Gladbeck. Für ein gutes Foto liegt Tina Zielinski Stunden auf der Lauer – z.B. im Nordpark. Wie ihr Hobby ihr half, einen Schicksalsschlag zu überwinden.
Was ist eigentlich perfekt? Und muss tatsächlich immer alles perfekt sein? Tina Zielinski hat sich dazu so ihre eigenen Gedanken gemacht. Dabei ist die Hobbyfotografin aus Gladbeck zu dem Schluss gekommen, dass sie für ihre Tierfotografie überhaupt nicht den Anspruch auf technische Perfektion erheben will. Andere Dinge sind ihr da viel wichtiger.
Vielmehr geht es der 54-Jährigen nämlich um die Freude, die sie empfindet, wenn sie mit ganz viel Geduld und nach etlicher Zeit des Ausharrens ein scheues Reh in einem Feld, oder in Wittringen einen schillernden Eisvogel vor die Linse bekommt. Ihre Fotos zeigt Tina Zielinski auf Facebook, beispielsweise in den Gladbeck-Gruppen. Und sie freut sich immer über die positive Resonanz, die ihre Bildposts auslösen. Doch vor allem hat die Gladbeckerin durch ihr Hobby zu sich selbst gefunden – vor zwei Jahren, als eine schlimme Nachricht ihr Leben verändert hat.
Am Anfang waren die Familienhunde das Lieblingsmotiv von Tina Zielinski
Zur Fotokamera greift Tina Zielinski schon seit vier Jahren regelmäßig. In den ersten beiden Jahren dienten fast ausschließlich die Familien-Hunde als beliebte Motive. „Vor zwei Jahren hab ich dann die Diagnose Parkinson erhalten. Das hat in meinem Leben vieles verändert“, erzählt die Gladbeckerin. Nach 30 Jahren verlor sie ihren Job in einem Drogeriemarkt. „Das war schon ein komisches Gefühl!“
Und ihre Krankheit veränderte auch ihren Lebensrhythmus, hat einfach vieles auf den Kopf gestellt. Zum Glück hat sie nur leichte Symptome – und eine Familie, die fest zu ihr hält: Auf ihre „drei Männer“ (Ehemann und zwei erwachsene Söhne) kann sie sich immer verlassen.
Die Krankheit ist Teil meines Lebens, aber sie dominiert es nicht
Die Gefahr nach so einer Hiobsbotschaft wie der Parkinson-Diagnose in einem schwarzen Loch zu versinken, sei schon groß, sagt Tina Zielinski heute. Doch das hat die Gladbeckerin für sich nicht zugelassen. „Die Krankheit ist Teil meines Lebens, aber sie dominiert es nicht!“
Die Tier-Fotografie hat ihr geholfen, diese positive Einstellung auch wirklich zu leben. Weil Parkinson sie nicht mehr so gut schlafen lässt, greift Tina Zielinski jetzt ganz oft schon in aller Herrgottsfrühe zu ihrer Kamera und macht sich auf in die Natur. Dann geht es nach Wittringen, in den Nordpark, in Gladbecks ländliche Bereiche oder auch in die Natur in der näheren Umgebung.
Immer dabei, neben der Kameraausrüstung, ihre Isomatte. Auf ihr liegt die Hobbyfotografin oft stundenlang mehr oder weniger regungslos an gut getarnten Stellen – bis dann endlich ein Eichhörnchen kopfüber einen Baum herunter flitzt und dabei, so scheint es, direkt in ihre Kamera feixt. Oder ein Storchenpaar für sie einen bizarren Tanz in seinem Nest aufführt. Manchmal wird ihr „Versteck“ aber auch entdeckt. Von Spaziergängern, die ihr dann gern neugierige Fragen stellen – und damit aber die scheuen tierischen Models meist vertreiben. Dann geht das Warten auf ein gutes Motiv eben von vorne los.
Beigebracht hat sich die Gladbeckerin das Fotografieren selber und ihre Fingerfertigkeit am Auslöser dabei immer mehr verfeinert. Dabei spart sie nicht an Selbstkritik: „Zu Anfang sah der Eisvogel auf meinen Bildern wie eine fliegend Chipstüte aus. Da hat mich dann der Ehrgeiz gepackt.“ Und tatsächlich – die Chipstüten-Krise ist schon lange überwunden.
- Weihnachten. Ein Besuch in der Weihnachtsbäckerei
- Corona-Newsblog. Corona in Gladbeck: 33 weitere Menschen mit Covid infiziert
- Corona. Längere Winterpause? Viele Fälle bei Schülern in Gladbeck
- Prozess. Gericht nennt Attacke wegen „Familienehre“ verlogen
- Schrottimmobilie. Abriss Schwechater Straße 38: Am Ende gab’s noch eine Überraschung
Heute sind ihre Bilder wunderbare Studien wilder Tiere in unbeobachteten Momenten, die einfach nur Freude machen. Nachbearbeitungen? Die gibt’s bei ihr nicht. „Manchmal“, sagt sie und lacht, „ist ein Bild nicht ganz scharf. So ist das, wenn die Fotografin Parkinson hat.“ Und gerade dieser Umstand macht ihre Bilder so ehrlich. Dass die Menschen, die sich in den sozialen Netzwerken an ihren Motiven erfreuen, ihr das auch so attestieren, erfüllt die 54-Jährige schon mit ein wenig Stolz.
Natur und Tiere nicht stören
Ganz wichtig ist ihr, durch ihre Anwesenheit in der Natur die Tiere auf keinen Fall zu stören und auch Flora und Fauna bei der Fotopirsch nicht zu beschädigen. Da achtet Tina Zielinski sehr drauf und ärgert sich um so mehr bei Begegnungen mit anderen Hobbyfotografen, die da nicht so umsichtig agieren. „Man trifft schon mal den ein oder anderen ‘Kollegen’ im Wald, einige sind sehr nett, andere eben weniger.“
Auch auf Instagram vertreten
Ihre Fotos teilt Tina Zielinski regelmäßig beispielsweise in der Facebookgruppe „Du weiss, dat Du aus Gladbeck komms, ...“. Dort sind ihre Fotobeiträge sehr beliebt.Darüber hinaus kann man ihre Aufnahmen auch auf Instagram anschauen unter perfekt_unperfekte_welt.
In der Regel ist die Natur in und um Gladbeck das „Revier“ der 54-Jährigen. Doch ein besonders bunter Vogel hat sie auch schon auf Reisen gehen lassen. „Ich habe gehört, dass man in Ungarn ganz besonders gut Bienenfresser beobachten kann.“ Und weil es in der Familie jemanden gibt, der dort ein Ferienhaus besitzt, buchte sie einen Flug nach Ungarn. Sogar erstmals ohne ihre Männer, aber natürlich mit der kompletten Fotoausrüstung.
Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook!