Essen-Heisingen. Kann man Kita-Stunden aufstocken? Ja, sagt die Stadt. Eben nicht, sagt eine Mutter, die jetzt ein Betreuungsproblem hat. Was ist passiert?
Können Eltern die Zahl der Wochenstunden, in denen ihr Kind in der Kita betreut wird, aufstocken? „In der Regel ist das grundsätzlich möglich“, sagt die Stadt. Doch Mutter Alexandra Haske-Diekstall aus Heisingen hat eine andere Erfahrung gemacht.
Zwei Kinder, drei und fünf Jahre alt, lässt Alexandra Haske-Diekstall in der Kita „Hemsingskotten“ in Heisingen betreuen mit einem Kontingent von jeweils 35 Wochenstunden. Melden Eltern ihr Kind in der Kita an, müssen sie festlegen, ob das Kind 25, 35 oder 45 Stunden pro Woche betreut werden soll.
Gerücht: 45-Stunden-Plätze nur für Neu-Eltern
Mittlerweile hat sich Alexandra Haske-Diekstall mit einem Textilgeschäft in Rüttenscheid selbstständig gemacht, es gibt viel Arbeit, sie möchte jetzt die Betreuungskontingente ihrer Kinder erhöhen von jeweils 35 auf 45 Stunden.
„Doch mir wurde an verschiedenen Stellen gesagt, dass das nicht geht“, sagt die Mutter verzweifelt. „Plätze aus dem 45-Stunden-Kontingent seien nur neuen Eltern vorbehalten, die erstmals ein neues Kind anmelden.“ Bestands-Eltern müssten mit der Buchung leben, die sie bei der Anmeldung der Kinder getätigt hätten. „Das kann doch nicht sein.“ Aus Gesprächen mit anderen Eltern wisse sie, dass sie kein Einzelfall sei.
Die Stadt Essen hält dagegen: Grundsätzlich könne man jederzeit beantragen, dass die Betreuungszeit in der Kita geändert wird. Am einfachsten sei das im Rahmen der Platzvergabe ab 1. März möglich, berichtet Stefanie Kutschker, Sprecherin des Jugendamtes.
Konkret heißt das: „Bis zum 1. März sollten Eltern ihren Bedarf der Kita-Leitung mitgeteilt haben, um in die Platzvergabe zum kommenden Jahr miteinbezogen zu werden.“ Sollten alle 45-Stunden-Plätze vergeben sein, weil der Wechselbedarf erst nach März bekannt wurde, dann „müssten die Eltern auf die Vergabe im neuen Jahr warten.“ Ausnahmen seien nur in Sonderfällen möglich, zum Beispiel bei einer schweren Erkrankung.
45-Stunden-Kontingente können nicht beliebig erweitert werden
Die Stadt kann nicht nach Belieben die Kontingente erweitern. Seit Jahren wächst der Anteil der 45-Stunden-Plätze in den Kitas; das Format „25 Stunden“ spielt kaum noch eine Rolle. Im laufenden Kita-Jahr gehören nur noch 0,9 Prozent aller Kita-Plätze im Stadtgebiet zur Kategorie „25 Stunden“; fast 60 Prozent hingegen – und somit knapp 12.000 Plätze – gehören zum 45-Stunden-Kontingent. Diese Anteile, erklärt Stefanie Kutschker, könne maximal um vier Prozent jährlich gesteigert werden. Das liegt an der Finanzierung, die durch Land, Stadt und den Kita-Träger geleistet werden muss.
„Ich habe lange vor März beiden Bedarf nach mehr Betreuung der Kita bekannt gegeben“, sagt Alexandra Haske-Diekstall.“ Doch ihrem Wunsch wurde nicht entsprochen, „weil die Kita die Bedarfe anderer Eltern offenbar als dringlicher eingestuft hat“, sagt Stefanie Kutschker. „Auch, wenn man seinen Bedarf rechtzeitig anmeldet, gibt es keine Garantie, dass eine Aufstockung funktioniert.“ Grundsätzlich gebe es jedoch keinerlei Maßgabe, nach der Neu-Eltern bei der Verteilung von 45-Stunden-Plätze bevorzugt werden.