Duisburg. Wieder mehr Geld zum Leben – wie wollen die Parteien den Wohlstandsverlust aufhalten? Die Bundestagskandidaten im Wahlkreis Duisburg I antworten.
Vor der Bundestagswahl hat unsere Lokalredaktion die Direktkandidatinnen und -kandidaten in den beiden Duisburger Wahlkreisen zu Themen befragt, die für viele Einwohner hohe Priorität haben. Hier antworten die neun Bewerberinnen und Bewerber im Wahlkreis Duisburg I (Bezirke Süd, Rheinhausen, Mitte) auf unsere Frage zu Strategien gegen die gestiegenen Lebenshaltungskosten:
Die durchschnittliche Kaufkraft der Menschen in Duisburg ist so niedrig wie fast nirgends in Deutschland. Ab Mitte 2021 stieg die Inflation in Deutschland an, erreichte 2022/2023 ein Rekordniveau. Das trifft viele Duisburger besonders hart. Was werden Sie und Ihre Partei dafür tun, dass die Menschen in Duisburg sich von ihrem Arbeitslohn (wieder) mehr leisten können?
Auch interessant
Bärbel Bas (SPD): „Als SPD setzen wir direkt bei den Löhnen an. Wer täglich für sein Geld arbeitet, soll davon leben können. Die Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro war eine Gehaltserhöhung für sechs Millionen Beschäftigte. Insbesondere Frauen haben davon profitiert. Doch die Inflation hat viel davon aufgezehrt. Wir wollen den Mindestlohn daher auf 15 Euro anheben. Der Einkommensteuertarif belastet gerade mittlere Einkommen stark. Wir wollen die große Mehrheit – etwa 95 Prozent – der Beschäftigten entlasten und dafür unter anderem Spitzeneinkommen und -vermögen stärker an der Finanzierung des Gemeinwohls und der Modernisierung unseres Landes beteiligen. Und wir wollen den Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel senken.“
Dennis Schleß (CDU): „Ich setze mich dafür ein, dass Fleiß und Leistung wieder spürbar belohnt werden. Dafür wollen wir die arbeitende Bevölkerung entlasten, indem wir die Einkommensteuer deutlich senken und Überstundenzuschläge steuerfrei stellen. Wir führen eine ‚Neue Grundsicherung‘ ein, die fördert und fordert, und schaffen das Bürgergeld ab. Zudem möchten wir Geringverdiener durch niedrigere Sozialversicherungsbeiträge entlasten. Auch die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie senken wir wieder auf 7 Prozent. Unsere Agenda für die Fleißigen sorgt dafür, dass sich Arbeit wieder lohnt und die Duisburger sich mehr leisten können.“
Lamya Kaddor (Grüne): „Die wichtigste Maßnahme zur Stärkung der Kaufkraft der Menschen ist die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 €. Besonders in Duisburg erreichen wir damit viele, die im Niedriglohnsektor arbeiten und sich so Lebensmittel und andere Grundbedürfnisse besser leisten können. Wir werden außerdem unser Steuersystem gerechter aufstellen, damit der Wohlstand weniger ungleich verteilt ist in diesem Land. Damit entlasten wir vor allem die Mittelschicht und nehmen dafür die Vermögendsten in unserem Land verstärkt in die Pflicht. Und wir stärken Familien mit der stärksten Erhöhung des Kindergeldes in den vergangenen 30 Jahren und der Einführung des Kindersofortzuschlags.“

Alan Imamura (AfD): „Günstige und verfügbare Energie ist ein Haupttreiber aller Lebenshaltungskosten. Von der Landwirtschaft über Heizkosten bis zu Mobilität und Transport. Die AfD will die politisch-administrativ in die Höhe getriebenen Energiekosten sofort senken und dazu die CO₂-Abgabe, das Merit-Order-System (das jeweils teuerste aktuell am Netz befindliche Kraftwerk bestimmt den Preis) sowie die Vergütung trotz Negativpreisen anpassen. Duisburg droht zudem durch massive Arbeitsplatzverluste im Stahlbereich ein weiterer Absturz. Dies kann nur durch eine Verbesserung der langfristigen Rahmenbedingungen und einem massiven Bürokratieabbau verhindert werden.“
Sven Benentreu (FDP): „Die stark steigende Steuerlast für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist ungerecht und bremst Leistung aus. Das wollen wir ändern: Mit einem linear-progressiven Steuertarif beseitigen wir den Mittelstandsbauch und erhöhen den Grundfreibetrag um mindestens 1000 Euro. Überstundenzuschläge sollen künftig steuerfrei sein. Den Spitzensteuersatz wollen wir erst bei deutlich höheren Einkommen greifen lassen. Die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags und die automatische Anpassung der Freibeträge an die Inflation stellen sicher, dass Leistung sich wieder lohnt. So stärken wir die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger und belohnen alle, die durch eigene Arbeit Wohlstand schaffen wollen.“
Mirze Edis (Linke): „Wir setzen uns für höhere Löhne, die Stärkung von Tarifverträgen und eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro ein. Preissteigerungen müssen durch eine staatliche Preisbremse bei Energie und Lebensmitteln abgefedert werden. Außerdem wollen wir soziale Ungleichheit durch eine gerechtere Steuerpolitik abbauen, die Millionäre und Milliardäre stärker belastet und kleine Einkommen entlastet. Duisburger*innen müssen von ihrer Arbeit wieder gut leben können.“
Lesen Sie auch diese Artikel zur Bundestagswahl in Duisburg:
- Bundestagswahl in Duisburg: So kommt ihre Stimme sicher an
- Die wichtigsten Infos: Das müssen Sie zur Bundestagswahl in Duisburg wissen
- U18-Bundestagswahl: So haben Jugendliche in Duisburg gewählt
- AfD-Hochburg Duisburg-Nord: „Die Leute haben die Schnauze voll“
- Warum arme Menschen und Migranten ausgerechnet AfD wählen
Philipp Sengpiel (Freie Wähler): „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Arbeitnehmer 2000 Euro pro Monat steuerfrei verdienen können. Damit hätten die Menschen auf einen Schlag bedeutend mehr Netto vom Brutto, ohne die Firmen mit höheren Löhnen zu belasten. Ein steuerfreier Teil des Einkommens könnte die Motivation und Zufriedenheit der Arbeitnehmer steigern, da sie direkt mehr von ihrem Gehalt behalten. Geringverdiener würden überproportional profitieren, da ein größerer Anteil ihres Gesamteinkommens steuerfrei bleibt.“
Quo-Chir Luong (MLPD): „Als Arbeiterpartei steht die MLPD an der Seite der arbeitenden Bevölkerung in gewerkschaftlichen und selbständigen Kämpfen für besser Lohn- und Arbeitsbedingungen und im Kampf um Arbeitsplätze. Wir fordern einen Mindestlohn von 18 Euro, eine Sozialsteuer für Kapitalisten von 8 Prozent vom Umsatz, anstelle der Sozialversicherungsbeiträge. Um gut bezahlte Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen: die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Ersatzarbeitsplätze im Umweltschutz! Weg mit der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel! Bekämpfung der besonderen Ausbeutung von Rumänen. Um nur einige Punkte zu nennen. Die Inflation ist jedoch systembedingt und wird erst mit dem Kapitalismus verschwinden.“
Britta Söntgerath (Volt): „Die Potenziale von Duisburger*innen entdecken und fördern, damit sie gut bezahlte Jobs finden oder sogar ein Start-up gründen. Prekäre Arbeitsplätze konsequent verhindern; die Entlohnung unterhalb des Mindestlohns darf nicht weiter durch Umgehungen möglich sein. Eine bessere Bus- und Bahnverbindung als auch ein gutes Fahrradwegenetz könnte die Finanzierung eines Pkws, um zur Arbeit zu fahren, unnötig machen. Duisburg benötigt mehr Sozialwohnungen, verteilt auf alle Stadtteile, um insbesondere Familien mit Kindern zu entlasten. Steuersenkung auf Grundnahrungsmittel lassen mehr Spielraum für kleine Freuden im Leben, sei es im Café oder im Zoo und sorgen somit auch für ein besseres Miteinander.“

Das Bündnis Sahra Wagenknecht stellt keine Direktkandidaten auf. Für das BSW antwortet der Duisburger Bundestagsabgeordnete Christian Leye (ehemals Linke): Seine Antwort lesen Sie hier, im Artikel mit den Antworten der Bundestagsbewerber im Wahlkreis Duisburg II (Bezirke Süd, Mitte, Rheinhausen, Stadtteil Duissern).
- Die Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal + Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen + Instagram + Facebook +