Essen-Holsterhausen. Im „Brüsseler Markt“ gibt es seit 40 Jahren belgische Pralinen und Trüffel, die fast zu schade zum Verzehren sind. Ein Besuch kurz vorm Fest.

Weihnachtszeit ist Schokoladenzeit: Das merkt Evelyn Reiter (63), Betreiberin des Fachgeschäfts „Brüsseler Markt“ an der Gemarkenstraße 93 in Essen, gerade wieder ganz deutlich. Vor den Feiertagen „rennen uns die Leute die Bude“ ein, sagt sie und freut sich über den guten Zuspruch. Seit 40 Jahren ist der Laden Anlaufstelle für Schoko- und Pralinenfans.

Vor zehn Jahren hat Reiter den Laden mit der auffälligen gelben Markise von ihrer Vorgängerin und Bekannten Margrit, genannt Maggie, Ast (75) übernommen. Beide Frauen haben bis heute guten Kontakt. Und so hilft Margrit Ast vor Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten immer noch gern hinter der Theke aus.

Den Essener Pralinenladen „Brüsseler Markt“ gibt es seit 40 Jahren

Im „Brüsseler Markt“ setzt man auf Klassiker statt auf schnelllebige Trends. So macht Evelyn Reiter auch den aktuellen Hype um die Dubai-Schokolade nicht mit. „Die führen wir nicht. Sie würde auch gar nicht zu unserem Sortiment passen. Ich verkaufe ausschließlich belgische Pralinen und Trüffel. Das ist in Essen unser Alleinstellungsmerkmal“ erklärt sie.

Ein Paradies für Schokofans: Belgische Pralinen und Trüffel gibt es hier in über 100 Sorten, darunter Karamell-Krokant, Whisky herb und Knusper-Nougat.
Ein Paradies für Schokofans: Belgische Pralinen und Trüffel gibt es hier in über 100 Sorten, darunter Karamell-Krokant, Whisky herb und Knusper-Nougat. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ihre Vorgängerin Margrit Ast, die früher im Schuldienst tätig war, hatte den „Brüsseler Markt“ 1984 als Privatunternehmen gegründet. Zwischenzeitlich besaß sie sogar drei Läden, doch die im Rhein-Ruhr-Zentrum und in der Mülheimer City sind schon länger wieder geschlossen, weil dort die Mieten immer mehr angestiegen seien, so Ast. Das Geschäft in Holsterhausen ist dagegen eine feste Größe.

„Wir sind damals oft nach Belgien in Urlaub gefahren und ich war fasziniert von den tollen Pralinen dort“, erinnert sich Margrit Ast. Ihre Idee, dass es dafür auch in Essen einen Markt geben müsse, ging auf. Ursprünglich war der Laden auf der anderen Straßenseite ansässig. „Doch da schien im Sommer die Sonne ins Schaufenster, sodass wir Vorhänge brauchten“, sagt die ehemalige Besitzerin. Deshalb sei man auf die andere Straßenseite umgezogen.

Pralle Sonne vertragen die Pralinen nicht, brauchen ansonsten aber keine besondere Lagerung oder spezielle Kühlung. Die Süßigkeiten, die alle 14 Tage aus Belgien angeliefert werden, behalten ihre Qualität bei normaler Raumtemperatur. Im Sommer sorgt dafür eine Klimaanlage.

Das Geschäft hat im Laufe der 40 Jahre einmal den Standort gewechselt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war die Sonneneinstrahlung zu hoch für die Pralinen.
Das Geschäft hat im Laufe der 40 Jahre einmal den Standort gewechselt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war die Sonneneinstrahlung zu hoch für die Pralinen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska
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Für die aktuelle Inhaberin Evelyn Reiter geht es nicht nur darum, Pralinen und Trüffel passend zur Jahreszeit zu testen und zu bestellen sowie Neuigkeiten auf dem Markt zu entdecken. Für Geburtstage und Hochzeiten, zum Führerschein oder Kollegen-Abschied, als Dankeschön oder Entschuldigung bietet sie Präsente an. Die passende Verpackung bastelt sie selbst. Mini-Geschenke gibt es ab 1,95 Euro, nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Die Betreiberin des Essener Geschäfts bastelt Geschenkverpackungen selbst

Einzelne Pralinen und Trüffel ohne Geschenkverpackung kosten bis auf wenige Ausnahmen 5,45 Euro pro 100 Gramm. Die Auswahl fällt manchem dabei schwer: Die Kundinnen und Kunden können unter über 100 Sorten wählen. „Wir haben auch Pralinen für Veganer, Diabetiker, Nussallergiker“, zählt Reiter auf. Die kleinen Köstlichkeiten gibt es mit heller oder dunkler Schokolade, mit und ohne Alkohol, in klassischen Sorten wie Nougat oder modernen Varianten wie Salz-Karamell oder Zitronen-Cheesecake.

„Auch Pralinensträuße sind sehr beliebt“, weiß Margrit Ast aus ihrer langjährigen Erfahrung. „So richtige Trends bei den Sorten gibt es eher nicht. Die Pralinen müssen halt schmecken“, sagt Evelyn Reiter. Sie und ihre drei Mitarbeiterinnen probieren die Produkte natürlich, bevor etwas Neues bestellt wird. „Dabei hat jede so ihre Vorlieben.“ Am Ende entscheidet aber die Kundschaft. Was nicht läuft, wird wieder aus dem Sortiment genommen.

Geschenkverpackungen für Pralinen und Trüffel gibt es in dem Geschäft für viele Anlässe, wie Geburtstag, Führerschein, Hochzeit oder Rentenbeginn.
Geschenkverpackungen für Pralinen und Trüffel gibt es in dem Geschäft für viele Anlässe, wie Geburtstag, Führerschein, Hochzeit oder Rentenbeginn. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Für die Süßigkeiten nehmen die Kunden offenbar weite Wege in Kauf, kommen aus vielen Ruhrgebietsstädten, um im „Brüsseler Markt“ einzukaufen. Der jüngste Stammkunde sei erst fünf Jahre alt. Er bekommt von seiner Mutter zu besonderen Gelegenheiten Geld, um sich einige Pralinen selbst auszusuchen. „Die Mutter wartet dann draußen auf der Straße. Das ist immer sehr niedlich“, sagt Evelyn Reiter.

Die Geschäftsfrau hat mit dem Essener Pralinenladen ihren Traumjob gefunden

Der Pralinen-Laden „Brüsseler Markt“ an der Gemarkenstraße in Essen-Holsterhausen besteht 40 Jahre. Gründerin Margrit Ast  (l.) hat das Geschäft vor zehn Jahren an Evelyn Reiter übergeben.
Der Pralinen-Laden „Brüsseler Markt“ an der Gemarkenstraße in Essen-Holsterhausen besteht 40 Jahre. Gründerin Margrit Ast (l.) hat das Geschäft vor zehn Jahren an Evelyn Reiter übergeben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die 63-Jährige hat mit der Übernahme des „Brüsseler Marktes“ vor zehn Jahren nach eigenen Angaben ihren Traumjob gefunden, den sie noch möglichst lange ausführen will. „Die Arbeit ist kreativ und ich kann die Menschen glücklich machen“, sagt sie. Als gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau hat sie vorher Glas, Porzellan, Geschenkartikel oder auch Dessous verkauft, aber mit den Pralinen nun ein Produkt gefunden, das sie liebt.

Die Wintermonate einschließlich der Weihnachtszeit, wenn es viele Menschen nach Schokolade gelüstet, sind stressig, aber wichtig für das Geschäft. „Diese Zeit trägt uns über die weniger umsatzstarken Sommermonate.“ Beide Frauen essen übrigens nach wie vor gerne Süßes, wenn auch Margrit Ast zugibt: „Als ich noch regelmäßig im Laden stand, hatte ich abends oft Hunger auf Matjes.“

Video: Eindrücke aus dem „Brüsseler Markt“ in Essen

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