Gladbeck. Die Infektionszahlen steigen derzeit rasant, vor allem junge Kinder sind ungeschützt. In Gladbeck beobachten Erzieher bereits Corona-Folgen.
Die Infektionszahlen steigen aktuell rasant, besonders bei Kindern und Jugendlichen sind die Inzidenzen hoch. Im Kreis Recklinghausen ist sie im Vergleich aller Altersgruppe bei den zehn- bis 19-Jährigen mit 388,2 am höchsten. Erzieherinnen und Erzieher in Gladbeck stellen indes fest: Kinder, die aufgrund von Corona bisher kaum Kontakt zu anderen Menschen hatten, haben nun extreme Schwierigkeiten.
„Kinder, die zuvor keine sozialen Kontakte gehabt haben, tun sich sehr schwer, sich von Zuhause zu lösen“, berichtet Felicia Kollmann, Leiterin der erst kürzlich eröffneten städtischen Kita Berliner Straße. Die Jungen und Mädchen haben demnach große Probleme, sich auf den Kindergarten einzulassen. „Sie haben die sozialen Kontakte etwa in Spiel- oder Turngruppen bisher nicht üben können.“
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Erzieherinnen müssen das Spiel der Kinder untereinander anleiten
Sich auf ein gemeinsames Spiel einzulassen, überhaupt mit anderen Jungen und Mädchen in Kontakt zu treten, das funktioniere kaum noch. „Wenn wir früher den Kindern Eisenbahnschienen hingelegt haben, konnten sie gemeinsam ein Spiel entwickeln, heute können sie das nicht mehr. Es muss nun immer eine Erzieherin daneben sitzen, und das Spiel anleiten“, erzählt Kollmann. Um den Kleinen den Start in den Kindergartenalltag zu erleichtern, seien die Erzieher bemüht, ganz in Ruhe mit ihnen zu arbeiten. „Die Arbeit ist derzeit wahnsinnig anstrengend.“
Barbara Wagner, Gebietsleiterin beim Kita-Zweckverband, beobachtet indes, dass die Kinder aktuell viel kürzer für die Eingewöhnung brauchen und schneller selbstständig sind, wenn es etwa darum geht, Jacke oder Schuhe anzuziehen. Bei älteren Kita-Kindern gebe es jedoch größere Unsicherheiten. Etwa, dass sich die Jungen und Mädchen unterschiedlicher Gruppen draußen zum Spielen wieder mischen dürfen, falle vielen noch schwer.
Acht Kinder einer Grundschulklasse sind infiziert
Wie die derzeitige Infektionslage in den Kitas und auch in den Schulen ist, kann Kreissprecherin Svenja Küchmeister am Freitag auf Anfrage nicht aufschlüsseln. „Aufgrund der aktuell extrem hohen Fallzahlen, können wir solche Statistiken nur einmal in der Woche liefern“, so Küchmeister und vertröstet auf Anfang kommender Woche. Denn: „Die Kontaktnachverfolgung ist derzeit oberstes Gebot.“ Laut eines internen Lageberichts sei aktuell aber eine Klasse einer Grundschule in Quarantäne, da dort in einer Klasse allein acht Kinder mit dem Virus infiziert sind.
In einer Einrichtung des Kita-Zweckverbandes „häufen sich gerade die Fälle“, so Barbara Wagner. „Die Kinder waren wohl alle gemeinsam auf einer Geburtstagsfeier.“ Eine „Handvoll Kinder“ sei in der Gruppe infiziert, einige weitere in Quarantäne. „Am Donnerstag war das Gesundheitsamt da, und hat Kindern und Mitarbeitern ein Testangebot gemacht. Die Ergebnisse liegen mir aber noch nicht vor.“
Zum Teil große Personalausfälle aufgrund von Infekten
In den Kitas der evangelischen Kita sind aktuell zwei Mitarbeiterinnen und zwei Kinder infiziert. In den städtischen Einrichtungen gebe es „immer mal wieder vereinzelte Fälle, die aber keine Schließung von Gruppen oder ganzen Einrichtungen nach sich ziehen. Unter den Erzieherinnen und Erziehern gibt es aktuell keinen Corona-Fall“, so Stadtsprecher David Hennig. Allerdings gebe es viele Personalausfälle aufgrund von Infekten. Die Eltern seien aber sehr kooperativ und holten ihre Kinder bei dünner Personaldecke beispielsweise auch eher aus der Kita ab, so Hennig weiter.
Einige Eltern sind bereits generell wieder vorsichtiger und lassen ihre Kinder aufgrund der hohen Infektionszahlen eher mal zu Hause. Das beobachtet etwa Tanja Krakau, neue Geschäftsführerin der evangelischen Kirche, die acht Kita und drei Kindertagespflegestellen in Gladbeck betreibt. „Diejenigen, die es sich erlauben können, lassen ihre Kinder jetzt eher mal wieder Zuhause, viele sind aber auf die Plätze angewiesen und schicken ihre Kinder natürlich weiter in die Kita.“
Das Personal in den Einrichtungen fühle sich indes durch die Impfungen gut geschützt, die Impfquoten bei den Erzieherinnen und Erziehern seien gut, nur in Einzelfällen gebe es ungeimpfte Mitarbeiter. „Zwei Prozent sind ungeimpft, einige von ihnen haben jetzt aber bereits einen Impftermin vereinbart“, berichtet beispielsweise Tanja Krakau. Sehr viele würden zudem zum Schutz auch in der Betreuung weiterhin einen Mund-Nasenschutz tragen.
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