Gladbeck. ZBG-Betriebsleiter Heinrich Vollmer verlässt am 30. Juni den Betriebshof Gladbeck, mit dem er seit 2001 Höhen und Tiefen erlebte. Eine Bilanz.

Er gehört zu den ZGB-Leuten der ersten Stunde, als der Zentrale Betriebshof Gladbeck 2001 gegründet wurde: Heinrich Vollmer. Von Anfang an zählte er zur Werkleitung, übernahm wenig später die kaufmännische Führung und stand viele Jahre gemeinsam mit Harald Hofmann an der Spitze des ZBG, bevor er das Amt des ZBG-Chefs 2013, als Hofmann ausschied, allein weiterführte. Am 30. Juni geht Vollmer, der im Juli 64 Jahre alt wird, in den vorgezogenen Ruhestand. Am Montag wird er verabschiedet.

Vollmer, der seit 44 Jahren bei der Stadtverwaltung tätig ist, hinterlässt seinen Nachfolgern René Hilgner, der bereits seit Jahresanfang Zweiter Betriebsleiter ist, und der neuen Ersten Betriebsleiterin Hanna-Stefanie Fenner, die im August zum ZBG kommen wird, ein gut bestelltes Haus, wie es von vielen Seiten attestiert wird. Aber Vollmer weist sofort auf das Team im ZBG hin, das wichtig sei, „nicht der Chef“. Nur gemeinsam, wenn alle an einem Strang zögen, könne man erfolgreich sein, beteuert er.

Vollmer: Der ZBG steht weiterhin vor großen Herausforderungen

Räumt das Büro in der ZGB-Zentrale an der Wilhelmstraße: Der scheidende Erste Betriebsleiter Heinrich Vollmer, der am 30. Juni in den vorzeitigen Ruhestand tritt.
Räumt das Büro in der ZGB-Zentrale an der Wilhelmstraße: Der scheidende Erste Betriebsleiter Heinrich Vollmer, der am 30. Juni in den vorzeitigen Ruhestand tritt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Und Vollmer wäre nicht Vollmer, wenn er selbst nicht auf die Herausforderungen hinweisen würde, vor dem der städtische Eigenbetrieb stehe – er nennt die zunehmende Digitalisierung, die Anforderungen an den Fuhrpark, die Überplanung des inzwischen viel zu kleinen ZBG-Standorts an der Wilhelmstraße, die „riesengroßen“ Herausforderungen im Bestattungswesen durch eine veränderte Beerdigungskultur, die Optimierung der Grünflächen für den Klimawandel sowie den neuen Wertstoffhof, den es fertig zu stellen gelte. Und gern hätte er den, wie er im WAZ-Gespräch zugibt, auch selbst in Betrieb genommen. Doch durch die Corona-Pandemie kam es zu unkalkulierbaren Zeitverzögerungen, durch die die Fertigstellung verschoben werden musste. „Insgesamt läuft es beim ZBG gut, aber hier ist nie Stillstand, es bleibt spannend“, so sein Fazit.

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Der scheidende Chef ist stolz, dass der ZBG bei den Bürgern in der Stadt einen guten Ruf hat, regelrecht zu einer Marke geworden sei. Vollmer erinnert sich gut an die „enorme Bürgerunterstützung“, als 2012 überraschend die Auflösung und Re-Integration des ZBG in die Kern-Stadtverwaltung diskutiert wurde. Auch mit Hilfe dieses Bürgerengagement habe man die Idee am Ende zurückweisen können. „Das alles spricht für ein gutes Vertrauensverhältnis, ist aber auch Verpflichtung“, bekennt er. Und er weist darauf hin, dass der Betriebshof (Müllentsorgung und Wertstoffverwertung sowie Grün- und Friedhofsunterhaltung) seinen Beitrag zu Entlastung des städtischen Haushaltes geleistet habe. „Wir haben in all den Jahren die Stadt insgesamt um 16 bis 17 Millionen Euro entlastet“, so Vollmer.

„Die Gründung des ZGB war die richtige Entscheidung“

„Und das bei deutlich gewachsenen Aufgaben“, ergänzt er und nennt die zusätzlich eingeführten blauen und braunen Wertstofftonnen, aber auch die getrennte Sammlung und Weiterverwertung von Holz, Metallen oder Elektrogeräten. Auch hätten sich die zu pflegenden Grünflächen in den vergangenen 20 Jahren deutlich vergrößert. Und nicht zuletzt: Wegen der veränderten Bestattungskultur habe das grüne ZBG-Team auf den Friedhöfen viel mehr zu tun als früher – Stichwort: Gräberpflege. Wie deutlich insgesamt die Aufgaben beim ZBG gewachsen seien, verdeutliche die Zahl der Mitarbeiter. 2002 zählte man beim ZBG 140 Stellen, heute sind es 206. Vollmer: „Und wir haben keine Mindestlohn-Arbeitsplätze, sondern zahlen Tariflöhne.“

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Für Vollmer bleibt die Gründung des ZBG als städtischer Eigenbetrieb, aber auch seine Weiterführung 2012 richtig. „Es ist die flexiblere Organisationsform mit einem besseren, schnelleren Service, konkreten Zuständigkeiten sowie einer größeren Wirtschaftlichkeit und Betriebssteuerung durch finanzielle Eigenständigkeit“, so Vollmer. Das heiße aber nicht, dass der ZBG machen könne, was er wolle. „Wir sind und bleiben Teil der Stadtverwaltung – und das ist auch gut so“, räumt der scheidende Betriebsleiter ein.

Ein Kind der Stadtverwaltung

Der scheidende ZBG-Chef Heinrich Vollmer ist ein Kind der Gladbecker Stadtverwaltung: Nach dem Abi am Ratsgymnasium 1976 begann er 1977 als Stadtinspektor-Anwärter seine Ausbildung bei der Stadt, zu der auch ein Studium an der Verwaltungs-Fachhochschule gehörte, das Vollmer als Diplom-Verwaltungswirt abschloss. Nach Stationen im Sozial- und Personalamt bereitete Vollmer 1997 für die Stadt als eine Art „Sonderaufgabe“ die Gründung des kommunalen Energieversorgers ELE mit vor.

So kam er anschließend zum damaligen Amt für Abfallwirtschaft, das Harald Hofmann führte. Mit ihm gehörte er zum Team, das die Gründung des ZBG 2001 vorbereitete, zu dem Vollmer dann wechselte.