Gladbeck. Reinhold Zipser ist der Facility Manager der Gladbecker Innenstadt und für die Instandhaltung verantwortlich. Worauf er besonders achtet.
Eine Trennung von Freizeit und Arbeitsplatz hat Reinhold Zipser schon lange nicht mehr, wenn er nach Feierabend durch die Innenstadt von Gladbeck spaziert. Der Blick wandert noch immer von Laternenpfählen über Sitzbänke zu den Steinplatten auf dem Boden. Hier und da klebt ein neuer Sticker am Stadtmobiliar. Und auch der Boden wölbt sich an einigen Stellen. Wo die meisten Passanten einfach vorbeilaufen, hält Zipser an, zückt seine Kamera und macht ein Foto. Denn das ist sein Job: Zipser ist der Facility Manager für die Innenstadt.
„Die Gladbecker Innenstadt ist mein zweites Wohnzimmer“, sagt Zipser und lacht. Die Tätigkeit als Facility Manager ist längst zur Leidenschaft geworden. „Ich sage aber lieber FMI dazu, das gefällt mir besser.“ Zipser ist für die Instandhaltung der Innenstadt zuständig. Was das bedeutet? Tägliche Kontrollgänge durch Gladbeck, meist innerhalb des Bereichs zwischen der Uhland- und Mittelstraße sowie der Graben- und Schützenstraße. Mit aufmerksamem Blick checkt der FMI den Zustand der öffentlichen Flächen und des Stadtmobiliars. Illegal abgeladener Müll, Vandalismusschäden sowie Anregungen von Passanten oder dem örtlichen Einzelhandel fallen ebenso unter seine Verantwortung. Dem städtischen Mitarbeiter entgeht nichts.
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Gehwege stehen beim Gladbecker Facility Manager im Fokus
Einen weiten Weg zum „Arbeitsplatz“ in der Innenstadt hat Zipser nicht. Er wohnt an der Goethestraße. Hier liegt auch die erste Stelle, die der FMI gerne zeigen möchte. Vor dem Eingang der Volksbank-Filiale sind Spurrillen im Bürgersteig erkennbar. Die Unebenheiten im Boden fallen dem Laien kaum auf, für Zipser ist die Sache aber klar. „Rollstuhlfahrer bekommen hier Probleme“, behauptet er. Die Stelle müsse ausgebessert werden.
Deutlich zu sehen sind die Bodenschäden direkt um die Ecke an der Lambertistraße. Diesmal führen Baumwurzeln zu Unebenheiten auf dem Gehweg. Einige Steine haben sich bereits so stark angehoben, dass sie zur Stolperfalle werden könnten. Zipser hat die Stelle bereits gemeldet. „Manchmal können solche Wurzelschäden schnell ausgebessert werden“, sagt er. Sind die Wurzeln aber zu groß, muss das Fachamt ran. Die Schäden am Bodenpflaster mögen zwar lapidar wirken, doch für alte oder körperlich eingeschränkte Menschen sind sie ein Hindernis. „Wir haben eine soziale Verantwortung, Mobilität in jeder Lebenssituation zu gewährleisten“, sagt Zipser. Es müsse einem bewusst werden, wie es ist, auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein. „Außerdem wird die Gesellschaft immer älter.“ Die Tätigkeit von Zipser mag unauffällig sein, vor allem, da er ohne Uniform oder Warnweste draußen unterwegs ist. Wichtig ist sie aber allemal.
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Maßnahmen in Höhe von mehr als 200.000 Euro wurden bereits umgesetzt
Selbst kleine Schäden erkennt Zipser dank seiner Erfahrung aus mehr als 40 Berufsjahren. Geboren in Gelsenkirchen-Horst und aufgewachsen in Buer, machte er zunächst eine Lehre als Schlosser und Schweißer. Er ließ sich staatlich prüfen und arbeitete schließlich mehrere Jahre als Instandhalter beim Bergbau und in der Metallverarbeitung. Ende der 90er-Jahre zog Zipser nach Gladbeck und kümmert sich seit 2001 um die städtische Instandhaltung. Als solcher beauftragt, leitet und kontrolliert er beispielsweise Baumaßnahmen. „Ich fühle mich mittlerweile als Gladbecker“, sagt Zipser nicht ohne Stolz.
„Wir haben eine soziale Verantwortung, Mobilität in jeder Lebenssituation zu gewährleisten“
Seit Januar 2023 ist Zipser zudem Facility Manager der Innenstadt. Die Stelle nimmt etwa die Hälfte seiner Arbeitswoche ein. Nach jedem rund einstündigen Kontrollgang durch die Stadt kümmert sich Zipser um die Verwaltung und Dokumentation seiner Instandhaltungsaufträge. „Die Stadt gewährt mir viele Freiheiten, um die Maßnahmen zu beschleunigen“, sagt er. Nur größere Arbeiten müssten abgesprochen werden. Seit Stellenantritt habe er bereits Instandhaltungsmaßnahmen in Höhe von gut 200.000 Euro umgesetzt, erzählt Zipser.
Am Oberhof-Tunnel stehen weitere Bauarbeiten an
Angekommen am Oberhof, zeigt der FMI auf die gestrichene Tunnelwand. Vor Kurzem war hier noch alles voller Graffiti. Auch solche Maßnahmen gehören zu Zipsers Job. Doch er weiß, dass er im Tunnel bald wieder ran muss. „Die ersten Schmierereien sind ja schon wieder da“, sagt er mit Blick auf die Wand. Sowieso stehen am Oberhof-Tunnel noch einige Maßnahmen an. Die Verankerungen des Geländers sind spröde, die Treppenstufen weisen hier und da Risse und Absplitterungen auf. „Das sind Frostschäden“, erklärt Zipser. Wasser würde in feine Risse des Materials laufen. „Wenn es dann im Winter gefriert, dehnt es sich aus und sprengt das Material.“ Alle paar Jahre müssten solche Stellen in der Innenstadt daher restauriert werden.
Zipser kennt das alles schon; er weiß, wie sich die Materialien bei Wind und Wetter verhalten und was im Zuge von Umbaumaßnahmen möglicherweise direkt verbessert werden könnte. So etwa im Falle des Bürgersteigs vor dem Café Zeitlos, das vor allem bei älteren Menschen beliebt ist. Hier sind die Bodenplatten und Pflastersteine deutlich abgesackt. Zipser möchte die anstehende Instandhaltung nutzen, um auf einem Teil der Fläche die Bodenplatten auszutauschen. „Die quadratischen Platten dort hinten sind noch im Stil der 1970er-Jahre und neigen eher dazu, instabil zu werden“, sagt Zipser. Stattdessen sollen kantige und kleinere Pflastersteine eingesetzt werden, die langlebiger sind.
Zipser: Instandhaltung ist wie Putzen
Aber ist es nicht frustrierend, immer wieder dieselben Stellen zu restaurieren und stets mit ähnlichen Problemen konfrontiert zu werden? Der Facility Manager sieht es pragmatisch. „Ich putze ja auch regelmäßig in meiner Wohnung, obwohl ich weiß, dass ich in einigen Tagen wieder ran muss“, sagt Zipser. Und genauso sei es mit seinem zweiten Wohnzimmer, der Innenstadt von Gladbeck.
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