Essen. Eine Fachklinink wechselt von einem Essener Krankenhaus an die Uniklinik. Alle Ärzte seien willkommen, aber keiner werde zwangsweise versetzt.
In der Gesundheits-Landschaft ist es wie in der Medizin selbst: Es gibt schmerzhafte Eingriffe und solche, die gar nicht wehtun. Glaubt man dem Ärztlichen Direktor der Uniklinik Essen, Prof. Jochen A. Werner, zählt der Wechsel einer Fachklinik von den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM) ans Uniklinikum zu denen, die keine Schmerzen verursachen werden. Auch wenn es sorgenvolle Stimmen gegeben habe.
Befürchtungen, dass der Bereich ganz aus Essen verschwinden könnte
Es geht um die von Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Christopher Mohr geleitete Fachklinik für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie (MKG) an den Kliniken Essen-Mitte. Das Zentrum besticht durch hohe Expertise und überregionale Ausstrahlung, passt aber nicht mehr zwingend ins Portfolio der KEM, die auf eine konsequente Spezialisierung mit Leuchttürmen wie Brustzentrum oder Onkologie setzen. Daher wird seine Klinik an dem KEM nicht fortgeführt, wenn Prof. Mohr Ende Februar 2025 in Ruhestand geht.
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„Es kamen Befürchtungen auf, dass es dann in Essen keine Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie mehr geben werde“, sagt Uniklinik-Direktor Werner. Doch die Disziplin werde keineswegs verschwinden, sondern unter dem Dach der Universitätsmedizin ein neues Zuhause finden. Hier werde sie schon heute für die (Weiter-)behandlung von Krebs- und Traumapatienten benötigt. Bisher wende man sich deswegen an die KEM: „Wir leben eine gute Zusammenarbeit mit Prof. Mohr.“
„Es kamen Befürchtungen auf, dass es dann in Essen keine Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie mehr geben werde.“
Auch der Wechsel sei in guter Atmosphäre vereinbart worden. „Die Gespräche mit der Universitätsmedizin zum Wechsel der MKG haben auf einer konsensualen und kollegialen Ebene stattgefunden“, bestätigen die Evangelischen Kliniken Essen-Mitte. „Beiden Seiten war wichtig, dass die Arbeitsplätze und die Versorgung gesichert sind.“ Es gehe, sagt Jochen Werner, um eine zweistellige Ärzte-Zahl.
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Geplant sei der Start an neuer Stelle für den 1. April 2025, da man den Umzug einer gesamten Klinik nicht von einem auf den anderen Tag stemmen könne. Zumal es ja auch um einen geordneten Übergang für das Team geht: Alle Ärzte können an die Uniklinik wechseln, sagt Werner: „Aber es gibt keine verpflichtende Versetzung. Die Menschen müssen kommen wollen.“
Neuer Arbeitsplatz liegt nicht auf dem Campus der Uniklinik
Was der Wechsel für die Mitarbeiter bedeute, war bereits Gegenstand einer Info-Veranstaltung, eine zweite ist für November angesetzt. Klar ist, dass ihr neuer Arbeitsplatz nicht auf dem Campus der Uniklinik in Holsterhausen liegen wird, wo es an passenden Räumlichkeiten fehlt. Dort sollen lediglich sehr große Eingriffe stattfinden, bei denen man auf Intensiv-Kapazitäten angewiesen ist. Fester Standort der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wird indes das St. Josef-Krankenhaus in Werden, das zur Universitätsmedizin gehört.
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Mit der Klinik für HNO-Heilkunde sitze in Werden eine Disziplin, die der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie verwandt sei. „Es gibt eine sehr enge Nachbarschaft der beiden Fächer und eine Reihe von Überschneidungen bei der Pflege der Patienten“, sagt Prof. Werner, der selbst HNO-Facharzt ist. Da der Bereich dort zunehmend ambulanter arbeite, könnten Betten für Patienten der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie genutzt werden.
Die Fachklinik, die schon heute als „Universitätsklinik“ innerhalb der KEM geführt wird, bleibe eine universitäre Einrichtung, versichert Werner. Die Nachfolge von Klinikdirektor Mohr sei ausgeschrieben, Bewerbungstfrist sei Ende November. Die Fakultät habe entschieden, dass auch der Lehrstuhl wieder besetzt wird.
KEM behält Implantatzentrum
Der Umzug der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie von den Ev. Kliniken Essen-Mitte (KEM) ans Uniklinikum war schon früher angedacht, wurde jedoch nicht umgesetzt: Damals hätte man wegen fehlender Raumkapazitäten einen Teil der Fachklinik zunächst im Ev. Krankenhaus Werden zwischenparken müssen, so der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Prof. Jochen A. Werner.
Die KEM weisen anlässlich des nun angestrebten Umzugs im Jahr 2025 darauf hin, dass das Implantatzentrum (Zähne, Kiefer, Gebiss) der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie bei ihnen verbleibe. Als profiliertes Zentrum für Zahngesundheit biete man dort weiter zahnmedizinische, implantologische und oralchirurgische Behandlungen an.
Das NRW-Gesundheitsministerium, das mit seiner Krankenhausreform die Bündelung von Kompetenzen erzielen möchte, ist über den Klinik-Umzug informiert und dürfte diesen begrüßen. Prof. Werner resümiert: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir am neuen Standort eine sehr gute Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie entwickeln können.“
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