Essen-Altenessen. Die Stadt Essen will eine Kita bauen. Grundlage ist ein 40 Jahre alter Bebauungsplan. Der ist gültig, wird aber aus einigen Gründen kritisiert.
Die Stadt Essen will im Herbst mit dem Bau einer Kita am Loskamp beginnen. Grundlage dafür ist ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1980. In der Zwischenzeit ist auf der Fläche ein recht stattlicher Wald gewachsen, den die Anwohner jetzt erhalten wollen. Wie zuletzt auch rund ums Baugebiet Hallostraße/Im Natt, an der Feldwiese und am Eltingplatz erklären die Bürger, dass sie sich für den Klimaschutz einsetzen.
Im Sommer 2023 soll Kindergarten in Altenessen an den Start gehen
Die Kita soll laut Planung der Stadt auf einer Fläche ihren Platz finden, die vom Außengelände der Hauptschule an der Bischoffstraße, vom Gelände des Nordfriedhofs und von bestehender Wohnbebauung begrenzt wird. Im Herbst soll mit den Rodungsarbeiten begonnen werden, für Februar 2022 ist der Start der Tiefbauarbeiten geplant, im Mai soll der Hochbau erstellt werden. Im Sommer 2023 soll der Kindergarten in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes mit 90 Kindern bezogen werden.
Stadtsprecherin Katharina Steffens betont: „Für die Fläche besteht seit dem Jahr 1980 ein rechtsgültiger Bebauungsplan. Es handelt sich hierbei nicht um neu zu schaffendes Bauland. Es muss kein neuer Plan aufgestellt werden.“
Doch es regt sich Widerstand: Besorgte Bewohner haben sich in einer Initiative mit dem Ziel zusammengefunden, den Wald am Loskamp zu erhalten. Sie sorgen sich um den Verlust des alten Wohnbestandes, um die Zerschlagung eines intakten Ökosystems und um die Heimat vieler heimischer Tiere - unter anderem habe sich in dem Wald ein Bussardpärchen angesiedelt.
Keine Parkplätze für Kita-Eltern und Mitarbeiterinnen
Einer der Anwohner ist Markus Geldmacher. Der 51-jährige Lehrer führt als weiteres Problem Parkplatzproblematik an. Im Loskamp würde es schlicht und einfach keine Parkplätze für Kita-Eltern und Mitarbeiterinnen gebe. Zusammen mit den anderen Mitgliedern der Initiative fordert er die Stadt auf, die Baumaßnahme zu überdenken und Alternativstandorte in Betracht zu ziehen: „Für den Essener Norden ginge hier eine weitere Waldfläche unwiderruflich verloren.“
Kita soll 2,75 Millionen Euro kosten
Um den Mangel an Kita-Plätzen zu beheben, hat der Rat der Stadt Essen 2019 Investitionen in Höhe von 14,96 Millionen Euro beschlossen. Mit diesem Geld sollen sieben Kindertagesstätten neu gebaut oder erweitert werden.Für die Kita am Loskamp werden 2,75 Millionen Euro veranschlagt. In dem Neubau sollen vier Gruppen untergebracht werden.
Geldmacher betont, dass es ihm nicht darum gehe, dass ein Kindergarten in direkter Nachbarschaft weniger idyllisch ist als ein Wäldchen. Er sei gar nicht gegen den Bau eines weiteren Kindergartens: „Uns geht es um den Erhalt des Wäldchens aus klimatischen, umwelttechnischen und verkehrstechnischen Gründen in einem Wohnumfeld, welches immer mehr verdichtet wird.“
Alternativstandorte haben Geldmacher und die anderen Anwohner der Stadt gleich mitgeliefert: Es gibt genügend Flächen, die schon verdichtet sind und wo durch den Bau weniger kaputt gemacht wird.“ Doch das ehemalige Flüchtlingsheim an der Bischoffstraße wurde in einem Schreiben vom Amt für Immobilienwirtschaft bereits abgelehnt - es ist als Verbandsgrünfläche ausgewiesen. Auch der Ascheplatz an der Hauptschule Bischoffstraße fällt aus - der gilt als Schulerweiterungsfläche. Und das Gelände der alten Schule an der Heßlerstraße befindet sich in der Vorbereitung zum Verkauf.
Alternativstandort an der Essener Jugendfarm
Klaus Hagen (CDU), stellvertretender Bezirksbürgermeister in Altenessen, hat sich die Situation vor Ort angeschaut und erklärt: „Das Grundstück am Loskamp weist es einen erheblichen Baumbestand auf und stellt unzweifelhaft eine nicht unerhebliche Frischluftschneise für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Wohngebiet dar.“ Auch er betont, dass eine Kita wichtig und notwendig ist, bringt aber ebenfalls mit der Kuhlhoffstraße, wo auch die Jugendfarm ist, einem Teil der Friedhofsfläche und dem Bürgerpark andere Standorte ins Spiel. „Anzudenken wäre ebenfalls eine Abstimmung mit dem Wohnungsbauunternehmen Vivawest über eine mögliche gemeinsame Schaffung einer Kita im Bereich der Bischoffstraße.“
Hagen will jetzt das Gespräch innerhalb der CDU und mit den anderen Fraktionen der Bezirksvertretung suchen. Die Grünen hat er dabei an seiner Seite. Markus Spitzer-Pachel, zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister, hat bereits zugesagt, auch den Bund für Umwelt und Naturschutz zu kontaktieren und zu prüfen, ob das Artenschutzverfahren im Zuge der Baugenehmigung eingehalten wurde. Auch wenn der Bebauungsplan nach 40 Jahren noch gültig sei, sei das Thema noch nicht vom Tisch, betont der Bezirkspolitiker. Die Stadtverwaltung hat unterdessen zugesagt, die Sorgen der Bürgerinitiative auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe Kita-Ausbau zu heben.