Essen. Zur ersten Eisdisco der Saison strömen viele Schlittschuhfans aus der Region zum Essener Welterbe. Es wird einen weiteren Termin geben.
Der Parkplatz ist voller Autos, die Wege voller Pfützen. Es nieselt ununterbrochen, doch das Wetter scheint heute Abend auf Zollverein niemanden zu interessieren: Es ist Eisdisco-Abend – und aus allen Ecken Essens und umliegender Städte strömen Schlittschuhfans auf die Eisbahn. Freundinnen, Paare, Jugendliche, Familien mit Kindern. Wann kann man schonmal mit den Kindern gemeinsam in die Disco?
Eigentlich seien sie gar keine Discogänger, sagt Verena aus Düsseldorf lachend, doch weil sie es am Vortag nicht zur Eisbahn geschafft hätten, seien sie nun eben heute hier – und mitten hineingeraten in die Eisdisco. „Die Kinder haben Spaß!“ Gerade machen sie eine kurze Pause, bevor es aufs Eis zurückgeht. Wer aus der Familie am besten eislaufen könne? Vater Michal ist es nicht, wie er beteuert: „Ich versuche bloß, mich nicht lächerlich zu machen.“
Verena zeigt auf ihren neunjährigen Sohn Noa. Klar, er sei der Schnellste, bestätigt der sofort, schließlich habe er in der Schule schon Schlittschuhlaufen gelernt. Bruder Adrian (7) hingegen muss noch ein bisschen üben: „Ich bin schon hingefallen, aber das war nicht so schlimm.“ Die Hosenbeine sind jetzt zwar nass, doch dem Vergnügen tut das keinen Abbruch.
Eisbahn-Mitarbeiter wissen, wie es geht und zeigen kleine Tanzeinlage
Ein Stück weiter kuscheln sich drei Frauen auf einer Bank aneinander. Dick eingepackt und mit heißen Getränken schauen sie dem Treiben zu: Der Rest der Familie, Männer und Kinder, seien auf der Bahn, sagt Mirela Gorczyca, sie selbst überlege noch. Vielleicht beim nächsten Mal, sie seien sowieso jede Woche hier, ergänzt ihre Schwiegermutter Eva Süß. „Wir wohnen quasi um die Ecke.“ Ihr Mann Mayk kommt gerade von der Bahn: Hat er heute schon getanzt? Immerhin ist das ja eine Disco. „Getanzt?!“ Er winkt ab. „Ich bin zweimal fast gestürzt, ich bin froh, dass es überhaupt noch mit dem Fahren klappt.“ Vor 30 Jahren sei er ein guter Läufer gewesen, aber jetzt lasse er es langsamer angehen.
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Wie ihm geht es vielen: Sie drehen ihre Runden, Hand in Hand, ein bisschen wacklig, manche mit Unterstützung der Hilfs-Pinguine, viele mit Helm geschützt. „Let‘s twist again“ spielt der DJ, und neben der Eisbahn hüpft und tanzt ein Mann mit seinem dick in Teddyjacke und Teddymütze eingepackten Kleinkind auf dem Arm. Einige Mädchen laufen laut singend vorbei.
Auf dem Eis lassen sich immerhin ein paar Eisbahn-Mitarbeiter zu einer kleinen Tanzeinlage hinreißen: So geht das also! Lea Fargnoli gehört zum Team und zeigt als kleine Zugabe mal eben, wie eine ordentliche Bremsung inklusive Eis aufwirbeln funktioniert. Dann muss sie weiter, im Blick behalten, dass sich alle benehmen und dass die Bahn nicht zu voll wird.
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An der richtigen Bremsung, an einer schwungvollen Drehung oder am Kurvenfahren versuchen sich unterdessen einige, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg: Immer wieder geht jemand zu Boden. Doch die Stürze sehen in der Regel schlimmer aus, als sie sind – zwar steht am Rand ein Team vom DRK bereit, größere Unfälle aber habe es bisher glücklicherweise nicht gegeben, sagt Zollverein-Sprecherin Doreen Scholz.
Dass sie davon verschont bleiben, hoffen auch die Freundinnen Julia, Lina, Laura, Sophia und Susi aus Castrop-Rauxel. Während Sophia richtig gut Eislaufen könne, hofft Susi nur, dass sie „das Ganze überlebt“. Vielleicht hilft ja der weihnachtliche Kopfschmuck: Sie hat sich ein aufblasbares Geweih aufgesetzt und wird jetzt von ihren Freundinnen nur noch „Rentier“ oder „Elch“ genannt. So ganz einig ist man sich da nicht, welches Tier sie nun darstellen soll. Klar ist nach einer Weile: Das Rentier braucht zum Tanzen ein weiteres Tier – und so wird die Freundin kurzerhand mit einem Hilfs-Pinguin zur Unterstützung ausgestattet.
Neue Betreiber des Kokerei-Cafés bieten während der Eisbahn-Betrieb Getränke und Snacks an
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Um zwanzig vor zehn ist es Zeit für die nächste Eis-Auffrischung. Die Bahn funktioniere übrigens wie eine Fußbodenheizung, nur umgekehrt, erklärt Doreen Scholz. Darunter liegen Schläuche, die mit einer Glykol-Wasser-Mischung gefüllt sind und dafür sorgen, dass das Wasser auf der Bahn gefriert. Kühlaggregate halten die Eistemperatur bei minus vier bis minus sechs Grad. Etwa alle zwei Stunden müsse das Eis aufgearbeitet werden, das dauere aber nur einige Minuten.
In der Zwischenzeit können sich Besucher mit heißen Getränken versorgen oder etwas essen gehen. Dafür stehen nicht nur unterhalb der Bahn mehrere Stände bereit – oberhalb haben Eyyüphan und Neslihan Duy, die neuen Betreiber des Kokerei-Cafés, ebenfalls geöffnet und bietet sowohl draußen als auch drinnen Getränke und Snacks an. Gern nutzen Gäste die Gelegenheit, sich im Café aufzuwärmen. Der große Umbau steht hier erst nach der Eisbahn-Saison ab Januar an, doch der alte Tresen wurde kurzerhand schon einmal in einen langen Tisch umfunktioniert. Leise Musik läuft im Hintergrund, das Licht ist warm und gemütlich, und Nieselregen und Kälte schnell vergessen.
Danach kann es weitergehen: Bis 24 Uhr läuft die Eisdisco an diesem Abend; am 4. Januar 2025 wird es noch einmal die Gelegenheit zum Tanz auf dem Eis geben, bevor die Eisbahn am 5. Januar die Saison beendet.
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