Essen. In der Silvesternacht sind keine Einsatzkräfte durch Raketen- oder Böllerattacken in Essen verletzt worden. Hatte eine Kampagne Anteil daran?

Hinter Polizei und Feuerwehr liegt ein arbeitsreicher Start in das neue Jahr. Gleichwohl ziehen die Behörden nach der Silvesternacht eine positive Bilanz. „Erfreulicherweise sind in diesem Jahr keine Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes in Essen durch Übergriffe oder Pyrotechnik verletzt worden“, heißt es etwa aus der Hauptwache an der Eisernen Hand. Allerdings wird in dem Bericht auch ein Vorfall erwähnt, bei dem Einsatzkräfte mit Raketen beschossen und mit Böllern beworfen wurden.

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Die Polizei teilt in Bezug auf ihr eigenes Personal mit, dass es dieses Mal vereinzelt zu Angriffen auf Einsatzkräfte gekommen sei. Doch anders als in der Silvesternacht 2023/24 waren dieses Mal keine Verletzten zu beklagen. Alles gut also? Mitnichten, auch wenn Essen Bilder wie aus der Bundeshauptstadt Berlin erspart geblieben sind. Denn es gibt sie auch hier, die Unverbesserlichen, die dieses Mal nur glücklicherweise keine Beamten oder Ehrenamtlichen im Dienst verletzt haben. Das mag aber auch an einer Strategie der Abschreckung an Hotspots im Stadtgebiet durch starke Polizeipräsenz gelegen haben.

Gewerkschaft der Polizei (GdP) findet die Silvester-Situation „einfach erschreckend“

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) findet klare Worte: „Es ist schlicht und einfach erschreckend, dass wir mittlerweile jedes Jahr zu Silvester nur noch darauf warten, wo Einsatzkräfte mit Raketen und Böllern angegriffen werden“, erklärt Jörg Brackmann Vorsitzender der GdP Essen/Mülheim. „Dass wir diese Nacht als ‚erfolgreich‘ werten, nur weil es nicht noch schlimmer geworden ist, zeigt, wie tief die Messlatte inzwischen liegt. Ohne das massive Polizeiaufgebot hätten wir erneut ganz andere Bilder gesehen.“

Jörg Brackmann Vorsitzender der GdP Essen/Mülheim. (Archivbild)
Jörg Brackmann Vorsitzender der GdP Essen/Mülheim. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Polizei und Feuerwehr zeigen sich mit ihren gemeinsamen Vorbereitungen auf die traditionell einsatzintensivste Nacht des Jahres zufrieden. Zur Strategie gehörte am Rande auch, dass sich diese vor dem Jahreswechsel öffentlichkeitswirksam an die Bevölkerung wandten. Ob diese gemeinsame Kampagne von Feuerwehr und Polizei dazu geführt hat, dass dieses Mal keine verletzten Einsatzkräfte zu beklagen gewesen sind, lässt sich selbstredend nicht überprüfen. Geschadet wird es aber in keinem Fall haben. Laut Polizeisprecher Matthias Werk habe man dadurch vor Silvester die Gesamtbevölkerung noch einmal sensibilisieren können.

Die Stadtverwaltung verbreitete neben dieser Videokampagne acht Tipps der Feuerwehr zum Umgang mit Raketen und Böllern. Der erste wiederholte noch einmal eindringlich das Mantra der letzten Woche, doch bitte erst gar kein Feuerwerk zu zünden. Es gibt Stimmen von Händlern, die von einem um 10 bis 15 Prozent gestiegen Verkauf von Feuerwerk sprechen.

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Wie dem auch sei: Die Polizei Essen postete vor Silvester auf Facebook, Instagram und Co. mehrere Videos, in denen Einsatzkräfte zu Wort kommen. Ein Video zeigt Patrick von der Freiwilligen Feuerwehr, der ehrenamtlich, also in seiner Freizeit, regelmäßig Mitmenschen hilft. Er sagt in dem Clip: „Auch ich würde Silvester gerne mit meiner Familie und Freunden feiern. Das geht aber nicht, weil wir ständig seit Jahren gebraucht werden an Silvester. Wir werden massiv mit Raketen und Böllern beworfen und das finden wir absolut nicht in Ordnung.“

Essener Feuerwehrsprecher wurde in der Vergangenheit selbst in einer Silvesternacht angegriffen

Ähnlich äußerte sich in dem Video Nico Blum, Sprecher der Essener Feuerwehr. Er sagt in dem Beitrag: „Auch ich wurde bereits im Einsatz angegriffen. Als wir auf dem Weg zur Einsatzstelle waren wurden wir bereits mit Feuerwerksraketen beschossen und mit Böllern abgeworfen. Bitte habt Respekt vor unserer Arbeit. Wir konnten das Einsatzziel gar nicht erst erreichen, denn vor Ort wurden wir direkt weiter mit Feuerwerksraketen begrüßt. Das ist ein Verhalten, was wir nicht tolerieren. Lasst uns unsere Arbeit machen. Wir machen die Arbeit für euch.“

Kampagne Polizei Feuerwehr Essen Rettungsdienst vor Silvester Appell Foto: Polizei Essen
Essens Feuerwehrsprecher Nico Blum: „Auch ich wurde bereits im Einsatz angegriffen.“ © Polizei Essen | Polizei Essen

Dieser Appell lief offensichtlich bei einigen in der Hochhaussiedlung Bergmannsfeld ins Leere. Dort, in Freisenbruch, wurde die Besatzung eines Rettungswagens mit Böllern und Raketen beschossen, die Hundertschaft der Polizei musste für Ruhe sorgen, was auch schnell gelang, wie Polizeisprecher Matthias Werk im Gespräch mit unserer Redaktion am Neujahrstag erklärte. Das sei auch genau die Strategie, die die Polizei an Hotspots in der Nacht wählte: starke Präsenz zu zeigen und auf aktuelle Geschehnisse reagieren. So war es auch am Katernberger Markt, den die Behörden ebenfalls als Hotspot klassifizierten. Dort schoss ein 16-Jähriger aus einer Menschenmenge heraus auf Polizisten, wurde kurz darauf festgenommen und nach Hause zu seinen Eltern gebracht.

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Polizei Essen setzte mobile Videoüberwachungsanlage am Wasserturm ein

Zurück zur Hundertschaft. In der Videokampagne vor dem Jahreswechsel kommt Polizist Mark zu Wort, der dort Dienst macht. Der 32-Jährige steht in dem Clip in Uniform vor dem Wasserturm an der Steeler Straße und erinnert an den Jahreswechsel 2023/24. „Wir wurden letztes Jahr so massiv mit Gegenständen und Böllern beworfen, das wir uns erst zurückziehen mussten. Es waren so viele Menschen vor Ort, da waren wir echt erschrocken, dass so wenig Respekt uns gegenüber vorhanden ist.“

Wohl auch wegen dieses Vorfalls hatten sich die Sicherheitsbehörden vor der jüngsten Silvesternacht dazu entschieden, am Wasserturm die mobile Videoüberwachungsanlage aufzustellen, die derzeit eigentlich vor der Marktkirche in der Essener Innenstadt steht. Trotzdem ist auch dort wieder aus einer Menschenmenge heraus Böller auf einen Streifenwagen geworfen worden. Bilder der Videoüberwachung würden nun ausgewertet, teilt Polizeisprecher Matthias Werk auf Anfrage mit.

Es dürfte nicht das letzte Mal sein, dass die Videoanlage zu einem Silvestereinsatz kommt. Matthias Werk sagt: „Das ist eine gute Sache, das hat sich bewährt.“ Wenn sie denn in größerer Stückzahl vorhanden wären, würde man auch weitere Anlagen einsetzen.

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