Essen. Mehr als Blumen, Schmuck und Pralinen: Essenerinnen haben zum Muttertag vor allem Wünsche an Politik und Gesellschaft. Was sie konkret fordern.

Ein Frühstück im Bett, ein Blumenstrauß, Pralinen, Selbstgebasteltes aus der Kita oder der Grundschule: Darüber dürfen sich viele Essenerinnen zum Muttertag freuen. Doch neben solchen Überraschungen innerhalb der Familie würden sich viele von ihnen auch von Politik und Gesellschaft mehr Unterstützung wünschen. Mehr Kita-Plätze, weniger Erwartungsdruck, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wir haben Essenerinnen mit Kindern im Säuglings-, Kita- und Schulalter um ihre Wunschzettel gebeten.

Mehr Unterstützung für Frauen nach der Geburt

Als Mütterpflegerin unterstützt Katharina Manderla Familien in Essen nach der Geburt eines Kindes.
Als Mütterpflegerin unterstützt Katharina Manderla Familien in Essen nach der Geburt eines Kindes. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

„Als Mutter und Mütterpflegerin wünsche ich mir mehr Unterstützung für Frauen nach der Geburt. In dieser ersten, sehr sensiblen Zeit braucht es Fürsorge, damit zwischen Mutter und Kind Bindung und Liebe wachsen kann. Fachliche, aber insbesondere emotionale Unterstützung sind der Grundstein für diese große Aufgabe und Veränderung, die Frauen nach der Geburt erleben. So können Herausforderungen gemeistert und Hürden leichter genommen werden. Eine Investition in Mütter ist eine Investition in die Gesellschaft.“ Katharina Manderla (41), Mütterpflegerin und Mutter von vier Kindern

Gerechte Aufgabenteilung innerhalb der Familie

Die Essenerin Eileen Milenk von „Mindful Mind“ bietet ein Coaching nur für Frauen an, das sie in der Rushhour ihres Lebens unterstützen soll.
Die Essenerin Eileen Milenk von „Mindful Mind“ bietet ein Coaching nur für Frauen an, das sie in der Rushhour ihres Lebens unterstützen soll. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Ich wünsche mir neben gleichwertig aufgeteilter Care-Arbeit innerhalb der Familie, dass jede Mutter weiß, dass sie genug ist und einen tollen Job macht! Wir geben jeden Tag aufs Neue unser Bestes, schenken Zeit, geben bedingungslose Liebe, planen Kindergeburtstage, kleben Dino-Pflaster auf blutende Knie, verzichten auf Schlaf, stellen berufliche Chancen hinten an, um am Ende des Tages in zufriedene und schlafende Kindergesichter zu schauen. Sei dir bewusst, dass du es gut machst – jeden Tag, wir alle. Alle in einem Boot und mit gegenseitiger Unterstützung und Verständnis für einander.“ Eileen Milenk (35), Coach bei „Mindful Mind“ und Mutter von zwei Kindern

Mehr Betreuungsplätze in Essener Kitas

Funda Malca führt gemeinsam mit ihrem Mann das Familiencafé „Löffelöhrchen“ in Essen-Werden und ist gerade zum zweiten Mal Mutter geworden.
Funda Malca führt gemeinsam mit ihrem Mann das Familiencafé „Löffelöhrchen“ in Essen-Werden und ist gerade zum zweiten Mal Mutter geworden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Essen braucht mehr Kita-Plätze. Wir hatten wirklich Glück bei der Suche, aber für viele Familien ist es sehr schwierig, einen Platz zu finden. Und auch viele Grundschulen in der Stadt sind überfüllt. Wir würden uns als Eltern mehr Grundschulen mit alternativen Konzepten wünschen. Noch haben wir Zeit bis zur Einschulung unserer älteren Tochter und wissen nicht, wofür wir uns entscheiden werden, aber es wäre schön, mehrere Optionen zu haben.“ Funda Malca (33), Betreiberin des Familiencafés Löffelöhrchen in Werden und zweifache Mutter

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Arbeit

Kinderphysiotherapeutin Nina Holtkamp aus Essen berät Familien unter anderem zu Barfußschuhen für Kinder.
Kinderphysiotherapeutin Nina Holtkamp aus Essen berät Familien unter anderem zu Barfußschuhen für Kinder. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ich würde mir wünschen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit weiter in den Fokus der Politik rückt. Familie ist für ein Kind das Wichtigste. Hier erfährt es Wärme, Liebe und Geborgenheit. Das teuerste Gut für viele Familien ist Zeit geworden. Ganz konkret würde ich mir daher beispielsweise ein erweitertes Kindergeld für Berufstätige wünschen. Die Option, dass beide Elternteile in Teilzeit arbeiten, sollte zum Regelfall werden und nicht nur durch erhebliche Einschränkung des Lebensstandards erreichbar sein. Von Herzen möchte ich mich für die tolle Arbeit der Erzieher und Erzieherinnen bedanken, die auch in diesen schwierigen Zeiten die Betreuung und Fürsorge für unsere Kinder hochhalten. Der aktuelle Streik ist absolut gerechtfertigt, um die pädagogische Betreuung aufrecht zu erhalten und den Stellenwert der Erzieher und Erzieherinnen für unsere Kinder hervorzuheben.“ Nina Holtkamp (33), Kinderphysiotherapeutin und Mutter einer Tochter

Weniger Konkurrenzkampf unter Müttern

Als
Als "Brombeermama" bloggt die Essenerin Sara Pierbattisti über entspannte Elternschaft. © Brombeermama | Sara Pierbattisti

„Wenn Mütter sich um Familie, Partnerschaft, Haushalt und Job kümmern, bleiben die eigenen Bedürfnisse oft auf der Strecke. Noch dazu herrscht unter Müttern leider oft unterschwellig ein Konkurrenzkampf. Viele wollen sich dabei nur selbst beweisen, dass sie alles richtig machen. Deswegen wünsche ich mir mehr Anerkennung und auch mehr Zusammenhalt unter Müttern - und zwar generationenübergreifend. Ein „Wir haben das früher doch auch allein geschafft“ hilft heute niemandem weiter und vielen Müttern tut es gut, wenn wir darüber sprechen, dass nicht immer alles rosarot ist, sondern es eben auch verdammt anstrengend sein kann.“ Sara Pierbattisti (38), unter „Brombeermama“ als Bloggerin bekannt und zweifache Mutter

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Ute Somborn wohnt mit ihrem Mann und vier Kindern in Essen-Werden. Seit einem Jahr ist sie als Einrichtungsberaterin selbstständig, vorher kümmerte sie sich um Familie und Haushalt.
Ute Somborn wohnt mit ihrem Mann und vier Kindern in Essen-Werden. Seit einem Jahr ist sie als Einrichtungsberaterin selbstständig, vorher kümmerte sie sich um Familie und Haushalt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Ich würde mir wünschen, dass es wirklich dem persönlichen Bedürfnis und Gespür jeder Mutter selbst überlassen ist, ob sie berufstätig sein möchte oder nicht. Da sollte die Politik sich einfach raushalten. In meiner Kindheit war meine Mutter als Ärztin gesellschaftlich noch als ,Rabenmutter’ verpönt. Es war nicht gerne gesehen und sie musste sich so einiges anhören. Nun habe ich es bis zu meiner Selbstständigkeit vor einem Jahr genau andersherum gemacht und war nicht berufstätig, was heutzutage gesellschaftlich ebenfalls nicht akzeptiert ist und politisch nicht gewünscht. Da es eine sehr persönliche Entscheidung ist, würde ich mir dabei einfach mehr von der ansonsten allseits geforderten Vielseitigkeit wünschen.“ Ute Somborn (45), Einrichtungsberaterin mit vier Kindern.