Gladbeck. Die Entsorgung von Wertstoffen in Gladbeck sollte am neuen Recyclinghof längst möglich sein. Es gibt Gründe, warum die Pläne eingefroren werden.
Die ursprünglichen Pläne sahen vor, dass der neue Wertstoffhof für Gladbeck schon Ende des Vorjahres seine Pforten an der Stollenstraße 17 öffnet. Die Corona-Pandemie und noch auf dem Areal zu erkundende Blindgängerverdachtspunkte, aufgrund im II. Weltkrieg abgeworfener Fliegerbomben, ließen den Zeitplan aber aus dem Ruder laufen. Jetzt wird deutlich, dass mit einem Start der Bauarbeiten im Gewerbegebiet am Rande von Alt-Rentfort wohl dieses Jahr kaum noch zu rechnen ist - wenn überhaupt. Denn die Pläne für den Recyclinghof werden gestoppt, weil vor weiteren Schritten zunächst die Zukunft der Feuerwache und des Zentralen Betriebshofes (ZBG) in der Stadtmitte enger in den Blick genommen werden.
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Die Stadtverwaltung informierte die Politik in nicht öffentlicher Sitzung zu Wochenbeginn im Betriebsausschuss über den Sachstand. „Die Dezernentin hat mitgeteilt, das jetzt zunächst die Pause-Taste für den Wertstoffhof gedrückt wird“, so Christiane Schmidt, Referatsleiterin der Kommunikationsabteilung der Stadt auf Anfrage. Denn bevor die Millioneninvestition an der Stollenstraße erfolge, solle auch der Kapazitätsbedarf für den ebenfalls geplanten Ausbau der Feuerwache an der Wilhelmstraße noch genauer in den Fokus genommen werden.
Mit einer Kostensteigerung von rund 20 Prozent ist auf dem Bausektor zu rechnen
Ende 2019 ging der damalige ZBG-Chef Heinrich Vollmer (nun im Ruhestand) von Neubaukosten in Alt-Rentfort von über 4,3 Millionen Euro (inklusive Abbrucharbeiten des bisherigen Gebäudebestandes) aus. Er merkte im Gespräch mit der WAZ an, dass bei einer üblichen und im Verfahren möglichen Abweichung vom Kostenvoranschlag um plus/minus 20 Prozent, sich das Vorhaben bis auf 5,16 Million Euro verteuern könne. Noch nicht enthalten seien dabei die Kosten für die Geländemodellierung, für etwaige Kampfmittelbeseitigung und der zu erwartenden Altlastenentsorgung (ehemaliges Zechengelände). Dass aktuell mit einer Kostensteigerung von mindestens 20 Prozent aufgrund der generellen auch coronabedingten Entwicklungen auf dem Bausektor zu rechnen ist, wurde nun im Betriebsausschuss deutlich. Die Investition für den Wertstoffhof wird mit einer Erhöhung der Entsorgungskosten kompensiert.
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Dass die bisherigen benachbarten Standorte von ZBG und Feuerwehr an der Wilhelmstraße an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, ist bekannt. Ebenso, dass der neue, 2019 für fünf Jahre erstellte Brandschutzbedarfsplan eine Ausweitung der Feuerwache nötig macht. Denn 20 neue Planstellen (zuvor 85) sollen bei den hauptamtlichen Kräften bis 2024 sukzessive besetzt, auch weitere neue Fahrzeuge angeschafft werden. Zudem ist beabsichtigt, dass die Freiwillige Feuerwehr von derzeit 115 auf 190 Kräfte erhöht wird, um in beiden Fällen mehr verfügbares Personal für die Einsätze sicher stellen zu können. Der benötigte zusätzliche Platz für die Feuerwehr sollte in ausreichendem Maße an der Wilhelmstraße zur Verfügung stehen, nachdem Recyclinghof und Bauhof umgezogen sind.
Eine Machbarkeitsstudie soll auch die Wirtschaftlichkeit der Investitionen prüfen
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Jetzt aber die Pause-Taste. Denn die Stadtverwaltung wolle vor den beabsichtigten Millioneninvestitionen ganz sicher gehen, dass im Besonderen die Kapazität an der Wilhelmstraße ausreiche, „um die Feuerwache dort auch langfristig modern und zukunftssicher aufstellen zu können“, so Christiane Schmidt. Auch wenn in den letzten zehn Jahren viel am Standort investiert worden sei, zeige das Beispiel anderer Städte, dass es letztlich trotzdem sinnvoll und nötig sein könne, „einen neuen Standort für die Hauptfeuerwache zu suchen“. Aus diesem Grund sei jetzt von der Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, „um die Möglichkeiten darzustellen, und dabei auch die Wirtschaftlichkeit der Investitionen zu prüfen“.
Betrachtet würden alle Varianten. Etwa eine Aufstockung der Feuerwehrgebäude vor Ort; oder auch, ob bei einem Umzug der Feuerwache mit dem dann zur Verfügung stehenden Platz gegebenenfalls der neue Wertstoffhof am zentralen Standort des ZBG realisiert werden könne, so die Kommunikationschefin. Eine neue Feuerwache am bislang für den Wertstoffhof geplanten und von der Stadt erworbenen Gelände an der Stollenstraße (8400 qm) zu realisieren, kommt bei den Betrachtungen aber offenbar nicht in Frage. Christiane Schmidt: „Dafür reicht der Platz nicht aus und das Gelände liegt zu dezentral.“ Das Ergebnis des Gutachters werde im Spätsommer erwartet, „um es dann im September oder Oktober der Politik vorzustellen“.