenta-Musik die Live-Übertragung (www.magentamusik.de/wacken/woa-2024-livestream übrigens kostenlos) gesichert, vom 31. Juli bis 3. August wird gefilmt, bis die Objektive qualmen, auch wenn die Scorpions sich am 1. August um 22.45 Uhr zum 60-jährigen Bestehen selbst ein Ständchen spielen. Darüber hinaus haben zig Bands ihre Auftritte auf DVDs und andere Datenträger gebannt, darunter die sehr spaßigen Twisted Sister mit ihrem „Live At Wacken: The Reunion“ und dem unverwüstlichen Gassenhauer „We’re Not Gonna Take It“. Oder die Gladbecker Grave Digger mit ihren „Tunes Of Wacken“ – nicht das einzige Grave-Digger-Dokument, das in Wacken entstanden ist.

Wie viele Besucher kamen zum ersten Wacken-Open-Air und welche Band war damals die bekannteste?

Während heute mehr als 75.000 Metalheads auf den norddeutschen Acker und sich durch regenfeuchte Krumen furchen, waren es im Gründungsjahr 1990 nur 800. Und keine der Bands erlangte einen größeren Bekanntheitsgrad, bis auf Skyline, die hauptsächlich etwas bekannter wurden, weil Wacken-Gründer Thomas Jensen dort den Bass malträtierte. Das Festival wuchs seit 1990 langsam, aber beständig – und erreichte 2022 mit 100.000 Besuchern den bisherigen Höhepunkt, auch weil es galt, zwei ausgefallene Festivals in den Corona-Jahren nachzuholen.

Stagediving in der Menge: Beim ersten Wacken-Festival gab‘s noch so viel Platz, dass es schwierig geworden wäre, bei diesem Bild von 2023 war‘s kein Problem.
Stagediving in der Menge: Beim ersten Wacken-Festival gab‘s noch so viel Platz, dass es schwierig geworden wäre, bei diesem Bild von 2023 war‘s kein Problem. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

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Was ist eigentlich außerhalb des Wacken-Festivals in Wacken los?

Also, im Prinzip… nix, absolut nix! Wacken ist wirklich nur eine ganz verschlafene kleine Gemeinde im südlichen Schleswig-Holstein, nordwestlich von Itzehoe. Da es nach letzter Zählung nur 2110 Einwohner hat, bedeutet das für die Festival-Tage: Auf jeden einzelnen Einwohner kommt eine Schwermetaller-Belastung von 35.

Was waren die skurrilsten musikalischen Paarungen auf Wacken?

Die Wacken-Macher haben ein gutes Händchen für schlechten Geschmack. Deshalb paaren sie auf der Bühne alljährlich, was einfach nicht zusammengehört. Aber was war die unheiligste Liaison bisher? Etwa Roberto Blanco, der sich zu den Gelsenkirchener Thrash-Ikonen Sodom gesellte, um „Ein bisschen Spaß muss sein“ zu intonieren? Heino, der mit Rammstein „Sonne“ sang? Oder Jasmin „Blümchen“ Wagner, die mit Lord Of The Lost das poppige „The Look“ von Roxette abfackelte? Es soll Wacken-Fans geben, die jede Nacht im Bett heimlich für ein Helene-Fischer-Verbot beten.

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Was machen die Wacken-Macher eigentlich, wenn gerade kein August ist?

Urlaub? So ähnlich. Sie machen immerhin Kreuzfahrten, wenn auch nicht allein. Denn mal abgesehen davon, dass der alte Spruch gilt: „Nach dem Festival ist vor dem Festival“, haben sie es geschafft zumindest einen durchgängig erfolgreichen Ableger zur etablieren: Die „Full Metal Cruises“, bei denen die Kreuzfahrtschiffe für eine knappe Woche randvoll mit Bands und Bier beladen in See stechen – und es wird nicht aufgehört zu feiern, bevor die ersten mit Ohrensausen kopfüber an der Reling hängen. Die beiden Kreuzfahrten für dieses Jahr sind übrigens ausverkauft (www.full-metal-cruise.com), genau wie die Full Metal Holidays (www.full-metal-holiday.com), die im Oktober eine Woche lang Metal auf Malle zum etwas anderen Ferienerlebnis machen.

Wacken bei Nacht: Die strahlende Bühne entfaltet ihre ganz eigene Magie.
Wacken bei Nacht: Die strahlende Bühne entfaltet ihre ganz eigene Magie. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

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Wie viele Liter Bier werden eigentlich auf Wacken schnabuliert?

Bei Rechenaufgabe würde selbst Adam Riese klein beigeben, aber einen Anhaltspunkt gibt es immerhin. 10.000 Liter werden laut Marc Halupczok aus den zehn Schnellzapfanlagen im Infield gezapft – und zwar pro Stunde!!! Das heißt: 25.000 Becher zu 0,4 Liter – und das Programm läuft ungefähr zwölf Stunden täglich auf Hochtouren. Nicht gezählt ist all das, was nebenher zum Aufwärmen konsumiert wird – und all die anderen hochgeistigen Getränke. Bei solchen Dimensionen des Alkoholkonsums kann man beinahe von der Promille- zur Prozentrechnung übergehen.

Wie viele Wacken-Eintrittsbändchen kann man gleichzeitig am Handgelenk tragen – und ist das gut?

Es soll ja Leute geben, die auch nach dem Festival niemals ihre Eintrittsbändchen ablegen. Aber die eigentlich hübsche Idee stößt an ihre Grenzen: So ab acht Bändchen übereinander wird es ungemütlich – und für Gegner der elektronischen Verchippung auch nicht ratsam. Denn auf Wacken kann man mittlerweile mithilfe der aufladbaren Chips in den Armbändern auch zahlen. Aber wer will dann schon für viele Jahre einen nutzlosen Computerchip am Körper haben? Und hygienisch ist die Bändchen-Sammelei auch nicht, denn mit ihnen sammeln sich auch 200 bis 600 Millionen Bakterien am Armgelenk. Die gute Nachricht: Die allermeisten davon sind für den Menschen nicht gefährlich.

Marc Halupczok: Wacken – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten. Klartext Verlag, 100 S., 16,95 €