Gladbeck. Jünger Gladbecker sind in einem Europa ohne Grenzen aufgewachsen. Heute dürfen sie über die Zukunft der EU abstimmen. So blicken sie auf die EU.
Mit großen Schritten rückt die Europawahl näher, schon am kommenden Sonntag, 9. Juni, ist es so weit. Viele Gladbeckerinnen und Gladbecker zieht es hoffentlich an diesem Tag in die Wahllokale, um ihre Stimme für das EU-Parlament abzugeben. Besonders jüngeren Menschen, die mit einem geeinten und freien Europa aufgewachsen sind, ist die Wahl wichtig.
„Ich werde auf jeden Fall wählen gehen“, verspricht Alexander Bochert. Aktuell sei der Gang zur Wahlurne wichtiger denn je, denn die demokratischen Werte ständen unter Druck, so der 32-Jährige. Europa? Das bedeutet für Borchert Freiheit, etwa beim Reisen. „Innerhalb Europas kann ich mich frei bewegen und arbeiten“, sagt er. Teilweise spüre er aktuell schon Einschränkungen in dieser Bewegungsfreiheit: „Früher war das Reisen entspannter.“
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Gladbecker erhoffen sich Stärkung der Demokratie
Borchert, der Anfang des Jahres zusammen mit drei Freunden den Softeis-Laden Søftbean gründete, hat hohe Erwartungen an das neue EU-Parlament. „Das Unternehmertum sollte stärker unterstützt werden“, meint er. Dazu gehöre beispielsweise der schnelle Abbau von Bürokratie, mit der er sich im Zuge der Unternehmensgründung leider beschäftigen musste. Auch das Thema Migration ist ihm wichtig, in seinem Bekanntenkreis hätten viele einen Migrationshintergrund: „Mir geht es vor allem um die vielen guten Menschen, die hier nach Deutschland kommen und gekommen sind.“
Auch Kathrin (29 Jahre) und Viviane (28 Jahre) geben am Sonntag ihre Stimme für die EU-Wahl ab. Sie sind in der Kulturbranche tätig und erhoffen sich ein klares Wahlergebnis gegen rechte Parteien. „Europa sollte enger zusammenwachsen, hin zu einem europäischen Staatsgefüge“, sagt Kathrin. Ihre Freundin Viviane stimmt ihr zu: „Mit der EU haben wir ja schon eine Basis, auf der wir aufbauen können.“ Die aktuellen Tendenzen innerhalb einiger Länder, sich wieder stärker nationalstaatlich auszurichten, beobachten beide mit Sorge.
Forderung: EU-Parlament soll transparenter werden
Beide Frauen wünschen sich ein Europa, das sich noch stärker vernetzt und entschiedener gemeinsame Bildungs- oder Klimastandards durchsetzt. Stattdessen verliere sich das EU-Parlament bisher in zu vielen kleinen Einzelentscheidungen. „Viel bekommt man ja sowieso nicht mit von den Entscheidungen“, kritisiert Kathrin die Außenkommunikation des Parlaments, das viel transparenter und präsenter sein sollte.
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Die Sorge vor einem starken Abschneiden rechter Parteien ist unter den Menschen groß, so auch bei Anna. Die 40-Jährige hofft auf gute Wahlergebnisse von Parteien, die sich für die europäischen Werte einsetzen. „Einheit, Freiheit, Demokratie – mit diesem Europa bin ich groß geworden“, sagt sie. Das europäische System solle ihrer Meinung nach als wichtige Errungenschaft betrachtet werden, wo sonst könne man etwa noch so frei reisen wie hier.
Mehr Briefwähler in Gladbeck als bei Europwahl 2019
Was sich in puncto EU-Wahl schon jetzt sagen lässt: Die Gladbeckerinnen und Gladbecker machen rege Gebrauch von der Briefwahl. 9577 Briefwahlanträge wurden, Stand 3. Juni, bereits bearbeitet. Das seien schon jetzt mehr als zur Europawahl 2019, sagt Stadtsprecher David Hennig. Damals waren bis zum Wahltermin nur 6877 Anträge bei der Stadt eingegangen. Lediglich die Landtagswahl 2022 hat die Wählerinnen und Wähler in Gladbeck noch ein Stück mehr angespornt. Zum gleichen Zeitpunkt wie jetzt waren da bereits 11.169 Briefwahlanträge eingegangen, insgesamt waren es 11.975.
Allerdings lassen diese Zahlen allenfalls bedingt Rückschlüsse über eine spätere Wahlbeteiligung zu. Schließlich ist es gut möglich, dass unter den Briefwählern viele sind, die in der Vergangenheit noch im Wahllokal ihre Stimme abgegeben haben, es diesmal aber anders machen. Erst einmal zeigen die Zahlen nur, dass das Angebot vorab per Brief seine Stimme abzugeben, immer stärker genutzt wird. Und noch etwas: Streng genommen lässt die Zahl der Briefwahlanträge noch nicht einmal Rückschlüsse auf die eigentliche Stimmabgabe zu. Denn theoretisch kann man sich die Unterlagen auch schicken lassen, sie dann aber nicht ausfüllen.
Insgesamt dürfen am 9. Juni 53.330 Gladbeckerinnen und Gladbecker ihre Stimme für Europa abgeben. Das sind etwas weniger als 2019, damals waren 53.819 Menschen in Gladbeck stimmberechtigt.
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