Duisburg. Reihenhäuser, Loftwohnungen, Therme: Duisburg bekommt ein spektakuläres Quartier. Wenige Objekte zur Miete sind noch zu haben – so sehen sie aus.

Gut zwei Monate noch, dann kehrt neues Leben auf einem Duisburger Zechengelände ein, das viele Jahre brachlag. Der Schacht Gerdt zwischen Homberg und Baerl wird gerade zu einem spektakulären Wohnquartier umgebaut. Schon am 1. Mai ziehen die ersten Mieter ein. 

Sechs befreundete Unternehmer aus der Umgebung sind für das Projekt verantwortlich. Manche ihrer großen Pläne sind zwar noch Zukunftsmusik, zum Beispiel die luxuriösen Loftwohnungen im Förderturm und die Therme mit Pool und Bar auf dem Dach. Doch die Reihenhäuser zur Miete sind so weit fertig, dass sich Interessenten beeilen müssen. Die meisten Objekte sind vergriffen, nur noch zwei sind zu haben. 

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Neues Quartier: 25 Reihenhäuser zur Miete entstehen am Schacht Gerdt

Kohlenstraße 10 lautet die Adresse. Den eingerüsteten Förderturm sehen Besucher von weitem, ganz egal, ob sie über die A42 anreisen oder über die Rheindeichstraße am Rhein entlangfahren. Autos biegen in die Kohlenstraße ein und holpern über einen schmalen Weg aufs alte Zechengelände, das im Stadtteil Baerl liegt. 

Das neue Quartier am Schacht Gerdt liegt am Rhein, nahe der A42 und Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke.
Das neue Quartier am Schacht Gerdt liegt am Rhein, nahe der A42 und Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke. © Grünauf KG | Peter Mlodzieniewski

Angekommen auf der großen Baustelle, ist ein großer Gebäudekomplex hinter dem Eingangstor nicht zu verfehlen: rote Klinkersteine, große Fenster, Flachdach, dicke Fachwerkträger. Es handelt sich um die alte Waschkaue, in der früher die Kantine, Umkleiden und Waschräume der Bergleute lagen. Im rechten Winkel grenzt das frühere Bürogebäude an. Beides wurde Mitte der 1950er gebaut – noch vor dem Wetterschacht. 

Wer die Reihenhäuser besichtigen will, ist hier genau richtig. 25 Einheiten entstehen im Kauen- und Bürokomplex. Sie bieten jeweils zwischen 100 und 120 Quadratmeter Wohnfläche und sind aufgeteilt in ein Badezimmer, eine Wohnküche und meist drei weitere Zimmer. 

Altes Zechengelände: Wie der Bergbau-Charme erhalten bleibt

Die Bauherren wollen den alten Bergbau-Charme erhalten und müssen es auch, weil die ganze Anlage unter Denkmalschutz steht. Deswegen haben sie die Kaue bewusst nur in zwei Etagen aufgeteilt – so misst die Deckenhöhe teils über vier Meter.  

In der Waschkaue entstehen moderne Reihenhäuser. Der Bergbau-Charme soll erhalten bleiben.
In der Waschkaue entstehen moderne Reihenhäuser. Der Bergbau-Charme soll erhalten bleiben. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

In den Objekten sind maßgefertigte Fenster mit Stahlgiebeln verbaut. Treppen werden mit Holzstufen aus Eiche bestückt und die Böden mit Eichendielen belegt. Die Decken sind in Sichtbeton gehalten, das Stahlfachwerk bleibt sichtbar und die Mauerwerkfassade erhalten. 

Trotzdem werden die Reihenhäuser modern, verspricht Florian Hohendahl – einer der Bauherren. „Um die Wände gut zu isolieren, haben wir Luftpolster und Porotonsteine mit atmungsaktivem Putz hinter der Fassade verbaut.” Die Bäder werden mit freistehender Wanne, Duschkabine und Nussbaum-Spiegelschrank ausgestattet und bieten Platz für Waschmaschine und Trockner. 

Quartier zur Miete: Kaltmiete ist hoch, aber Nebenkosten sind niedrig

Die modernisierten Mietwohnungen im Denkmal haben ihren Preis. Rund 13 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter zahlen die künftigen Bewohner im Monat. Für Heizung, Warmwasser und andere Nebenkosten kommt jedoch eine Pauschale von nur zwei Euro pro Quadratmeter obendrauf, weil die Bauherren auf ein besonderes Energiekonzept setzen. 

Neben dem Förderturm liegt ein kleines Kraftwerk. Die Firma Mingas verbrennt dort Grubengas und stellt so rund 1,2 Megawatt Strom her. Dieselbe Menge an Abwärme wird jedoch einfach in die Umwelt geblasen. Diese Abwärme wollen die Eigentümer nutzen. 

Neben dem Wetterschacht liegt ein kleines Gaskraftwerk. Aus der Abwärme soll Strom und Heizenergie für das Gelände gewonnen werden.
Neben dem Wetterschacht liegt ein kleines Gaskraftwerk. Aus der Abwärme soll Strom und Heizenergie für das Gelände gewonnen werden. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Sie erweitern das Kraftwerk um eine sogenannte ORC-Anlage. Eine Dampfturbine in der Anlage wird mit der Abwärme des Werks angetrieben und erzeugt Strom- und Heizenergie. Damit werden alle Gebäude und auch die Therme versorgt. „Ziel ist, dass das Gelände komplett energieautark wird und die Nebenkosten für die Bewohner konstant bleiben”, erklärt Florian Hohendahl. 

Reihenhäuser bekommen einen Park und Innenhof

Zurück zur Waschkaue. Neben den Wohnungen soll auch ihr Umfeld zum Hingucker werden. Durch das Kauengebäude führt ein langer, überdachter Gang. Er soll zu einer Art Innenhof werden, indem das Dach verschwindet, Bäume gepflanzt und Kopfsteinpflaster verlegt werden. „Der Flur wird aussehen wie eine romantische enge Gasse in Italien”, schwärmt Hohendahl. 

Aus diesem Gang soll „eine romantische enge Gasse in Italien” werden, indem das Dach verschwindet und Bäume aufblühen.
Aus diesem Gang soll „eine romantische enge Gasse in Italien” werden, indem das Dach verschwindet und Bäume aufblühen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Rund um die Kaue entsteht ein großer Garten, ein Weg aus Natursteinpflastern führt hindurch. Alle Reihenhäuser haben einen Zugang zum Garten, wenn auch keinen abgetrennten Bereich. Zäune habe man wegen der Denkmalschutz-Auflagen nicht bauen dürfen, „dafür hat man eine Art eigenen Park, der offen nach hinten ausläuft”. 

Ausflugscafé soll noch dieses Jahr fertig werden

Etwa 200 Parkplätze sind auf dem Gelände vorgesehen, ebenso Ladesäulen für Elektroautos und Stellplätze für Fahr- und Lastenräder. Besucher der Therme werden über eine separate Zufahrt zu getrennten Parkreihen geleitet, das Hauptgelände wird zur verkehrsberuhigten Zone. Bewohner können auf eine eigene Packstation zugreifen, Kinder können sich auf einem Spielplatz mit 2000 Quadratmetern austoben. 

Neben der Waschkaue liegt eine alte Ausbauhalle, die sich in ein Ausflugscafé verwandeln soll.
Neben der Waschkaue liegt eine alte Ausbauhalle, die sich in ein Ausflugscafé verwandeln soll. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Neben der Kaue soll noch bis zum Ende des Jahres ein weiterer Umbau fertig werden. Westlich der Reihenhäuser liegt eine kleine Ausbauhalle. Das Wellblech wird gegen Holzschindeln und Glas getauscht, so verwandelt sich die Halle in ein Ausflugscafé – entweder mit eigenem Betreiber oder als Non-Profit-Projekt der Bewohner.  

Viel Verkehr: So steht es um Lärm, Luft- und Bodenqualität

Die Projektgruppe bewirbt das Quartier unter anderem mit der Nähe zum Rheinufer und der guten Anbindung zur Autobahn. Der Nachteil: Im Umfeld herrscht reger Verkehr. Zu Fahrzeugen auf der A42 und Rheindeichstraße sowie Schiffen auf dem Rhein gesellen sich Güterzüge. Sie rollen regelmäßig über die Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke und direkt am Garten vorbei. 

Dennoch sei Lärm kein Thema für die Bewohner, meint Architekt David Wodtke. Die Fenster sind dreifach verglast und die Wände schallgedämmt. „In den Wohnungen hört man gar nichts und an die Geräusche im Garten gewöhnen sich die Ohren schnell. Ich höre da schon gar keinen Lärm mehr”, sagt er. Selbst von den weiteren Arbeiten am Förderturm würden die Bewohner wenig mitbekommen, weil eine Schallschutzwand aufgebaut und die Baufahrzeuge umgeleitet werden. 

Rund um die Reihenhäuser entsteht ein Park, den alle Bewohner als Garten mitbenutzen dürfen.
Rund um die Reihenhäuser entsteht ein Park, den alle Bewohner als Garten mitbenutzen dürfen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Obwohl das Thyssenkrupp-Werksgelände direkt am anderen Ufer liegt, sei die Luftqualität „top”, sagt Wodtke. Mit Hochwasser gebe es keine Probleme, weil das Gelände schon zu Bergbauzeiten um sieben Meter angehoben worden sei. Auch der Boden sei nicht mit Schadstoffen belastet – das hätten aktuelle Bodengutachten belegt. „Außerdem füllen wir Bereiche im Garten mit Mutterboden auf.” 

Wer an einer der letzten beiden Wohneinheiten in der Waschkaue interessiert ist, bewirbt sich am besten über die Internetanzeige im Portal „Immoscout24”, sagt David Wodtke. Per Mail ist das Unternehmen zu erreichen unter gruenaufkg@gmx.de

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>> Therme und Wohnungen im Turm: Die weiteren Pläne 

  • Insgesamt 34 weitere Wohnungen entstehen im alten Förderturm, in seinen Anbauten und im Diffusorengebäude. 
  • Die Einheiten werden unterschiedlich groß. Die Wohnfläche reicht von 22 Quadratmeter in einem Single-Apartment bis zu 320 Quadratmeter in einer luxuriösen Loftwohnung. 
  • In den oberen fünf Etagen des Turms schafft die Projektgruppe zudem eine exklusive Therme. Mehrere Pools, sieben Saunen und ein Restaurant sind geplant. Auf dem Dach ist ein „Infinitypool” mit unsichtbaren Rändern und eigener Bar vorgesehen. 
  • Die Therme soll auch für externe Gäste geöffnet werden und rund 100 Besucher am Tag empfangen können. Bewohner des Quartiers sollen für den Eintritt weniger zahlen. 
  • Die Arbeiten rund um den Turm befinden sich noch in der finalen Abstimmung und werden wohl nicht vor 2027 fertig, meint Wodtke. Demnach dürften die Wohnungen erst frühestens in zwei Jahren vermietet werden.