Essen-Altenessen. Ein Großbrand zerstörte 2018 die Scheune der Essener Jugendfarm. Was auf dem Außengelände entstanden ist und wie es weitergehen soll.
Nur eine Foto-Ausstellung an der Außenmauer erinnert heute noch an den Großbrand, der vor fast drei Jahren auf der Altenessener Jugendfarm ausbrach. Dort, wo bis zum 11. Juni 2018 eine 35 mal 40 Meter große Scheune stand, ist eine Freifläche mit Trampolin, Feuerstelle und Sitzecken entstanden.
„Ich war 2018 für ein Jahr in Kanada. Eine Kollegin hat mir sofort von dem Brand erzählt, das hat mich schockiert. Ich war so weit weg und konnte nichts machen, dabei wollte ich unbedingt helfen“, sagt Jacqueline Stahl, die als Sozialarbeiterin auf der städtischen Jugendfarm arbeitet, die es seit fast 40 Jahren gibt.
Die Rauchsäule über Altenessen war damals kilometerweit zu sehen
An den Moment, als sie das Gelände an der Kuhlhoffstraße zum ersten Mal wieder betrat, erinnert sie sich noch gut: „Als ich im Januar 2019 aus dem Ausland zurückkam und gesehen habe, wie es hier aussieht, war das echt erschreckend.“ Die Schadenshöhe betrug 500.000 Euro. Bis heute ist die Brandursache ungeklärt.
Die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. „Aus dem Fenster unseres Sitzungssaales sah man auf einmal eine riesige Rauchwolke“, erinnert sich Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Eröffnung des neu gestalteten Außengeländes. Er sei damals sofort zur Jugendfarm gefahren: „An der Straße standen viele Kinder, die geweint haben. Eine Mutter erzählte mir, dass ihre Tochter zu ihr meinte: ,Mama, wir müssen sofort hin und die Tiere retten’.“
Menschen und Tiere blieben beim Brand unverletzt
Zum Glück kam keines der rund 80 Tiere und auch kein Mensch bei dem Brand zu Schaden. Dennoch: „Die Scheune war einmalig. Es war ein einzigartiger Innenspielbereich für die Kinder“, bedauert Jacqueline Stahl. In der Scheune lagerte auch Futtermittel für die Tiere der Farm, unter anderem Heu und Stroh.
Die Futtermittel werden nun separat in einer Halle untergebracht, weit weg von den anderen Gebäuden. Was auf der freien Fläche entstehen sollte, war lange unklar. Eine neue Scheune, mehrere kleinere Gebäude oder eine Kindertagesstätte standen zur Diskussion.
„Die Ideen haben wir aber wieder verworfen. Neue Gebäude hätten auch wieder Modernisierungs- und Sanierungskosten bedeutet. Und die sind schon bei den anderen Gebäuden auf der Farm hoch genug“, sagt Thomas Wittke, Geschäftsführer von der Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, die seit 2007 für die Jugendfarm zuständig sind.
Nachhaltige und barrierefreie Freifläche anstatt neuer Scheune
Daher habe sich das Team für eine große Freifläche entschieden. Diese musste zunächst von Schutt befreit, eingeebnet und mit Sand aufgefüllt werden. „Die Neugestaltung hat fast 200.000 Euro gekostet. Auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sieht“, sagt Wittke. Rund ein Viertel der Kosten konnte durch Spenden finanziert werden.
Auf Wunsch der Kinder wurde eine Feuerstelle, an der sie Stockbrot machen können, gebaut und ein Trampolin angeschafft. Eine unterirdische Zisterne sammelt Regenwasser. Dieses kann über eine Pumpe für die Bewässerung des Bauerngartens genutzt werden.
Nachhaltigkeit habe insgesamt eine große Rolle gespielt. So wurde eine Bienenwiese angelegt, ein Imker versorgt die Farm mit Bienenstöcken. Bei der Auswahl der Bäume wurde aufgrund des Klimawandels bewusst auf hitzeresistente Arten gesetzt: Eine Magnolie und ein Ginkgo wachsen nun am Rande des Geländes.
Im Sommer soll noch eine Außenküche gebaut werden
Ebenso wichtig sei bei der Planung gewesen, dass das Gelände integrativ und barrierefrei ist. Bei den überdachten Sitzecken wurden freie Flächen für Rollstühle gelassen. Bei Bedarf lassen sich die Sitzbänke leicht abmontieren, erklärt Wittke, der lange in der Behindertenhilfe tätig war.
Wegen Corona müssen sich Besucher anmelden
Normalerweise ist die Jugendfarm in Altenessen für alle frei zugänglich. Aufgrund der Corona-Pandemie muss man sich zurzeit jedoch anmelden, wenn man das Gelände betreten will. „Das ist ein großes Problem für uns, da die Kinder nicht einfach so vorbeikommen können“, sagt Sozialarbeiterin Jacqueline Stahl.
Aktuell betreue sie pro Tag zwischen fünf und 20 Kinder. Diese könnten trotz Corona-Schutzmaßnahmen viel auf dem Hof unternehmen. Im Sommer werde wie gewohnt ein Ferienprogramm angeboten.
„Das war eine Menge Arbeit. Ich finde, dass wir erstmal eine gute Lösung gefunden haben. Auch wenn noch Platz nach oben ist“, sagt Jacqueline Stahl. Die Sozialarbeiterin will im Sommer gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen eine Außenküche bauen, ein Sonnensegel anbringen – und den Brand endlich hinter sich lassen.
„Wir können nur hoffen, dass so ein Brand nie wieder passiert“, so Wittke. Sicherheit und Brandschutz zu garantieren, sei auf einer so großen Fläche aber „nicht leistbar“. Generell werde daher mehr darauf geachtet, wer sich wo auf dem Hof aufhalte.