Essen-Rüttenscheid. Viele Frauen leiden unter einer enormen Mehrfachbelastung. Die Essenerin Eileen Milenk bietet ein Coaching an, das Entschleunigung bringen soll.

Bei der Arbeit alles geben, anschließend die Kinder betreuen und am Ende noch hektisch bis tief in die Nacht einen Kuchen fürs nächste Schulfest backen: Meist sind es Frauen, die der extremen Mehrfachbelastung von Beruf und familiären Verpflichtungen ausgesetzt sind. Eileen Milenk (35), studierte Sozialpädagogin aus Rüttenscheid, bietet deshalb unter dem Titel „Mindful Mind“ (auf Deutsch etwa: „Achtsamer Geist“) ein Coaching speziell für Frauen an.

Geschlechterthemen beschäftigen Milenk schon seit ihrem Studium. Ihre Erfahrung: „Viele denken, sie leben in einer modernen Welt. Wenn man etwas genauer nachforscht, ist das aber nicht so.“ So habe beispielsweise eine Befragung des Statistischen Bundesamtes ergeben, dass 64 Prozent der Deutschen finde, „Ja sagen“ sei eine weibliche Eigenschaft.

Essener Coach: Frauen steht oft der eigene Perfektionismus im Weg

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Und hier liegt Milenks Einschätzung nach das Problem. Frauen falle es sehr schwer, ihre eigenen Bedürfnisse überhaupt erst zu erkennen – geschweige denn zu kommunizieren. Viel zu oft wollten sie es jedem recht machen und alles auf einmal schaffen. „Das liegt an unserer Sozialisation“, betont Milenk. „Schon früh in der Familie und in der Schule lernen wir, dass Frauen alles gut machen und dabei immer freundlich sein müssen.“

Das Problem sei also häufig gar nicht, dass etwa die Partner ihre Frauen nicht unterstützen wollten. „Oft ist es der eigene Perfektionismus, der den Frauen im Weg steht“, ist Milenks Beobachtung. Ihre Klientinnen, so bezeichnet es die ausgebildete Resilienz- und Yogatrainerin selbst, stehen mehrheitlich in der „Rushhour ihres Lebens“. Soll heißen: Sie sind etwa zwischen 25 und 40 Jahre alt, treiben ihre Karriere voran und gründen gleichzeitig eine Familie.

Treffen zum Spaziergang, im Café oder online

„Alle Frauen, die bisher zu mir gekommen sind, sind berufstätige Mütter“, sagt Milenk. Sie alle eine, dass sie sich in einem Zustand großer körperlicher und geistiger Erschöpfung befänden. Die erste Hürde sei dann naturgemäß, einen Termin für das Coaching zu finden: „Wenn das dann nur abends um halb 9 online geht, dann ist das so.“ Sehr gerne treffe sie sich auch mit den Frauen zu einem Spaziergang im Grünen oder in deren Lieblingscafé – eben da, wo sich die Klientinnen am wohlsten fühlen.

Im nächsten Schritt gehe es darum, sich kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen, sagt Milenk: „Meine Arbeit ist in erster Linie Beziehungsarbeit.“ Sie skizziere dann gemeinsam mit der Klientin deren Tagesablauf und versuche herauszuarbeiten: Wo liegen die negativen Gefühle? Wo leiden die eigenen Bedürfnisse? Und wo will ich eigentlich hin? „Bei einer verheirateten Mutter würde ich dann zum Beispiel besprechen, wie sie ihrem Mann am besten kommunizieren kann, wo sie Hilfe braucht.“

Essener Coach hat selbst zwei Jobs und zwei Kinder

Und dann gibt es da alleinerziehende Mütter, die nur wenig Hilfe zur Verfügung haben. „Hier würde ich mich erst einmal auf die Netzwerkpflege konzentrieren“, erklärt Milenk. Also: Wo kann ich mir Entlastung suchen, welche Aufgaben kann ich an jemand anderen übertragen? Das könne etwa eine Putzkraft oder eine „Leihoma“ sein, die ab und zu auf das Kind aufpasst. „Außerdem zeige ich den Frauen zum Beispiel, wie sie kleine Atemübungen in den Alltag einbauen können.“

Milenk kennt die Mehrfachbelastung ihrer Klientinnen übrigens selbst nur zu gut. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, baut seit Anfang 2021 ihre Selbstständigkeit als Coach auf und arbeitet nebenbei noch in der pädagogischen Förderung und Beratung. „Ich will auf keinen Fall so tun, als ob bei mir alles perfekt wäre“, sagt die 35-Jährige. Doch sie teile sich die Care-Arbeit mit ihrem Mann gleichwertig auf. Das helfe enorm. Und: „Ich bin die Mutter, die den Kuchen fürs Schulfest einfach mal beim Bäcker kauft. Den Kindern ist das nämlich egal, Hauptsache, er schmeckt gut.“