Gladbeck. Der Hegering Gladbeck warnt: Falsch verstandene Tierliebe kann jungen Wildtieren das Leben kosten. Es sollten Verhaltensregeln beherzigt werden.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht! Auf diese etwas saloppe Formel könnte Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck seine aktuelle Mahnung bringen. Denn wenn Tier-Fans vermeintlich hilfreich in die Natur eingreifen, kann das für den Nachwuchs von Rehwild & Co. fatale Folgen haben. Falsch verstandene Tierliebe kostet manchmal nämlich Leben.

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Tersluisen berichtet: „Gerade in dieser Zeit, in der Phase der Aufzucht aller Jungtiere in Wald und Feld, kommt es immer wieder dazu, dass gefundene Wildtiere aufgenommen und zu Aufzuchtstationen gebracht werden.“ Der Fachmann kritisiert, dass „Natur- und Tierschutzgruppen im Internet geradezu zu solch‘ einem Fehlverhalten auffordern“. Es würden menschliche Beschützer-Instinkte angeregt, die in der Regel vollkommen fehl an Platz seien.

Gladbeck: Frauchen und Herrchen sollten in der Natur ihre Hunde unbedingt an die Leine nehmen

Derzeit sitzen laut Tersluisen viele Eulen in den Kronen ihrer Nistbäume oder auf dem Boden unter ihnen. „Flugunfähig warten sie auf die futterzutragenden Eltern.“ Es wäre völlig falsch, sie in eine Aufzugsstation zu tragen, unterstreicht der Hegering-Obmann für Öffentlichkeitsarbeit: „Diese Stationen werden überrannt und stöhnen unter der finanziellen Last, die so eine ,Tierrettung’ mit sich bringt.“ Junge Eulen sollte man nur bei klar zu erkennender Verletzung in eine Auffangstation transportieren. Tersluisen warnt allerdings: „Waldkäuze greifen gerne Menschen an, wenn man ihren Nachwuchs anfassen will, und können sie schwer verletzen“.

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Bei Junghasen gelte ebenfalls die Faustregel: „Nur angucken, nicht anfassen!“ Ein jedes Tier suche seine eigene sichere Deckung. Tersluisen: „Nur einmal am Tag, meist gegen Mitternacht, kommt es zu einem konspirativen Treffen aller Junghasen an einen offensichtlich verabredeten Punkt.“ Dann säuge Mutter Hase ihren Nachwuchs.

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Jäger Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck streift mit Rauhaardackel Quintus durch die Natur. Der Vierbeiner ist angeleint. Daran sollten alle Herrchen und Frauchen bei ihren Hunden denken.
Jäger Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck streift mit Rauhaardackel Quintus durch die Natur. Der Vierbeiner ist angeleint. Daran sollten alle Herrchen und Frauchen bei ihren Hunden denken. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Auch wenn ein Kitz niedlich wie Bambi aussehen mag: Es ist kein Kuscheltier. Tersluisen erklärt: „Ein Kitz verwaist, wenn es durch Streicheln oder Anfassen den menschlichen Geruch angenommen hat und von seiner Mutter nicht mehr erkannt wird. In einem solchen Falle befindet es sich in akuter Lebensgefahr.“

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Wer wirklich ein Herz für Tiere hat, sollte die Appelle des Hegerings befolgen: „Liebe Naturfreunde, fassen sie niemals ein Wildtier an!“ Sollte es tatsächlich verletzt sein: die Polizei informieren. Tersluisen: „Entfernen Sie sich ansonsten schnell vom Fundort“ – und zwar ohne die Vegetation zu zertrampeln, denn heruntergetretenes Grün bringt tierische Feinde, beispielsweise Füchse, auf die Fährte zu ihrer Beute. Hunde stellen gleichfalls eine Gefahr für Junghasen, Kitze und Vögel dar. Daher sollten Herrchen und Frauchen gerade aktuell – und zwar bis zum 15. Juli – ihre Vierbeiner stets anleinen und nicht frei laufen lassen.

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