Essen-Holsterhausen. Anwohner im Umfeld der Essener Uniklinik haben große Probleme, Parkplätze zu finden. Einer sagt, er habe schon bis zu 800 Euro Bußgeld gezahlt.

Der Anwohner (35) ist wütend: „Ich wohne seit drei Jahren hier. Es war von Anfang an schlimm, aber es wird immer schlimmer.“ Am schwierigsten sei es abends, berichtet der Mann, der in der Steinhausenstraße lebt und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Dann hätten die Anwohner Feierabend und parallel liefen in der Uniklinik die Spät- bzw. Nachtdienste. Für alle, die in der Nähe der Uniklinik wohnten, seien Parkplätze absolute Mangelware.

„Wenn ich nach elf Stunden Arbeit nach Hause komme, habe ich keine Lust, noch ewig einen Parkplatz zu suchen“, zeigt sich der Anwohner frustriert. „Man hat höchstens Glück, wenn gerade jemand rausfährt. Nach einer Minute ist der Parkplatz dann schon wieder belegt.“ Wenn er gar keine Parklücke finde, stelle er sich dorthin, wo man eigentlich nicht parken darf. Zum Beispiel in eine Kurve. Die Folge: „Ich kriege jeden Monat ein Bußgeld.“ Über 30 Euro seien das jedes Mal. Einmal sei er auch abgeschleppt worden. Kosten: 400 Euro. In Summe habe er für Parkverstöße schon 700 bis 800 Euro zahlen müssen, schätzt er.

Anwohnerin aus Essen-Holsterhausen: „Ich fahre meist zwei bis drei lange Runden“

Auch seine Nachbarin, die seit 2023 in der Steinhausenstraße wohnt, ärgert sich. „Ich fahre meist zwei bis drei lange Runden, bis ich etwas finde“, erzählt die 33-Jährige. Manchmal habe sie vier Kinder und den Einkauf im Auto. Sehr ungünstig also für einen langen Marsch vom Parkplatz zur Wohnung. Wenn sie selbst ausparke, warteten hinter ihr häufig schon zwei bis drei Autos in der Hoffnung, die frei gewordene Parklücke zu ergattern. Auch sie bekomme häufig Bußgeldbescheide, wenn sie kapituliere und an einer Stelle parke, wo das eigentlich nicht erlaubt ist. Insgesamt hätten die Strafzettel sie sicher schon 250 Euro gekostet.

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Wie viele Knöllchen das Ordnungsamt insgesamt in der Gegend um die Uniklinik 2024 verteilt hat, lässt sich laut Stadtsprecher Burkhard Leise schwierig sagen, da man nur nach einzelnen Straßen filtern könne. Deshalb haben wir exemplarisch die Steinhausenstraße, Gebhardtstraße, Kaulbachstraße und Rembrandtstraße ausgewählt. In diesen Straßen wurden nach Angaben der Stadt bis zum 18. Dezember 2024 insgesamt 208 Ordnungswidrigkeitenverfahren im Bereich des ruhenden Verkehrs eröffnet.

Die zugeparkte Steinhausenstraße in Essen-Holsterhausen. „Man hat höchstens Glück, wenn gerade jemand rausfährt“, sagt ein Anwohner.
Die zugeparkte Steinhausenstraße in Essen-Holsterhausen. „Man hat höchstens Glück, wenn gerade jemand rausfährt“, sagt ein Anwohner. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Uniklinik Essen spricht von einer „angespannten Verkehrslage“

Die Anwohner ärgern sich unter anderem, dass die Uniklinik ihren Angestellten offenbar nicht genug Parkplätze zur Verfügung stelle. Deshalb parkten diese augenscheinlich die Nebenstraßen zu. Auf Anfrage erklärt Uniklinik-Sprecherin Julia Siegfried: „Das Universitätsklinikum Essen zählt mit rund 300.000 Patientinnen und Patienten jährlich sowie etwa 8.000 Beschäftigten zu den größten Unikliniken in Deutschland – und befindet sich in einem baulich hochverdichteten Stadtteil.“ Diese Gegebenheiten führten zwangsläufig zu einer angespannten Verkehrslage für den Individualverkehr.

„Gleichzeitig müssen wir den Bedürfnissen sowohl unserer Patientinnen und Patienten als auch unserer Beschäftigten gerecht werden, die einen Parkplatz finden müssen. Der damit verbundene Zielkonflikt erfordert ein umsichtiges Management“, so Siegfried weiter. Positiv hervorzuheben sei, dass das Universitätsklinikum „exzellent an den öffentlichen Nahverkehr angebunden“ sei, was die Verkehrssituation zumindest etwas entlaste.

Parkhäuser der Essener Uniklinik bieten insgesamt 1100 Parkplätze

Auf dem Campus gebe es zwei große Parkhäuser, die insgesamt etwa 1100 Parkplätze für Mitarbeitende und Patienten böten. Allerdings reiche diese Anzahl bei Weitem nicht aus, um insbesondere vormittags den Bedarf an Parkplätzen zu decken. Besonders zwischen circa 8 Uhr und 12 Uhr müssten viele Autofahrende mit langen Wartezeiten rechnen, da häufig keine Parkplätze frei seien.

„Aufgrund der verhältnismäßig ‚wenigen‘ Parkplätze können wir unseren Beschäftigten nur eine begrenzte Anzahl als fest zu mietende Stellplätze anbieten“, schildert Siegfried. Diese Stellplätze seien sehr begehrt und es gebe eine lange Warteliste. Beschäftigte müssten im Schnitt rund vier Jahre warten, um einen dauerhaften Parkplatz zu erhalten. Siegfried: „Diese lange Wartezeit und der damit verbundene Parkplatzsuchverkehr verschärfen die Situation im dicht bebauten Stadtteil Holsterhausen und sind für alle Beteiligten unbefriedigend.“

Uniklinik steht im Austausch mit der Stadt Essen zu Park-Problematik

Um diese Problematik zu entschärfen, steht die Uniklinik nach eigenen Angaben in regelmäßigem Austausch mit der Stadt Essen, um mögliche Verbesserungen zu erörtern. Eine Maßnahme zur Entlastung sei die Förderung klimafreundlicher Verkehrsmittel wie dem Fahrrad, erklärt Siegfried. So habe man im vergangenen Jahr einen Fahrradparkplatz mit 230 Stellplätzen an der Esmachstraße eröffnet, der bereits gut angenommen werde.

Zudem prüfe man die Möglichkeit, externe Flächen außerhalb des Campus für ein Park-and-Ride-System zu nutzen und einen Shuttle-Service zum Klinikum einzurichten. „Diese Maßnahmen sollen helfen, den Parkplatzsuchverkehr zu reduzieren und alle Beteiligten – also auch die Anwohner – zu entlasten“, so Siegfried, die gleichzeitig erklärt: „Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Maßnahmen nicht kurzfristig umgesetzt werden können und auch mit entsprechenden finanziellen Aufwendungen verbunden sind.“

Stadt Essen: Anwohnerparken in Holsterhausen nicht geplant

Die Anwohner wünschen sich auch von der Stadt Unterstützung, um ihre Parksituation zu verbessern: zum Beispiel durch die Einführung einer Anwohnerparkregelung. Dann dürften nur Bewohner mit einem entsprechenden Parkausweis, den sie gegen eine Gebühr beantragen können, die Parkplätze längerfristig nutzen. Zur Frage, ob es irgendwelche Bestrebungen seitens der Stadt gebe, die Parksituation für Anwohnerinnen und Anwohner – etwa durch Bewohnerparken – zu verbessern, erklärt Stadtsprecher Burkhard Leise jedoch: „Es liegt kein Auftrag vor, entsprechende Planungen durchzuführen.“

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