Essen-Rüttenscheid. Mehr Verkehr, Klimabelastung, Baumfällungen: Das Bürgerforum Rüttenscheid befürchtet negative Folgen für den Stadtteil.
Das Bürgerforum Rüttenscheid übt erneut Kritik an der geplanten Bebauung des Messeparkplatzes P2. Die Hopf-Gruppe will dort einen Komplex aus vier Gebäuden errichten, mit Wohnungen und gewerblicher Nutzung. Noch bis Freitag, 20. Dezember, können Bürgerinnen und Bürger den Bebauungsplan im Internet oder im Stadtplanungsamt anschauen und ihre Meinung dazu einbringen.
Die Fläche, um die es geht, befindet sich auf dem Messeparkplatz P2 (südlich des Girardethauses). Sie wird im Norden durch die südliche Grenze der Grugatrasse, im Osten durch die Flächen des Messeparkplatzes auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Rüttenscheid, im Süden durch die Wittekindstraße und im Westen durch das Brückenbauwerk der Rüttenscheider Straße begrenzt.
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Mischung aus Wohnen, Gewerbe, Büro und Dienstleistungen in Rüttenscheid geplant
Geplant ist eine Mischung aus Wohnnutzungen (hiervon circa 30 Prozent als öffentlich geförderter Wohnungsbau), Gewerbe, Büro und Dienstleistungen. Im Erdgeschoss an der Rüttenscheider Brücke ist auch kleinflächiger Einzelhandel vorgesehen. Das Bebauungskonzept umfasst vier Gebäude auf einem Parkgeschosssockel, die sich von Westen nach Osten entlang der Wittekindstraße in die Tiefe des Baugrundstückes gliedern. Zum Girardethaus gelegen sind bis zu sieben Stockwerke vorgesehen, zur südlich gelegenen Wittekindstraße staffelt es sich herunter auf fünf Geschosse.
Das Bauprojekt ist seit Jahren umstritten. Schon 2020 gab es eine vorgezogene Bürgerbeteiligung mit zwei Foren und einem Workshop, um die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen. Das Bürgerforum Rüttenscheid kritisiert nun: Die Ergebnisse hätten fast keinen Eingang in die weiteren Planungen gefunden. Mit Ausnahme der Rampe für den Fuß- und Radverkehr zur Wittekindstraße, die nun doch nicht ersatzlos wegfallen soll, seien die Entwürfe „mehr oder weniger dieselben geblieben“.
Die Kritikpunkte des Bürgerforums im Detail:
- Verkehrsbelastung: „Die Stadt Essen ist durch den gerichtlichen Vergleich mit der Deutschen Umwelthilfe verpflichtet, Maßnahmen zur Verkehrsreduktion zu ergreifen. Es ist also zu vermeiden, dass noch mehr motorisierter Verkehr auf die Rüttenscheider Fahrradstraße gelenkt wird“, argumentiert das Bürgerforum. Das genaue Gegenteil geschieht mit dem Bauvorhaben. Es sei „unverständlich“, dass die Ausfahrten der geplanten Parkdecks zum Bauvorhaben ausschließlich auf die Wittekindstraße münden sollen. Über die Wittekindstraße würde dann die Rüttenscheider Straße mit noch mehr Autoverkehr belastet. Zudem werde der Parkraumdruck nochmals erheblich gesteigert. „Wir fordern stattdessen die Andienung der Parkhäuser auch von unten in Richtung Alfredstraße sowie die Öffnung der neu entstehenden Tiefgaragenplätze im Bauvorhaben auch für die Öffentlichkeit“, so das Bürgerforum.
- Klima: „Die Gebäudehöhe eines Bauvorhabens hat große Auswirkungen auf das Stadtklima, aber auch auf das städtebauliche Erscheinungsbild des Quartiers und damit das städtebauliche und soziale Klima“, betont das Bürgerforum und verweist auf die jüngste Klimaanalyse der Stadt Essen, die Entsiegelung und Rückbau in Rüttenscheid empfiehlt. Das genaue Gegenteil geschehe mit dem Bauvorhaben: Es werde massiv versiegelt und verdichtet. Alter Baumbestand müsse fallen und es sollten vier massive Bauten mit bis zu neun Geschossen (hier werden die Tiefgaragenebene und das Erdgeschoss mitgezählt) entstehen. „Belange von Anwohnern, Anrainern, von vulnerablen Bewohnergruppen im Girardethaus werden nicht gesehen oder gar berücksichtigt“, kritisiert das Bürgerforum. „Wir fordern stattdessen eine Reduktion der Geschosse um mindestens zwei Stockwerke, ein Windgutachten und eine Berechnung der Baumasse bzgl. ihrer Hitzespeicherung und die Festschreibung geeigneter Baumaterialien.“
- Bäume: „Es ist Allgemeinwissen, dass alter Baumbestand die grüne Lunge eines Stadtteils ist und selbstverständlich erhalten und gepflegt werden muss“, erklärt das Bürgerforum. Das Gegenteil geschehe mit dem Bauvorhaben. Für die 40 großkronigen Bäume, die gefällt werden sollen, sei keine „ebenbürtige Ersatzbepflanzung“ geplant. „Durch den Wegfall der grünen Lunge und Erhöhung des Verkehrsaufkommens ist mit weiterer Verschlechterung der Luftqualität zu rechnen“, so das Bürgerforum. „Wir fordern stattdessen die ernsthafte Prüfung zum Erhalt wenigstens der alten Buchenbäume an der Wittekindstraße und eine zeitnahe großflächige Baumbepflanzung auf dem Messeparkplatz.“
Stadt Essen: Alle Stellungnahmen werden dem Rat vorgelegt
Auf Anfrage erklärt Stadtsprecherin Maike Papenfuß, das Bürgerforum Rüttenscheid habe sich im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit bereits „mit nahezu identischem Inhalt“ geäußert. Die Verwaltung habe diese Stellungnahme wie alle weiteren Stellungnahmen aus dieser Beteiligung geprüft und beantwortet sowie dem Ausschuss für Stadtplanung und Bauen in seiner Sitzung vom 7. November berichtet. Der daraufhin entwickelte Bebauungsplan habe mehrere im Workshop erarbeitete Punkte berücksichtigt.
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Stadtsprecherin Jacqueline Riedel erklärt auf Nachfrage, welche Punkte das genau sind: zum Beispiel die Staffelung der Vollgeschosse, eine PV-Anlage auf Flachdächern, Flachdachbegrünung und Fassadenbegrünung, sowie die Gestaltung eines öffentlichen Vorplatzes, der Verweilqualität ohne Konsumzwang biete und barrierefrei erreichbar sei. Im Themenkomplex „Wegeführung und Erschließung“ habe man unter anderem den Anschluss der Grugatrasse an die Wittekindstraße und die Verbreiterung der Grugatrasse berücksichtigt.
Auch die aktuelle Stellungnahme des Bürgerforums werde nach Prüfung und Stellungnahme der Verwaltung der zuständigen Bezirksvertretung zur Kenntnisnahme, dem ASPB und dem Rat der Stadt zur abschließenden Abwägung und Entscheidung vorgelegt, erklärt die Stadt.
Baupläne in Rüttenscheid: Bürger können ihre Meinung sagen
Interessierte Bürgerinnen und Bürger können die Planunterlagen unter www.essen.de/stadtplanung oder im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Lindenallee 10, Deutschlandhaus, in der 5. Etage, Raum 501, an jedem behördlichen Arbeitstag von montags bis freitags zwischen 8 und 15 Uhr einsehen und Stellungnahmen abgeben. Während der Veröffentlichungs- und Auslegungsfrist der Planunterlagen kann jede und jeder Stellungnahmen elektronisch übermitteln, bei Bedarf aber auch auf anderem Weg bei der Stadt Essen (Amt für Stadtplanung und Bauordnung) abgeben.
Die Verwaltung wertet die Stellungnahmen aus und legt sie dem Rat der Stadt zur Entscheidung vor. Der Rat wägt dann die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander ab und entscheidet über ihre Berücksichtigung oder Nichtberücksichtigung. Den Einsenderinnen und Einsendern wird das Ergebnis der Entscheidung schriftlich mitgeteilt.
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