Essen-Werden. Die Betreiber des Familiencafés „Löffelöhrchen“ in Essen hatten zum Start viel Pech. Warum sie trotzdem an die Idee glauben und was sie ausmacht.
An ihrem Traum vom Familiencafé halten sie fest: Seit dem Start des „Löffelöhrchens“ in Werden mussten Funda und Aykut Malca schon mehrere Pechsträhnen verkraften. Doch weder Corona, noch die Flut oder Einbrecher können sie stoppen. Im Gegenteil, das Familiencafé an der Ruhr soll jetzt endlich richtig durchstarten.
Im Inneren des Cafés an der Brückstraße ist es hell und gemütlich. Die Gäste sind auf Socken unterwegs, damit der Boden sauber bleibt und den Kindern beim Robben und Krabbeln quer durch den Raum nichts im Wege steht. An den Tischen sitzen am Vormittag mehrere Mütter mit Kleinkindern, frühstücken, tauschen sich aus. Die Lautstärke ist gedämpft und die Stimmung entspannt. Nichts verrät hier, dass die Inhaber in den vergangenen Monaten viele Hürden nehmen mussten.
Einrichtung im Familiencafé in Werden ist kindgerecht
Im Oktober 2020 haben sie eröffnet, nachdem sie die frühere „Krümellounge“ mit viel Eigeninitiative umgestaltet hatten. Die Euphorie war groß, doch der erste Dämpfer kam durch die Corona-Pandemie recht schnell. „Wir durften 30 Tage lang Erfahrungen sammeln und mussten dann monatelang schließen wegen des Lockdowns“, sagt Aykut Malca.
Als der Betrieb dann im Sommer 2021 wieder startete, kam nach wenigen Wochen die nächste Schreckensnachricht: Das Wasser der Ruhr überschwemmte während der Jahrhundert-Flut auch das Untergeschoss des Familiencafés. Dort lagerten unter anderem Getränke, Backzutaten, Geschirr und Elektrogeräte wie Waffeleisen. „Alles, was drin stand, war nicht mehr zu gebrauchen“, sagt Aykut Malca. Ungefähr 5000 Euro habe der Schaden betragen, eine Elementarschaden-Versicherung hatte das Paar nicht und musste die Verluste somit aus eigener Kasse ausgleichen.
Ende Februar 2022 sei ins Café eingebrochen worden, der oder die Täter hätten nichts verwüstet, aber die Tageseinnahmen aus der Kasse erbeutet. Ans Aufgeben jedoch hätten sie trotz all der schlechten Nachrichten in den ersten Monaten nie gedacht, sagen die Malcas. „Wir haben immer gedacht: Hauptsache, wir sind gesund. Einen Sachschaden kann man ausgleichen“, sagt Funda Malca. Und vom Konzept sei sie nach wie vor überzeugt.
Im Familiencafé sind Angebot und Einrichtung kinderfreundlicher als in anderen Gastronomie-Betrieben. Wer hineinkommt, sollte zuerst die Straßenschuhe ausziehen, damit der Boden sauber genug zum Spielen ist. Denn das ist hier ausdrücklich erwünscht. Spielzeug steht bereit, für die Nutzung zahlen die Familien für jedes Kind ab einem Jahr zwei Euro Nutzungsgebühr. Familien sollen Kaffee, Kuchen und Limo entspannt genießen können, ohne die Sorge, dass andere Gäste sich gestört fühlen könnten oder die Kinder etwas Ungeeignetes in die Finger bekommen. „Das Konzept Familiencafé macht wirklich Spaß“, sagt Aykut Malca. Wir haben nur nette Gäste, die Kinder besuchen auch mal den Nebentisch und so kommen die Familien in Kontakt.“
Kindergeburtstage sorgen für Umsatz
Er und seine Frau haben hier die ersten Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt, beide haben auf Lehramt studiert und sich dann für die Selbstständigkeit entschieden. In den ersten Monaten mussten sie feststellen, dass vor allem alkoholische Getränke in der Gastronomie für Umsatz sorgen. Die passen jedoch nicht zum Konzept des Familiencafés und sollen auch in Zukunft nicht im Angebot sein.
Wichtig für das Paar sind daher die Familienfeiern und Kindergeburtstage, die regelmäßig im „Löffelöhrchen“ stattfinden. Familien können aus verschiedenen Komplettpaketen wählen, der Preis richtet sich in der Regel nach der Anzahl der erwachsenen Gäste. Die Preisliste im Café werden die Malcas wohl aufgrund der gestiegenen Energie- und Einkaufspreise bald, wie viele andere Betriebe, anpassen. Sie hoffen, dass ihnen die Gäste trotzdem treu bleiben und die Pechsträhnen jetzt endlich vorüber sind. Denn der Betrieb des Familiencafés ist für beide ein wirklicher Traumjob, der ihr privates Glück abrundet: Im März sind sie selbst zum zweiten Mal Eltern geworden.