Essen. Für das missglückte Silvesterbüffet steht das Theater Essen gerade. Viele Gäste möchten Geld zurück. Schon 2023 gab es einige Beschwerden.

War die Silvesterparty im Essener Grillo-Theater wirklich so ein Drama? Für einige Gäste schon. Das angekündigte mediterrane Büffet mit Vorspeisen, drei Hauptgerichten, Dessert, Mitternachts-Snack, reichte längst nicht für alle. Auch beim Getränkeausschank gab es Engpässe. Manche verließen die Veranstaltung frühzeitig, verärgert. Das Theater hat ohne langes Zögern angeboten, den Betroffenen 60 Euro pro Karte zu erstatten.

Die verantwortlichen Gastronomen, das Ehepaar Eyyüphan und Neslihan Duy, hatten von einem „Desaster“ gesprochen. Viele Mitarbeiter seien krankheitsbedingt ausgefallen. Sie betreiben das „Dein-Kult-Café“ in Altenessen und hatten bereits im September bei einer Veranstaltung mit dem Schauspiel Essen kooperiert.

Silvester im Essener Grillo-Theater: „Ein gelungener Abend“

Es gibt jedoch auch Menschen, die den selben Abend ganz anders erlebt haben, positiver, entspannter. Die versucht haben, aus dem Durcheinander gemeinsam das Beste zu machen. „Für viele Besucher war es ein gelungener Abend“, meint eine Essenerin, die dabei war. Sie erklärt auch, warum.

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„Das schlechte Catering war eine Tatsache“, so die Partybesucherin. Doch die Intention der Veranstalter, einen Gastronomen mit sozialen Ambitionen auszuwählen, „der auch Migranten in seine Arbeit einbindet“, findet sie „löblich“. Es passe zum Thema der Aufführung „Istanbul“, mit der der Silvesterabend begann. Die Theaterband habe gut gespielt, die Tanzfläche sei voll gewesen.

Auch das knapp bestückte Büffet empfand sie nicht als Katastrophe: „Wir haben den ganzen Abend überwiegend Brot gegessen, dennoch war die Stimmung super“, berichtet die Essenerin. Beim Anstehen hätten sich witzige Gespräche entwickelt, man habe überwiegend geduldig gewartet und das Ganze mit Humor genommen. Nach Mitternacht hätten vier männliche Gäste die Bar des Café Central übernommen, mit großem Engagement und Freude, die sich auf die anderen Gäste übertragen habe. Dennoch: Die versprochene Rückerstattung von 60 Euro findet sie fair.

Schauspiel Essen stellt Rückerstattungsformular online zur Verfügung

Das Schauspiel Essen hatte schon am 2. Januar sein Bedauern über die enttäuschende Party öffentlich ausgedrückt. Auf der Homepage gibt es ein Rückerstattungsformular, mit dem sich betroffene Gäste 60 Euro pro Ticket zurückholen können – unter Angabe ihrer Kundenummer und Bankverbindung. Doch auch damit sind einige anscheinend noch unzufrieden. „Warum sollen es eigentlich nur 60 Euro sein, obwohl wir 95 Euro plus Theaterstück bezahlt haben?“, fragt eine Besucherin, die die Party vorzeitig verlassen hatte.

Fritz Frömming, Geschäftsführer der Theater und Philharmonie Essen.

„Die Beschwerden sind absolut nachvollziehbar. Für alle hier im Haus.“

Fritz Frömming
Geschäftsführer Theater und Philharmonie Essen

Bei der Theater und Philharmonie Essen ist die Silvesterpanne zur Chefsache geworden. Geschäftsführer Fritz Frömming erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion zur Rückerstattung: 60 Euro seien der Anteil des Ticketpreises, der auf das gastronomische Angebot entfällt. Es habe ja auch noch Getränke und Livemusik gegeben. Das Theater hat umgehend Verantwortung für die missglückte Feier übernommen. „Wir bekommen viele Rückmeldungen“, sagt der Geschäftsführer, „die Leute freuen sich, dass wir so schnell reagiert haben. Die Beschwerden sind absolut nachvollziehbar, für alle hier im Haus. Die Catering-Fehler haben die Menschen zu Recht frustriert.“ Abgesehen davon sei es für die meisten doch ein toller Abend gewesen.

Rund 400 Tickets waren für die Silvesterparty verkauft worden, an 160 Kundinnen und Kunden, die meist mehrere Karten orderten. Laut Frömming wurden alle angeschrieben: „Bisher haben wir 110 Rückmeldung bekommen“, so der Stand am 8. Januar. Mit weiteren wird gerechnet. Wer letztlich die Kosten der Rückzahlungen trägt, das Theater oder die Caterer, dazu möchte sich Fritz Frömming nicht öffentlich äußern, dies betreffe interne Vertrags- und Geschäftsangelegenheiten.

Theatergäste: Schon 2023 Schlangen am Silvesterbüffet, aber tolle Stimmung im Grillo

Man muss vielleicht auch fragen, ob das Theater-Team ausreichend vorbereitet war. Denn offenbar ist schon die Silvesterparty 2023 nicht ganz reibungslos gelaufen. „Das war letztes Jahr schon richtig schlimm“, schimpft eine Theaterbesucherin auf Facebook.

Freundlicher formuliert es ein Paar, das ebenfalls bei der Silvesterparty 2023 im Grillo-Theater war. Erst habe es eine Theateraufführung in der Casa gegeben, danach eine Feier im Grillo, berichten die Beiden. „Insgesamt war es ein klasse Abend.“ Nur das Büffet sei „katastrophal“ gewesen. Sie erinnern sich an eine „lange, lange Schlange“, die auch nach Stunden noch nicht verschwunden war. Sie hätten derweil Erdnüsse und Snacks geknabbert, die auf den Tischen standen. Bei ihrem letzten Versuch sei das Büffet leer gewesen. Dennoch wären sie dieses Mal gerne wieder dabei gewesen, ergänzt das Paar, hätten nur leider keine Karten mehr bekommen. „Die Silvesterparty und die tolle Stimmung im Grillo hätten wir gerne wieder erlebt, jedoch ohne Schlacht am Büffet.“

Noch zu früh, um über die nächste Silvesterparty nachzudenken

Der Theaterchef räumt ein, auch nach der Silvesterfeier 2023 habe es einige Beschwerden gegeben, „aber längst nicht so umfangreich wie dieses Mal. Es ging eher um Details.“ Ob sie das Events für 2025 grundsätzlich neu überdenken, könne man noch nicht sagen, so Frömming. „Es ist am Theater gute Sitte, dass jedes Projekt nachbesprochen wird und wir uns Gedanken machen. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh.“

Die Gastronomen Eyyüphan und Neslihan Duy wollen sich zu der Silvesterparty aktuell nicht mehr öffentlich äußern. Sie sind intensiv mit ihrem neuesten Projekt beschäftigt: Sie übernehmen das ehemalige Kokerei-Café auf Zollverein. Während dort die Eisbahn lief, hatten sie schon geöffnet, jetzt wird ausgiebig renoviert. Die Neueröffnung ist für das Frühjahr geplant. Einen genauen Termin nennt Eyyüphan Duy nicht. Er ist vorsichtig geworden.

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